64 RLT-Geräte für ein Datacenter in Betzdorf

Klimatechnik im Rechenzentrum

64 RLT-Geräte für ein Datacenter in Luxemburg

Die e-brc, Tochterunternehmen der luxemburgischen Postes & Télécommunication S.A. (P&T), baut in Betzdorf, Luxemburg, ein neues Datacenter. Dieses soll das zum Zeitpunkt seiner Realisierung umweltfreundlichste seiner Art in Europa werden. Dabei leistet die Raumlufttechnik einen wesentlichen Beitrag: Sie führt insbesondere die durch die Großrechner erzeugte Wärme energieeffizient ab.

Die P&T beauftragte das Ingenieurbüro Jean Schmit Engineering (JSE) aus Luxemburg mit der Generalplanung. Es war bereits das dritte gemeinsame Rechenzen­trum dieser Größe. Die Zentren wurden für die maximale Sicherheitsstufe TIER IV (siehe Kasten) konzipiert. Die ersten beiden Projekte bekamen schon die entsprechende Zertifizierung vom Uptime Institute aus den USA. In der Endausbaustufe werden 64 RLT-Geräte in Betzdorf stehen: Auf einem eigenen Stockwerk klimatisieren 28 Innenraumgeräte eine Etage des Datacenters. Ein weiteres Stockwerk mit Servern wird von 36 wetterfesten RLT-Geräten versorgt, welche auf dem Dach aufgestellt werden.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, forderte der Bauherr die höchste zu diesem Zeitpunkt mögliche Energieeffizienz. Das erarbeitete Konzept kombiniert Umluftbetrieb mit umweltfreundlicher adiabater Kühlung. In der Endausbaustufe sind mindestens 15 MW Wärme abzuführen. Dafür werden bis zu 5,6 Mio. m3/h Luft umgewälzt. Weitere Kernpunkte des Ener­gie­spar­kon­zepts sind ein vo­­lu­menstromvariabler Um­luft­betrieb und die Minimierung von Druck­verlusten. Eine eingehende und ganzheitliche Effizienz-Analyse beeinflusste das Kon­zept maßgeblich.

Minimierte Druckverluste

Um die Druckverluste in den RLT-Geräten zu minimieren, wurden diese großzügig dimensioniert. Die Geschwindigkeit im lichten Querschnitt beträgt lediglich 1,6 m/s. Das erste der RLT-Geräte hat deshalb eine Breite von knapp 4 m, eine Höhe von 4,5 m und eine Länge von 14 m. Auch bei der Auswahl der Komponenten wie Filter oder Rotations­wärme­übertrager war der Druckverlust ein entscheidendes Selektionskriterium. Die absoluten Energieeinsparungen solcher Maßnahmen sind erheblich: Allein 2816 Filter sind für die 64 RLT-Geräte in Betzdorf vorgesehen.

Umweltfreundliche Kälteerzeugung

15,28 MW Kühlleistung benötigt das fertig ausgebaute Datacenter. Die Kälte soll möglichst ökologisch erzeugt werden. Deshalb wird so viel wie möglich mit Außenluft gekühlt. Als Regenerationsluft wird sie bei Bedarf zur Kühlung adiabat befeuchtet. Die Kälte des Regenerationsluftstroms wird durch Rotationswärmeübertrager ohne Feuchteübertragung an die Umluft des Datacenters übertragen. Die umweltfreundliche Kühlung leistet 5,88 MW. Das entspricht fast einem Drittel der benötigten Kühlleistung. Für die adiabate Befeuchtung wird zuerst aufbereitetes Regenwasser genutzt. Neben dem Datacenter wurde dafür eigens ein Regenwassertank und eine Aufbereitungsanlage gebaut. Sollte dies nicht genügen, wird aufbereitetes Wasser einer naheliegenden Kläranlage benutzt. Die restliche Kälteleistung stellt die zentrale Kälteerzeugung (Bild „Funktionsschema“) bereit. Auch die Antriebe wurden optimiert. High Efficiency Motoren (IE2) treiben die Ventilatoren an. Die Motoren der Umluftventilatoren sind im Fortluftstrom der Regenerationsluft platziert. Statt die Kühllast zu erhöhen, wird die Motorabwärme somit direkt abgeführt. Neben den Umluftgeräten sorgt ein weiteres RLT-Gerät für den hy­gienisch notwendigen Luftwechsel und die Sicherstellung der Luft­feuchtigkeit von ganzjährig 8 g/kg. Der Außenluft­an­teil der Serverbereiche ist sehr gering. Für die Klimatisierung der angeschlossenen Büroräume ist ein separates RLT-Gerät zu­stän­dig.

Standortspezifisch analysiert

Bei der Erarbeitung des Raumlufttechnik-Konzepts wurden verschiedene Lastfälle und RLT-Anlagenkonzepte mit dem Effizienznachweis „TrueBlue“ simuliert. Ausbaustufen von 1200 W/m² bis zu 2000 W/ m² wurden betrachtet. Kühlsequenzen wurden im Stundenschrittverfahren über einen Zeitraum von einem Jahr simuliert. „TrueBlue“ berücksichtigt die tatsächlichen Wet­ter­daten des jeweiligen Standorts, weltweit. Anhand dieser Ergebnisse wurde das Konzept detailliert ausgearbeitet. Investitions-, Betriebs-, Wartungs- und Entsorgungskosten werden mit dem Effizienznachweis ebenso ausgewiesen wie Primärenergiebedarf und CO2-Emissionen. In Deutschland ist diese ganzheitliche Betrachtung vor dem Hintergrund des EEWärmeG zu sehen. Das aktuelle EEWärmeG sieht vor, dass ein bestimmter Prozentsatz des Wärme- und Kältebedarfs durch erneuerbare Energien erzeugt werden muss bzw. durch Ersatzmaßnahmen zu kompensieren ist. Wärmerückgewinnung und adiabate Befeuchtung können unter Einhaltung bestimmter Qualitätskriterien nach EEWärmeG angerechnet werden.

Optimierte Regelsequenzen

Durch die Analyse wurden die optimalen Regelbereiche und deren Positionierung im h,x-Diagramm identifiziert. Die größtmögliche Energieeinsparung wird durch drei Bereiche mit unterschiedlichen Regelsequenzen erreicht. Diese Regel­se­quen­zen bestimmen die Abfolge der Funk­tio­nen Wärmerückgewinnung, adiabate Befeuchtung, variable Volumen­ströme und Zuluftkühler-Leistung.

Die Leistungsdaten wurden am realen Gerät während einer Werkabnahme verifiziert. Dazu wurde das erste RLT-Gerät mit einem Luftvolumenstrom von 47­ 750 m³/h im Entwicklungslabor von robatherm in Burgau montiert und mit Messeinrichtungen versehen. Förderleistung, Stromaufnahme und Druckverluste der einzelnen Komponenten sowie des gesamten RLT-Geräts wurden überprüft und bestätigt.

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