„Light Commercial“ und mobile Lösungen im Fokus
Das Secop-Management-Board im KKA-Interview
2020 feierte Secop, früher unter dem Namen Danfoss Compressors bekannt, seinen zehnten Geburtstag. Doch nicht nur das: Das Unternehmen aus Flensburg schloss im letzten Jahr einen globalen Umstrukturierungsprozess ab. Die KKA hat mit dem Vorstand über die Ereignisse des Jahres gesprochen und wie Secop seine Position in der weltweiten Kältebranche stärken will.
KKA: Im September 2019 wurde die Übernahme von Secop abgeschlossen. Seit der Übernahme sind sicher viele Veränderungen eingetreten: Können Sie das „neue“ Secop in Worte fassen?
Frank Elsen, Chief Financial Officer: Mit den Transformationen der letzten zwölf Monate haben wir unsere Ressourcen auf die Bereiche „Light Commercial“ und „Mobile Cooling“ konzentriert, auch die Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E).
Unsere Maßnahmen werden das „neue“ Secop prägen: die Schließung der Produktion in Österreich, der Verkauf der „Delta“-Linie, die Einrichtung des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums in Gleisdorf bei Graz sowie die Verlagerung der „K“-Serie (ehemals „Kappa“) in die Slowakei – das alles ist Teil unserer Strategie, die Kernressourcen in unseren Segmenten für stationäre und mobile Kühlanlagen zu konzentrieren und unsere Produktionsstätten in der Slowakei und in China zu konsolidieren.
KKA: Können Sie die Veränderungen, die bei Secop Österreich stattgefunden haben, näher erläutern?
Fabricio Possamai, Chief R&D Officer: Alle unsere Aktivitäten in Österreich sind mit der Entscheidung verbunden, uns auf die Geschäftssparten „Light Commercial“ und „Mobile Cooling“ zu konzentrieren. Daher haben wir unseren Produktionsstandort in Fürstenfeld geschlossen und Secop Österreich zu einem F&E-Kompetenzzentrum ausgebaut. Wir behalten die Entwicklungskompetenzen und werden sie in unseren neuen F&E-Hauptsitz in Gleisdorf einbringen, um uns auf neue Produktentwicklungen zu konzentrieren und die strategische Roadmap für unsere Hauptgeschäftsfelder zu unterstützen.
Unser Ingenieurteam in Österreich verfügt über ausgezeichnete Verbindungen zu Hochschulen und anderen F&E-Zentren in Österreich. Zusätzlich gibt es in unserem neuen F&E-Zentrum voll ausgestattete Labors für die Entwicklung neuer Produkte.
KKA: Was ist mit den anderen F&E-Abteilungen?
Fabricio Possamai: Selbstverständlich behalten wir alle anderen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in der Slowakei und in China bei. Außerdem haben wir ja noch ein eigenes Kompetenzzentrum in Deutschland, in Flensburg, das „Motor Competence Centre“ (MCC), um die Entwicklung von Elektronik und Motorsteuerung zu unterstützen. Dazu kommen die Anwendungslabors in Deutschland, wo wir unser fundiertes Wissen nutzen, um Kunden bei der Systemoptimierung zu unterstützen.
Dank unserer neuen F&E-Einrichtungen und ihrem Netzwerk können wir neue Entwicklungen mit einem effizienten und agilen Ansatz unterstützen und dabei das gesamte in unserer Organisation verbreitete Know-how nutzen: mechanische Konstruktion von Verdichtern, Thermodynamik, elektronisches Design und Systemtests.
KKA: Auf welche Märkte zielen Sie mit den beiden Kerngeschäftsfeldern stationäre und mobile Kühlung ab?
Dr. Philipp von Stietencron, Chief Commercial Officer: Im Segment „Stationäre Kühlung“ finden sich die Hauptanwendungen im Lebensmitteleinzelhandel, bei Lebensmitteldienstleistungen, medizinischen und gewerblichen Gefrier- oder Kühlgeräten, Getränkespendern und speziellen gewerblichen Geräten. Wir verfügen über verschiedene Lösungen, um umweltfreundliche und effiziente Anwendungen zu unterstützen. Wir beschäftigen uns zudem mit der Entwicklung neuer Produkte und Lösungen, zum Beispiel für den medizinischen Bereich.
Im Segment „mobile Kühlung“, in dem wir Weltmarktführer sind, bieten wir gleichstrom- oder batteriebetriebene Kühlkompressoren an, die speziell für Lastwagen, Autos, Busse und Wohnmobile entwickelt wurden. Darüber hinaus produzieren wir Kühlkompressoren für tragbare Boxen und Spezialanwendungen sowohl für den Solar- als auch Medizinsektor. Dazu zählen gleichstrombetriebene mobile Boxen für den Impfstofftransport, was in diesen Zeiten natürlich sehr wichtig ist.
Ein weiterer Wachstumsimpuls für das Segment „mobile Kühlung“ ist die E-Mobilität. Mit Batterien kann man einen Kühlschrank auch über einen längeren Zeitraum betreiben, da der Energieverbrauch unserer Verdichter sehr gering ist. Unsere Lösungen könnten möglicherweise die Lieferung von Lebensmitteln im Laderaum eines Autos ermöglichen, ohne die Batterie zu erwärmen.
KKA: Was planen Sie im Bereich Haushaltskühlungen? Geben Sie dieses Segment auf?
Dr. Philipp von Stietencron: Nein, aber wir werden uns bei den Haushaltskühlungen auf Nischenanwendungen für Extrembedingungen konzentrieren. Unser Hauptmarkt bleibt dabei der Nahe Osten mit seinen hohen Temperaturen und wir werden diese hochanspruchsvollen Anwendungen weiterhin anbieten.
KKA: Die Produktion von Secops „K“-Serie wurde von Ihrem früheren Werk in Fürstenfeld, Österreich, nach Zlaté Moravce in der Slowakei verlegt. Warum diese Verlagerung?
Dr. Jan Ehlers, Chief Operation Officer: Wie bereits gesagt: Wir haben die Produktion für Kältekompressoren für den Wohnbereich verkauft, um Mittel für die Bereiche „Light Commercial“ und „Mobile“ und den entsprechenden Plattformen freizusetzen. Das ist der erste Grund, der zweite ist: Auf diese Weise konnten wir unsere europäische Produktion in unserer slowakischen Produktionsstätte konsolidieren. Das führt zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Synergien für die Produktion von Kältekompressoren für den gewerblichen Bereich.
KKA: Sie produzieren auch in China. Welche Pläne verfolgen Sie dort?
Dr. Jan Ehlers: Auch an unserem Standort in Tianjin werden wir unsere Produktionsaktivitäten erweitern, mit einigen neuen „Light Commercial“-Produktionslinien und einer neuen Produktionslinie für mobile oder gleichstrombetriebene Kältekompressoren. Das wird im kommenden Jahr passieren und unsere Fertigungskapazitäten in China steigern.
KKA: Lassen Sie uns tiefer in Ihr Lösungsportfolio einsteigen. Welches sind die zentralen Elemente?
Fabricio Possamai: Ein zentrales Element sind umweltfreundliche Kältemittel: Secop ist ein Pionier in der Entwicklung von Verdichtern, die natürliche Kältemittel verwenden, die die Ozonschicht nicht schädigen und nicht zur globalen Erwärmung beitragen. Wir verfügen über verschiedene Plattformen, die für Kohlenwasserstoffe optimiert sind. Und wir entwickeln und bringen ständig neue Modelle auf den Markt, um den bevorstehenden Übergang zu Kohlenwasserstoffen gemäß den neuen Vorschriften zu unterstützen. Wir investierten in die Konstruktion hochwertiger, zuverlässiger und sicherer Lösungen für entflammbare Kältemittel und optimierten die Leistungen unserer Kältekompressoren, um unseren Kunden eine breite Palette von Anwendungen zu garantieren und sie beim Übergang zu diesen neuen Kältemitteln zu unterstützen.
Ein weiteres zentrales Element unseres Portfolios ist die Nachhaltigkeit. In diesem Bereich sind wir technisch führend. Mit unseren Lösungen tragen wir zur Reduzierung des globalen CO2-Fußabdrucks bei. Secop bietet verschiedene Plattformen von Verdichtern mit fester Drehzahl, die für die effizienteste Leistung optimiert sind. Auch haben wir eine breite Palette von Verdichtern mit variabler Drehzahl im Portfolio, die über eine einzigartige elektronische Steuerung für optimierte Systemleistung und -kontrolle verfügen. Wir haben sie für kommerzielle Anwendungen entwickelt. Wir verfügen über das bei weitem größte Angebot an elektronischen Steuerungen für Kolbenkompressoren und haben eine lange Erfahrung in der Anpassung der Elektronik zur Optimierung der Systemleistung. Und natürlich ist Energieeffizienz nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit, sondern auch ein Kostenfaktor. Wir stellen Kältekompressoren her, die bis zu 40 bis 50 Prozent des Energieverbrauchs in Supermärkten einsparen können.
Das dritte zentrale Element bezieht sich vor allem, aber nicht nur, auf mobile Lösungen. Wir haben viel daran gearbeitet, die Autonomie und Kompaktheit unserer Plattformen zu verbessern, einen geringeren Materialverbrauch und leicht zu transportierende Plattformen zu gewährleisten. Unsere Verdichter und unsere Elektronik sind optimiert, um Höchstleistungen für verschiedene Arten von Anwendungen und Spezifikationen zu gewährleisten, und wir garantieren strenge Zuverlässigkeitsprüfungen, die auch den Anforderungen der Automobilindustrie standhalten.
KKA: Was können wir 2021 von Secop erwarten? Bringen Sie neue Produkte und Lösungen auf den Markt?
Fabricio Possamai: Ja, Secop arbeitet an verschiedenen Projekten, um neue Modelle und Plattformen für kommerzielle Wechselstromanwendungen und batteriebetriebene Gleichstromanwendungen auf den Markt zu bringen:
Für die stationäre Kühlung werden wir einen neuen intelligenten Controller einführen, der die Drehzahl regelt und zusätzliche Funktionen bietet. Der vor kurzem eingeführte „SLVE18CN“ ist derzeit der Hubkolbenverdichter mit der größten Kühlleistung unter den Verdichtern mit variabler Drehzahl für das Kältemittel Propan.
Der „SLVE18CN“ ist für R290-Hochleistungsanwendungen im Bereich „Light Commercial“ konzipiert und optimiert. Zudem werden wir eine neue Plattform für R290-Leichtkühlanwendungen launchen, in die wir unser gesamtes Wissen und unsere Erfahrung bei der Konstruktion effizienter und robuster Verdichter einbringen, sowie neue Modelle für den US-Markt im mittleren Kühlleistungsbereich.
Und für 2022 und 2023 sind bereits weitere Projekte in Planung.
Im Segment „mobile Kühlung“ werden wir alle elektronischen Antriebe auf den neuesten Stand bringen, um eine bessere Leistung zu erzielen. Und wir werden den „BDnano“ einführen, eine neue Plattform mit 30 % weniger Gewicht und 30 % mehr Leistungsautonomie, die die Leistungen unserer Lösungen in einer kompakteren Größe nutzen wird. Unsere Kunden testen derzeit Prototypen dieser neuen Lösung, und das Feedback ist durchweg positiv. Neben der signifikanten Verringerung des Volumens konnten wir auch den Lärm deutlich reduzieren, so dass dieses neue Produkt erstklassige Vorteile für die Entwicklung von Lösungen im Automobilbereich bieten wird.