Ganz ohne Luftkanäle
Lüftung von Hallenbauten
Für die energiesparende Be- und Entlüftung von Hallenbauten entwickelte die Industrie spezielle Dachventilatoren mit einem Regenerativ-Wärmerückgewinner. Die dezentrale Technik ist rasch installiert und macht ein Luftkanalnetz entbehrlich – eine geschäftliche Perspektive für Kälte-/Klimaanlagenbauer.
Für Lüftungsanlagen mit mehr als 4.000 m³/h Luftleistung ist laut EnEV (Energieeinsparverordnung) eine Wärmerückgewinnung vorgeschrieben – beispielsweise ein rotierender Regenerativ-Wärmetauscher. Das Funktionsprinzip: Die verbrauchte, noch warme Hallenluft strömt nicht ungenutzt ins Freie; ihr Wärmeinhalt wird vielmehr abgeschöpft und auf die kalte, angesaugte Außenluft übertragen. Das erspart dem Betreiber die Energiekosten für die Erwärmung der Zuluft. Der langsam rotierende Wärmetauscher überträgt sowohl Feuchte als auch Temperaturen, also die Enthalpie. Dabei sind Wärmerückgewinnungsgrade von über 90 % möglich.
Fortluft- und Außenluftstrom müssen freilich am Ort des Wärmetauschers zusammengeführt werden, was mitunter lange Kanalwege bedeutet. Der westfälische Anbieter Vacurant Heizsysteme GmbH, Bad Lippspringe (www.vacurant.de), empfiehlt daher eine dezentrale Technik mit mehreren Wärmerückgewinnern, die in Dachöffnungen eingesetzt werden und ein aufwendiges Luftkanalnetz überflüssig machen.
Der Wärmerückgewinner „VR3400“, so die Systembezeichnung, hat einen Zu- und Fortluftventilator und einen Regenerativ-Wärmetauscher. Die Luftleistung ist variabel und beträgt maximal 3.400 m³/h. Der thermische Wirkungsgrad liegt zwischen 75 und 94 %. „Damit erfüllt das System die Vorschriften der aktuellen Ökodesign-Richtlinie. Diese schreibt für die regenerative WRG eine Mindestrückwärmezahl von 73 % vor“, betont Vacurant-Geschäftsführer Christian Tüllmann. In vielen Fällen, so bei Lagerhallen, ist eine Zusatzheizung entbehrlich. Die Anlagenkosten sind bis zu 50 % über die BAFA (Modul 4: Energiebezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen) förderfähig, einschließlich der Elektro- und Dachdeckerarbeiten.
Rasch installiert
Der neue Wärmerückgewinner kommt hauptsächlich für Industriehallen, Werkstattgebäude und Sportstätten infrage. Bei Bedarf werden mehrere Geräte mit Schürzen in das flache oder geneigte Hallendach eingebunden, mechanisch befestigt, dann langzeitsicher abgedichtet. Jeder „VR3400“ ist eine werkseitig vormontierte Einheit, die nach dem Elektroanschluss betriebsbereit ist. Christian Tüllmann: „Somit hat der Lüftungsbauer auch für Sanierungsprojekte eine rasch installierbare Lösung, ohne dass großen bauliche Veränderungen notwendig sind“. So wurden unlängst zwei mechanische Fertigungshallen der Maschinenfabrik Gebr. Ruberg in Nieheim/Westfalen mit vier Geräten nachgerüstet. Das senkte die Heizkosten. Besonders vorteilhaft empfinden die Mitarbeiter den Luftaustausch in den Nachtstunden. „Wenn wir morgens die Halle betreten, ist Luft ist jetzt viel frischer als früher“, so ein Ruberg-Mitarbeiter.
Ein Fallbeispiel aus dem Sportstättenbereich: Die 45x27 m messende Dreifach-Turnhalle im westfälischen Minden-Lübbecke erhielt eine fortschrittliche Lüftungsanlage mit drei „VR“-Geräten. Über jedem Spielfeld wurde in 7 m Höhe ein Wärmerückgewinner mit je einer Schürze in die vorbereitete Dachöffnung eingesetzt. Aufgrund der im Werk vormontierten Technik waren die Geräte rasch installiert und in Betrieb genommen.
CO2-geregelt
Eine Hallenlüftung war in der Mindener Halle bisher nicht vorhanden. Eine Besonderheit der neuen Anlage: Die Luftleistung wird nach dem CO2-Gehalt der Hallenluft geregelt. Bei einem Messwert von 500 ppm beträgt die Luftleistung 1.400 m3/h; liegt er darüber, klettert die Luftleistung stufenlos bis auf 3.400 m3/h. Tüllmann: „Auf energiesparende Weise werden so optimale Trainingsbedingungen geschaffen.“ Messungen ergaben ferner einen niedrigen Schalldruckpegel. „VR3400“-Geräte erhielten unlängst auch die Gemeinde-Sporthalle in Brüggen und das Handball-Leistungszentrum Essen. Im Sommer nutzt das System die Nachtauskühlung: Der rotierende Wärmetauscher wird dann abgeschaltet und es findet ein reiner Ventilationsbetrieb statt. Bei Stillstand der Anlage verhindert eine automatisch schließende Verschlusskappe den Luftaustausch.
Die digitale Regelung des „VR3400“ erlaubt wahlweise den Betrieb mit konstantem Volumenstrom oder eine temperaturgeführte Fahrweise. Wie in Minden ist auch die Ansteuerung über Präsenzmelder und CO2-Fühler möglich. Bis zu sechs Geräte lassen sich regelungstechnisch zusammenfassen. Die Geräte sind netzwerkfähig: Schnittstellenkarten für MODBUS oder LON erlauben die Einbindung der Anlage in eine Gebäudeleittechnik.