Mitfahrender Lademeister
Das Beladesystem „xetto“ im KKA-Praxistest
Die Firma Hoerbiger brachte im letzten Jahr das Transport- und Ladesystem „xetto“ auf den Markt – praktisch eine Eier-legende-Wollmilchsau unter den Ladehilfen. Die KKA-Redaktion hatte Gelegenheit, das Gerät zu testen.
Zementsäcke, Eimer mit Malerfarbe, Klimageräte, Heizkessel, Werkzeug – auf dem Bau muss viel Material bewegt werden. Das Be- und Entladen des Transportfahrzeugs kostet den Handwerker dabei nicht nur viel Zeit, sondern geht auch auf die Knochen. Oft muss ein zweiter Mann (bzw. eine zweite Frau) mitfahren, nur um das Material aus dem Fahrzeug zu bekommen und auf die Baustelle zu bringen.
Transportwagen, Hubtisch und Ameise
Eine pfiffige Lösung bietet da der „xetto“ von Hoerbiger. Das System sieht auf den ersten Blick aus wie ein normaler Transportwagen: Vier Räder mit einem Durchmesser von 160 mm sitzen unter einer 1175 x 800 mm großen Ladefläche. Geschoben und gelenkt wird der Wagen über einen 973 mm hohen Griffholm. Doch der „xetto“ kann weitaus mehr, als nur Lasten hin- und her zu fahren: Er hebt die Ladung auf Ladekantenhöhe eines Transporters, „klettert“ hinterher und fährt mit zur Baustelle. 250 kg Last sollen sich so einfach von nur einer Person bewegen lassen – ein Kran, Gabelstapler oder ähnliches ist nicht mehr nötig.
Um zu sehen, ob das wirklich so einfach funktioniert, fahren wir erstmal zu einem Baustoffhändler in der Nähe und beladen den „xetto“ mit 225 kg Zement in Säcken (und danken dem Team von Pötter Baustoffe in Wickrath für seine Unterstützung). Dabei fällt uns schon mal ein Kritikpunkt auf: Viele Baustoffe werden auf (Euro-)Paletten geliefert, doch der „xetto“ kann nicht wie ein Hubwagen Paletten selbst aufnehmen. Also muss man entweder die benötigten palettierten Baustoffe mit dem Gabelstapler auf die Ladehilfe packen – oder mit der Hand von der Palette auf den „xetto“ umladen.
Gute Manövrierbarkeit auf festem Boden
Mit dem beladenen Wagen geht es dann zum Transporter, einem Iveco Daily. Trotz der schweren Ladung lässt sich die Ladehilfe leicht bewegen, die um 360° beweglichen Lenkrollen ermöglichen eine gute Manövrierbarkeit. Allerdings bewegen wir uns auf Pflaster – für unbefestigte Wege ist der „xetto“ nicht ideal. Am Transporter angekommen, positionieren wir den Ladewagen nah an der Stoßstange und fixieren die Feststellbremsen. Jetzt kommt das Bedienelement zum Zug: Dazu müssen wir allerdings erstmal in die Knie gehen, denn es ist starr auf Höhe der Ladefläche des „xetto“ angebracht – hier wäre eine Fernsteuerung oder eine Steuerung auf Höhe des Griffholms komfortabler. Mit solch einem zusätzlichen Bedienelement am oberen Griff wird der „xetto“, laut Hoerbiger, allerdings schon diesen Frühling serienmäßig ausgestattet sein.
Spielend einfache Bedienung
Die Bedienung ist denkbar einfach: Erst den rechten Knopf drücken (und gedrückt halten), dann den linken Knopf drücken – schon fährt die Scherenmechanik nach unten aus und hebt den „xetto“ samt Ladung in die Höhe. Das erfolgt stufenlos und so lange, wie beide Knöpfe gedrückt sind. Knapp oberhalb der Ladekante des Iveco halten wir den Hubmechanismus an, lösen die Verriegelung mit einem Handgriff und schieben den „xetto“ über die Ladefläche des Transporters. Dann muss nur noch die Bodengruppe angehoben werden (indem zuerst der linke, dann der rechte Bedienknopf gedrückt und gehalten wird). Dann wird die Scherenmechanik einfach wieder unter den „xetto“ geschoben – fertig. Der „xetto“ steht jetzt mit der Ladung im Transporter und kann dort natürlich noch an die gewünschte Stelle geschoben werden. Mit entsprechenden Zurrgurten gesichert, kann die Ladung jetzt zusammen mit dem „xetto“ zur Baustelle gefahren und dort entladen werden. Das Abladen erfolgt entsprechend umgekehrt: Den Transportwagen an der Ladekante positionieren, Bodengruppe herausziehen und anschließend Scherenmechanik absenken. Dann Ladung aus dem Fahrzeug ziehen und Ladefläche herunterfahren, bis die Räder den Boden berühren und die Scherenmechanik einrastet. Anschließend kann die Ladung dorthin gefahren werden, wo sie benötigt wird. Mit der Hubfunktion können dabei sogar bis zu drei Stufen (je nach Länge des Auftritts) überwunden werden. Das funktioniert alles sehr einfach, die Einweisung in das Gerät braucht gerade mal zehn Minuten – maximal.
Hoerbiger bietet zu dem „xetto“ auch gleich sinnvolles Zubehör an: Zum Beispiel eine Auffahrrampe aus Aluminium oder Zurrgurte, Kordelnetz oder Abdeckplane, die an den Airline-Schienen des „xetto“ befestigt werden. Auch an Zusatzakku und Ladegerät wurde gedacht, wobei der Akku Energie für rund 12 bis 16 Be- und Entladevorgänge speichert.
Investition rechnet sich
Unser Fazit: Der „xetto“ ist eine pfiffige Idee, um schwere Ladung mit nur einer Person ergonomisch und schnell ein- und ausladen zu können. Auf Baustellen ist der Transport des Materials bis zum Einbauort sicherlich nur bedingt möglich (meist sind die Wege ja noch nicht befestigt). Doch die Zeitersparnis beim Entladen, der nicht mehr benötigte zweite Mitarbeiter und der ergonomische Vorteil sollten dafür sorgen, dass sich die Investition in den „xetto“ (Listenpreis 3950 Euro, zzgl. MwSt.) schnell amortisiert.