Licht und Schatten

Rückblick auf das Chillventa eSpecial

Vom 13. bis 15. Oktober 2020 fand das Chillventa eSpecial mit begleitendem Chillventa Congress statt. Das virtuelle Event konnte zwar keinen adäquaten Ersatz für eine „echte“ Chillventa liefern, bot aber der Branche in Corona-Zeiten trotzdem eine gelungene Chance sich fachlich auszutauschen. Trotz einiger Kritikpunkte an dem Format kann man das eSpecial als Erfolg bezeichnen.

Die Zahlen des Chillventa eSpecials können sich sehen lassen: 30 Vorträge beim Kongress, 75 Fachvorträge sowie über 300 RoundTables von 207 ausstellenden Unternehmen und in Summe über 6.800 aktive Teilnehmer aus 113 Ländern, über 100.000 Chatnachrichten und 1.200 Videocalls. Ob dies ein Erfolg oder Misserfolg ist, kann man mangels Vergleichsmöglichkeiten allerdings nicht feststellen. Und man darf hoffen, dass eine virtuelle Chillventa auch eine Eintagsfliege bleibt, die keine Vergleichsmöglichkeiten zulassen wird. Die Verantwortlichen der NürnbergMesse zogen jedenfalls im Rahmen einer Pressekonferenz am 16. Oktober 2020 ein positives Fazit.

„Die hohe Beteiligung beim Chillventa eSpecial sowohl von Aussteller- als auch Teilnehmerseite freut uns sehr! Das erste positive Feedback noch während des Events zeigt, dass die Kälte-, Klima-, Lüftungs- und Wärmepumpen-Branchen mit den digitalen Möglichkeiten des Chillventa eSpecials sehr zufrieden waren. Insbesondere die Möglichkeiten zum Netzwerken, das Matchmaking, die Qualität der Kongressbeiträge sowie die Aussteller-Fachvorträge wurden sehr gelobt“, fasst Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung NürnbergMesse, das eSpecial zusammen.

„Nach dem Erfolg des Chillventa eSpecials blicken wir nun optimistisch in die Zukunft und starten voller Elan in die Vorbereitungen für den European Heat Pump Summit und die nächste Chillventa. Wir freuen uns, die Community bald wieder persönlich bei uns in Nürnberg begrüßen zu dürfen“, so Daniela Heinkel, Leiterin Chillventa, NürnbergMesse.

Kontaktmöglichkeiten nicht ausreichend genutzt

Das Fazit mancher Aussteller, mit denen die KKA-Redaktion während des eSpecials in Kontakt war, ist rückblickend allerdings durchwachsen. Es gab durchaus Kritikpunkte. Einhellig gelobt wurde die Qualität des begleitenden Fachprogramms und die in vielen Fällen sehr hohe Zahl an Zuhörern bei den Web-Seminaren, dem Congress und den RoundTable-Gesprächen. Das sogenannte Matchmaking – also das gezielte Zusammenführen von Besuchern und Ausstellern mit gleichen Interessen – und die direkten Kontakte zu Kunden auf den Profilseiten der Aussteller wurden allerdings nicht in gleicher Weise in Anspruch genommen. Hier kann man jedoch der NürnbergMesse keinen Vorwurf machen. Es stand eine durchdachte Plattform mit vielen Angeboten zur Verfügung; man kann als Veranstalter aber niemanden zwingen, sie auch intensiv zu nutzen. Der Besuch einer virtuellen Messe war sowohl für Aussteller als auch für Besucher Neuland und die Hemmschwelle war entsprechend hoch, die neuartigen Kontaktmöglichkeiten vollumfänglich zu nutzen. Es ist halt einfacher, als stummer Zuhörer einem Fachvortrag zu lauschen, als aktiv einen Chat oder ein Video-Telefonat zu starten.

Zudem gab es einige technische Probleme. Das lag vor allem daran, dass einige Browser nicht sämtliche Funktionen der Messeplattform unterstützten und dass manche private oder Firmen-Firewall den Aufbau eines Video-Calls verhinderten. Schwankende Internetverbindungen taten ihr Übriges. So mancher gescheiterter Video-Call endete dadurch letztlich in einem Telefonat oder einem außerhalb des eSpecials vereinbarten „Teams“- oder „Zoom“-Meeting. Was aber zweitrangig ist, denn schließlich kommt es auf den Kontakt an, der über das Chillventa eSpecial zustande gekommen ist. Auch wenn man daraus hoffentlich keine Lehren für eine zweite virtuelle Chillventa ziehen muss, so hatten doch viele Firmen und Besucher ein Aha-Erlebnis, dass sie sich für eine zunehmend digitale Kommunikationswelt – auch für Nach-Corona-Zeiten – technisch besser aufstellen müssen.

Corona auch zentrales Thema der Kälte-Experten

Thematisch deckten Chillventa Congress sowie die Fachvorträge des eSpecials die gesamte Bandbreite an neuesten Entwicklungen rund um Kälte-, Klima-, Lüftungs- und Wärmepumpentechnik aus Forschung, Entwicklung und Praxis sowie über aktuelle politische Rahmenbedingungen ab.

Sowohl beim Congress als auch bei den Fachvorträgen war Corona ein zentrales Thema, das in allen Branchen-Segmenten intensiv thematisiert wurde. Hierzu zählt auch das RoundTable-Gespräch der KKA. Experten der Kälte-/Klima-/Lüftungsbranche diskutierten in einer Podiumsdiskussion über die Herausforderungen und Chancen der Corona-Pandemie, die sich für Planer, Handwerker, Betreiber und die Industrie ergeben (siehe Kasten). Trotz der späten Stunde am 14.10. um 18:00 war der Zuspruch der Interessenten sehr groß. Und die Teilnahme hat sich sicher für alle gelohnt, denn es wurden wichtige Aspekte angesprochen und erklärt. Die Experten konnten aus erster Hand den Stand der Dinge kommentieren und bewerten.

Kühlkette, Wasserstoff und Wärmepumpen

Im Rahmen des Congress-Fachprogramms wurde auch die Kühlkette mit der Bedeutung für die Ernährung der Weltbevölkerung umfassend vorgestellt und analysiert. Ein besonders informativer Vortrag mit Daten und Fakten war dem Thema Wasserstoff gewidmet. Die fachlichen Informationen helfen, den aktuellen Hype zu dem Thema im richtigen Licht zu bewerten. Kältemittel und hier insbesondere Kreislaufwirtschaft, illegale Einfuhr und Low-GWP-Kältemittel wurden ebenfalls umfassend dargestellt und diskutiert.

In mehr als zehn Vorträgen ging es um Wärmepumpen – vom Wäschetrockner bis zur Anwendung im Fernwärmenetz. Großer Beliebtheit erfreuten sich zudem die Betrachtungen zu hybriden Anlagen (gleichzeitig Heizen und Kühlen). Aktuelle Zahlen, Trends, Herausforderungen und derzeitige sowie zukünftige Lösungen wurden in fünf Vorträgen zur Situation der Rechenzentren in Deutschland vorgestellt einschließlich der Auswirkung der Corona-Pandemie.

Save the Date – European Heat Pump Summit 2021 und Chillventa 2022

Der nächste Meilenstein ist nun der European Heat Pump Summit, Kongress für die internationale Wärmepumpenwelt, der vom 26. bis 27. Oktober 2021 in Nürnberg stattfinden wird. Hier treffen renommierte Referenten auf internationale Entscheidungsträger aus Industrie, Gewerbe und Wissenschaft.

Die nächste reguläre Chillventa findet dann turnusgemäß vom 11. bis 13. Oktober 2022 im Messezentrum Nürnberg statt.

Der Sprung ins kalte Wasser

Petra Wolf, Mitglied der NürnbergMesse-Geschäftsleitung, äußerte sich im Rahmen der Pressekonferenz zur Entscheidung, die Chillventa virtuell durchzuführen:


„Die Messelandschaft in Deutschland befindet sich in einer äußerst schwierigen Situation. Alleine am Standort Nürnberg mussten bislang 30 Messen abgesagt werden. Dies ist ein wirtschaftlicher Kraftakt für eine Messegesellschaft und auch eine emotionale Achterbahnfahrt für uns. Organisatorisch hätten wir eine für Besucher und Aussteller sichere Chillventa physisch durchführen können. Aber wenn sie diese Woche stattgefunden hätte, hätte dies der Marke Chillventa geschadet, da bin ich mir sicher. Eine Messe zu veranstalten gegen den Willen der Branche kam damals und heute nicht in Frage. Der Wunsch nach Austausch und Dialog war bei Ausstellern und Besuchern trotzdem groß, daher fiel frühzeitig der Entschluss, die Chillventa zu digitalisieren. Und die digitale Version wurde dann in kürzester Zeit aus der Taufe gehoben. Mein Dank gilt allen Kunden, Ausstellern, Partnern, Verbänden, Besuchern, der Fachpresse und meinem Messeteam. Sie haben sich mit uns auf das Experiment eingelassen und mit uns den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Digitale Events sind ein guter Weg in diesen Tagen, aber eine rein digitale Messe kann keinen Ersatz bieten für eine physische Messe. Wie geht es weiter? Derzeit können wir nur auf Sicht fahren. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns in naher Zukunft wieder persönlich treffen können.“

KKA-RoundTable-Gespräch zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie

Im Rahmen des Chillventa eSpecials fand ein von KKA-Chefredakteur Christoph Brauneis (im Bild rechts oben) organisiertes virtuelles „RoundTable-Gespräch“ statt. Günther Mertz (Geschäftsführer FGK, BTGA, links oben), Karl-Heinz Thielmann (VDKF-Präsident, links unten) und Volker Weinmann (Beauftragter Politik, Umwelt und Verbände, Fa. Daikin, rechts unten) diskutierten in der Runde über die Herausforderungen und Chancen der Corona-Pandemie, die sich für Planer, Handwerker, Betreiber und die Industrie ergeben.


Die Themen gingen von den Einschränkungen auf Baustellen durch die notwendige Einhaltung von Hygienerichtlinien, um einen Baustopp insbesondere auf Großbaustellen zu vermeiden, über die aktuelle wirtschaftliche Lage in den Unternehmen der Lüftungs-, Klima- und Kältetechnikbranche bis hin zu den Auswirkungen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel, die dazu führt, dass Splitgeräte aktuell eigentlich nicht betrieben werden dürften, es sei denn in Einzelbüros. Da noch keine Vorgaben des Ministeriums vorlägen, „verweisen wir auf die BTGA-Handlungsempfehlung und das REHVA-Dokument“, sieht Volker Weinmann einen pragmatischen Ansatz. Es sei aktuell sinnvoll, Klimageräte auch außerhalb der Nutzungszeiten eine Weile weiter zu betreiben und zudem über Fenster für die notwendige Verdünnung der Luft zu sorgen.

Thematisiert wurden auch die Fördermaßnahmen des Bundes für die Corona-gerechte Um- und Aufrüstung bestehender stationärer RLT-Anlagen. 500 Mio. € werden seit 20. Oktober 2020 zur Verfügung gestellt (https://bit.ly/3oDxnJE). Allerdings werden keine Neuanlagen gefördert. Das trifft insbesondere Schulen hart, von denen aktuell noch nicht einmal 8 % mit einer mechanischen Belüftung ausgestattet sein dürften, wie Günther Mertz kritisch anmerkte. Ähnliches gilt für Seniorenheime und Bettenhäuser in Kliniken und Krankenhäusern (siehe Editorial auf S.1). Die Umstellungen auf eine digitale Kommunikation, wie sie mit Beginn der Corona-Pandemie in vielen Bereichen Einzug gehalten hat, fällt im größeren Anlagenbau meist leichter als in den kleineren Betrieben, so ein Statement während der lebhaften Diskussion. Doch seien die Herausforderungen bei der Umstellung auf die digitale Durchführung von Baubesprechungen und die zusätzlichen Maßnahmen durch die Hygienevorschriften auch nicht zu unterschätzen. Als besonders schwerwiegend werden die Einschränkungen bei der beruflichen und fachlichen Weiterbildung empfunden. Karl-Heinz Thielmann sieht insbesondere eine schwierige Lage im Handwerk. Auch mit Online-Veranstaltungen könnten die Betriebe im Handwerk nur eingeschränkt erreicht werden.
Positiv stimmt dagegen, dass die Betriebe aktuell überwiegend wirtschaftlich gut dastehen. Zudem werde Luft in Gebäuden als Thema immer wichtiger, so Volker Weinmann. Für raumlufttechnische Anlagen müsse daher bereits in der frühen Gebäudeplanung der notwendige Platz eingeräumt werden.

Mit der rund einstündigen RoundTable-Diskussion wurde ein fachlicher Bogen geschlagen, der eine gute Zusammenfassung der Diskussionen rund um die Corona-Pandemie und ihre aktuellen sowie künftigen möglichen Auswirkungen auf die Raumlufttechnik bot.

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