Ganzheitliche Systemlösungen

Interview mit Hellmuth Weiß, Emco Bau- und Klimatechnik GmbH & Co. KG

Eine energiesparende Betriebsweise, die Gewährleistung anspruchsvoller Komfortkriterien sowie steigende Leistungsanforderungen bestimmen die Marktbedingungen für lüftungs- und klimatechnische Systeme. Die Redaktion der KKA sprach mit Hellmuth Weiß, Geschäftsführer der Emco Bau- und Klimatechnik GmbH & Co. KG, über aktuelle Herausforderungen, innovative Lösungsansätze sowie zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten in der Branche.

KKA: Herr Weiß, wie reagieren Sie als Hersteller auf die aktuellen Marktanforderungen?


Weiß: Unser Angebotsspektrum ist bewusst breit angelegt und umfasst lüftungs- und klimatechnische Komponenten für den Einsatz in Boden, Wand und Decke, die sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander eingesetzt werden können. Damit lassen sich maßgeschneiderte Systeme für nahezu alle Objekt- und Nutzeranforderungen zusammenstellen. Wir haben uns bereits vor fünf Jahren zum Ziel gesetzt, Problemlöser im Bereich dezentraler Komfortklimatisierung zu werden. Damals haben wir damit begonnen, rund um das Produktportfolio von Emco Klima eine Gesamtstrategie aufzubauen und führen diese bis heute konsequent fort. In Folge dessen wurden Produkte bereinigt oder neu in das Programm aufgenommen, wir haben Ergänzungen und Optimierungen durchgeführt und sind nun so aufgestellt, dass wir den Markt als Gesamtsystemanbieter mit hohen Ansprüchen an Energieeffizienz, Behaglichkeit sowie entsprechende Regelungstechnik bedienen können. Mittlerweile sind wir auch an vielen Großprojekten beteiligt, wodurch wir uns in dieser strategischen Ausrichtung bestätigt fühlen.

KKA: Im Gebäudebereich sind massive Energieeinsparungen möglich und nötig. Welchen Beitrag kann die Lüftungs- und Klimatechnik hierbei leisten?

Weiß: Grundsätzlich führt bei der Raumklimatisierung kein Weg am vernünftigen Umgang mit der Energie vorbei. Zunächst kann durch sorgfältige Planung der Klimatisierungsbedarf und damit der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert werden. Daher sollte die Lüftungs- und Klimatechnik bereits frühzeitig bei der Lösungsfindung zur Gebäude- und Anlagenoptimierung mit eingebunden werden. In dieser Phase können die Einflussfaktoren der jeweiligen Fachdisziplinen identifiziert werden und mit Hilfe einer umfassenden Betrachtungsweise in einem optimal aufeinander abgestimmten und energieeffizienten Gesamtkonzept münden. Aus diesem Grund setzen wir auf eine ganzheitliche Strategie, die hohe Betreuungsqualität, lüftungs- und klimatechnische Systemlösungen aus einer Hand sowie eine zuverlässige und unkomplizierte Auftragsabwicklung zum Ziel hat. Zur Gewährleistung einer systematischen und dauerhaften Begleitung der Projektpartner haben wir in den letzten Jahren unser Vertriebs- und Servicenetz komplett reformiert und weiter ausgebaut. Darüber hinaus beinhalten energieoptimierte Systemkonzepte häufig objektbezogene Sonderlösungen, die wir unseren Partnern dank einer flexiblen Produktionsweise und dem langjährigen Know-how in der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung ebenfalls anbieten können. Hier wird auch das Zusammenspiel der einzelnen Systemkomponenten regelmäßig getestet, ausgewertet und optimiert.

KKA: An die heutige Gebäudetechnik werden die unterschiedlichsten Ansprüche gestellt. Welche Voraussetzungen sollte ein klimatechnisches System neben energieeffizienter Betriebsweise Ihrer Meinung nach noch erfüllen?

Weiß: Eine immer größere Bedeutung bekommt die Gewährleistung einer hohen thermischen Behaglichkeit. Mit einem ausschließlichen Einsatz der bekannten, klassischen Nur-Luft-Anlagen dürfte es schwer sein, dieses Ziel zu erreichen. Einen sehr guten Lösungsansatz bietet hier beispielsweise die Kühldecke, die aufgrund ihrer Technologie neue Wege aufzeigt. Aktive, wasserdurchflossene Kühldeckensysteme zeichnen sich nicht nur durch geringen Transportenergiebedarf und energetisch günstige Vorlauftemperaturen aus, sie sind zudem in der Lage, ein weitgehend gleichmäßiges vertikales Temperaturprofil im Raum aufzubauen. Bei Kühldecken mit hohem Strahlungsanteil liegt die empfundene Raumtemperatur um 1,5 bis 2 K unterhalb der Raumlufttemperatur, was sich positiv auf den Komfort auswirkt.

Zur Gewährleistung der Behaglichkeitskriterien bei besonders hohen Kühllasten empfiehlt sich allerdings eine Kombination mit weiteren wassergeführten Systemen, zu denen beispielsweise dezentrale Boden- oder Deckenkonvektoren gehören. Die Entwicklung in den letzten drei, vier Jahren hat insbesondere bei den Kühlkonvektoren erhebliche Fortschritte verzeichnen können. Vor allem im Büro- und Verwaltungsbereich gilt es, immer höhere Lasten abzuführen, was ein entsprechendes Leistungsspektrum von den Unterflurgeräten fordert. Für diese besonders hohen Kühl- und Heizanforderungen wurden Hochleistungskonvektoren entwickelt, die auch in solchen Räumen ganzjährig angenehme Temperaturen sicherstellen.

KKA: Die Branche beklagt einen starken Preisdruck, der momentan den Markt beherrscht. Wie beurteilen Sie die Situation?

Weiß: Unser Ziel ist es, sich einem derartigen Wettbewerb möglichst zu entziehen und durch unsere Lösungen zu überzeugen. Bei Auftragsvergabe wollen wir nicht mit Preisdumping, sondern unserer technischen Kompetenz punkten. Dies lässt sich insbesondere an den jüngsten Projekten, wie etwa den Bügelbauten am Berliner Hauptbahnhof ablesen, die wir für uns gewinnen konnten. Entscheidend für die Auftragsvergabe ist häufig die bereits erwähnte Einhaltung anspruchsvoller Komfortkriterien bei besonders hohen Leistungsanforderungen. Und dies ist uns mit der jeweiligen Systemlösung erfolgreich gelungen. Das macht uns natürlich stolz. Meiner Meinung nach wirkt sich Fachkompetenz, technische Ausgereiftheit und hohe Betreuungsqualität viel nachhaltiger auf die Zusammenarbeit aus. Das sehen wir auch daran, dass renommierte Fachleute unsere Leis­tung anerkennen und mit uns Partnerschaften eingehen wollen.

KKA: Das klingt überzeugend. Welche strategischen Maßnahmen waren für diese Entwicklung notwendig?

Weiß: Manchmal ist es einfacher, als man glaubt. Im Alltagsgeschäft erkennt so manches Unternehmen vor lauter Aktivität die eigenen Stärken nicht mehr klar und deutlich. Als wir damals mit dem Aufbau der Gesamtstrategie begannen, prägte ich den Leitspruch „wenn Emco Klima wüsste, was Emco Klima weiß“. Und genau dieser Ansatz hat vieles verändert. Das Unternehmen verfügte bereits seit Jahren über breites Know-how und eine Kernkompetenz im Bereich der Raumklimatisierung. Dieses Profil galt es wieder in den Fokus zu stellen, zu schärfen und strategisch zu nutzen. Wir haben das Personal weiter qualifiziert, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung optimiert, das Produktportfolio sinnvoll ausgestaltet und versuchen stets, aktuellen Marktanforderungen und Kundenwünschen zu entsprechen. Damit wenden wir uns bewusst und erfolgreich vom Massenmarkt mit seinem Preiskampf ab.

KKA: Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit Emco Klima in den kommenden Jahren?

Weiß: Wir befinden uns in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess. Anders ist es auch gar nicht möglich, auf Dauer erfolgreich zu agieren. Die Marktanforderungen und die Rahmenbedingungen für die Lüftungs- und Klimatechnik sind ja permanent in Bewegung und verändern sich stetig. Darauf wollen wir vorbereitet sein und entsprechende Systeme und Komponenten anbieten können. Unser Ziel ist nach wie vor die Ausrichtung als Spezialist für objektbezogene Komfortlösungen. Natürlich bedienen wir auch Standardlösungen, doch die Flexibilität, immer auf die Gegebenheiten des Marktes zu reagieren, ist unsere Stärke. Das kostet manchmal sehr viel Kraft und Energie, aber wir wollen uns diese Flexibilität auf jeden Fall bewahren. Wir suchen gezielt den Dialog mit unseren Partnern, um gemeinsam Lösungsansätze zu generieren und diese dann in unsere Geräte zu integrieren.

KKA: Sie heben die Relevanz der Nähe zum Marktgeschehen und gemeinsame Lösungsfindung mit ihren Partnern hervor. Welche Chancen für die zukünftige Entwicklung können hieraus entstehen?


Weiß: Wir versuchen, weit über den Tellerrand der klassischen Lüftungs- und Klimatechnik zu schauen und gemeinsam mit anderen Disziplinen fachübergreifend zukunftsfähige Trends zu erkennen und entsprechende Lösungsansätze zu entwickeln. Gegenwärtig beschäftigen wir uns in Kooperation mit Architekten und Herstellern von Inneneinrichtungen mit dem Büro der Zukunft. Sie werden jetzt sicherlich fragen, was hat denn das mit Raumklimatisierung zu tun. Hier untersuchen wir z.B. den Einfluss der Positionierung des Mobiliars auf das Behaglichkeitsempfinden und ziehen daraus Schlüsse für eine Integration der Lüftungs- und Klimatechnik. Meiner Meinung nach führt erst die Gesamtbetrachtung der einzelnen Einflussgrößen und Fachdisziplinen zum gewünschten Ergebnis und bietet zudem noch die Möglichkeit, Investitionseinsparungen zu erzielen. Hier sehen wir große Chancen für unsere Branche und möchten aktiv mitwirken und mitgestalten.

KKA: Welche Trends sehen Sie generell für die Lüftungs- und Klimatechnikbranche in Europa und in Deutschland?

Weiß: Der Trend geht meiner Meinung nach ganz klar nach wie vor in Richtung energieeffiziente Gesamtsysteme gepaart mit hohem Komfortanspruch. Darauf wird sich zukünftig ganz Europa fokussieren, auch wenn heutzutage noch national unterschiedliche Komfortanforderungen gestellt werden. So sind geschosshohe Glasfassaden bei Neubauten in immer mehr Ländern das Maß aller Dinge. Und europäische Richtlinien und umweltpolitische Rahmenbedingungen stellen verbindliche Vorgaben hinsichtlich Gebäudeeffizienz, Reduzierung des Energieverbrauchs und Senkung der CO2-Emissionen.

KKA: Und wie bewerten Sie angesichts des zurückgehenden Neubauvolumens die Bedeutung des stetig wachsenden Modernisierungsmarktes für die Lüftungs- und Klimatechnikbranche?

Weiß: Die Modernisierung im Bestand bietet eine große Chance, im Markt zu bestehen und zu wachsen. Ein großer Teil der Altbauten entspricht noch nicht den gewünschten oder gar heutzutage geltenden Standards. Unter Berücksichtigung der bestehenden Bausubstanz wird es auch hier fast immer notwendig sein, individuelle Lösungen für die Raumklimatisierung zu generieren. Dabei steigt die Relevanz dezentraler Lüftungs- und Klimatechnik, denn häufig ist ein nachträglicher Einbau der für eine zentrale Versorgung notwendigen Luftverteilungskanäle einfach nicht realisierbar. Darüber hinaus sehe ich großes Potential in der Modernisierung und Sanierung öffentlicher Gebäude, wie z.B. Schulen oder Pflegeheime. Die Sicherstellung optimaler Raumluftqualität und -hygiene in diesen Objekten ist ein aktuelles und breit diskutiertes Thema in der Branche. Für uns ergibt sich hiermit ein weites Betätigungsfeld mit spezifischen Anforderungen, für die wir ebenfalls entsprechende Sys­temlösungen anbieten können.

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