Profis in Sachen Regeltechnik
Der Gewerbekältespezialist Wurm aus Remscheid
Viele erfolgreiche Hochtechnologieunternehmen in Deutschland haben einen traditionellen Background als Familienunternehmen und haben sich über die Jahre kontinuierlich aus tendenziell handwerklichen Bereichen entwickelt. Zu diesen zählt auch die Wurm GmbH & Co. KG Elektronische Systeme aus Remscheid. Ein Blick auf die Geschichte des Unternehmens beleuchtet auch die technische Entwicklung im Bereich der Gewerbekälte, wie bei einem Besuch der KKA-Redaktion in Remscheid deutlich wurde.
Seit der Gründung im Jahre 1872 ist die Firma Wurm (www.wurm.de) im Bergischen Land in Remscheid angesiedelt und mit der Region eng verbunden. Aus diesen Wurzeln hat Wurm sich insbesondere in den letzten rund 25 Jahren eine führende Rolle im deutschen und europäischen Markt für individuelle Automatisierungssysteme für Kälteanlagen und Gebäudemanagement erarbeitet.
Die Anfänge des Unternehmens hatten allerdings nichts mit den heutigen Produkten zu tun. Den ersten Umsatz erwirtschaftete die Firma Wurm mit der Produktion von Sägen, nach dem zweiten Weltkrieg wechselte man komplett das Produktportfolio und fertigte Schaltschränke und Elektro-Verteiler für Baustellen. Schon in den 60er Jahren kamen Komponenten für die Gebäudetechnik in Form von Relais, Schützen und Steuerungseinrichtungen hinzu. In den 1970er und 1980er Jahren realisierte Wurm bereits Schaltanlagen für große öffentliche Projekte wie die Universitäten Köln, Münster und Düsseldorf sowie den Flughafen Düsseldorf. 1983 begann mit dem Eintritt von Horst Peter Wurm, dem Urenkel des Firmengründers, und dem Einstieg in die Mikroelektronik ein weiteres Erfolgskapitel in der Firmengeschichte.
Pionier der Branche
Mehr durch Zufall kam der Kontakt zu einem Kühlmöbelhersteller zustande – dies war die Initialzündung für das bis heute bestehende Kerngeschäft im Bereich der Kältetechnik. Anfangs sei es jedoch noch sehr schwer gewesen Kunden davon zu überzeugen, dass Mikroelektronik überhaupt in der Gewerbekälte erforderlich sei – von Themen wie Datenfernübertragung gar nicht zu reden, weiß Gianluca die Lieto, bei Wurm verantwortlich für Verkauf und Marketing, aus der Vergangenheit zu berichten. Das erste realisierte Objekt war eine Migros-Filiale in der Schweiz – von da an war Wurm immer mit an vorderster Front dabei, wenn es um technische Entwicklungen im Bereich der Steuerung und Regelung von Kälteanlagen ging. Heute macht Wurm etwa 60 – 65 % des Umsatzes im Bereich der Supermarktkälte, der Rest verteilt sich auf MSR-Technik für andere Kälteanlagen und Industriesteuerungen.
Im Bereich der Datenfernübertragung bzw. der -kontrolle darf man Wurm mit Fug und Recht als Pionier der Branche bezeichnen. Produkten, wie denen von Wurm, ist es zu verdanken, dass Regler in der Kältetechnik heute mit der „Außenwelt“ kommunizieren können. Supermarktbetreiber und -ketten und natürlich Kälteanlagenbauer sind in der Lage Daten in Echtzeit zu kontrollieren, Störungen umgehend zu erkennen und Daten verschiedener Märkte miteinander zu vergleichen. Eines der Kernprodukte für diese Aufgaben ist die Wurm-Lösung „Frigodata“, eine Software, mit der sich tausende Märkte überwachen lassen. „Frigodata“ ermöglicht einen umfassenden Fernzugriff und die komfortable Verwaltung aller mit Wurm-Technologie geregelten Anlagen. Die Verwaltung erfolgt dabei über eine zentrale Datenbank, die in der Firmenzentrale in Remscheid als redundante Serverlösung bereitsteht. Dies ist aus Sicht des Wurm-Geschäftsführers Horst Peter Wurm eine deutlich sicherere und komfortablere Lösung, als wenn die Daten eines Supermarkts auf einem lokalen PC auflaufen. Es entstehen geringere Hardwarekosten, bei gleichem Infostand und besserer Kontrolle.
Partnerschaft mit Teko
Über die Jahre haben u.a. Effizienzansprüche, die verschärfte Kältemittelsituation und auch die Möglichkeiten, die das Internet bietet, dazu beigetragen, dass die Beherrschung, Regelung und Kontrolle von Kälteanlagen eine immer anspruchsvollere Aufgabe geworden ist. Komplexere Systeme verlangen aber auch nach einem komplexeren Know-how. Um dem dadurch gestiegenen Schulungsbedarf in der Kältebranche gerecht zu werden, bietet Wurm, bzw. der Systempartner Teko (www.teko-kaeltetechnik.de), mehrmals im Jahr Schulungen an, in denen Kälteanlagenbauern das sichere Beherrschen der anspruchsvollen Regeltechnik erläutert wird. Mit Teko verbindet Wurm eine schon über 25 Jahre dauernde Partnerschaft. In diesem Zusammenhang schätzt Horst Peter Wurm vor allem die hohe Kompetenz des Altenstädter Unternehmens, das durch die Konzentration auf wenige Produkte bzw. Anbieter in der Lage sei, besonders fachmännisch zu beraten. Um Kunden bei technischen Problemen zu helfen, hat Teko eine Hotline eingerichtet, die übrigens an einem Tag der Woche bei Experten der Firma Wurm aufläuft. „So bleiben wir immer am Puls der Zeit und lernen von den Problemstellungen unserer Kunden“, betont Gianluca di Lieto.
Die Regeltechnik-Experten von Wurm und die Kältetechnik-Experten von Teko haben in den vergangenen Jahren gemeinsam große Anstrengungen unternommen, um durchdachte und aufeinander abgestimmte Produkte anbieten zu können. Dies ist bei den großen Veränderungen im Bereich der Gewerbekälte wie neue Kältemittel, der Trend zu Kaskadenlösungen, die Beherrschung von Schwingungen und Massenströmen, das gleichzeitige Heizen und Kühlen im Supermarkt etc. auch dringend erforderlich. Vor allem der letztgenannte Punkt stellt viele Kälteprofis vor große Herausforderungen, denn wer eine Gewerbekälteanlage sicher beherrscht, muss noch lange kein ausreichendes Fachwissen im Bereich der Heizungstechnik haben. In modernen Supermärkten reicht oft die Direktkondensation in Deckenluftgeräten aus, um einen Supermarkt bis zu Außentemperaturen von etwa 0 °C auf Temperatur zu halten. Bei tieferen Temperaturen bieten sich Wärmepumpenlösungen (geothermisch oder Luftwärmepumpen) an. Nicht vergessen sollten Anlagenbauer und Betreiber hierbei jedoch, dass die Anlage in erster Linie eine Gewerbekälteanlage ist, die auch hierfür optimiert ist – die Heizung ist quasi ein Bonbon On-Top, führt Gianluca die Lieto aus. Ein Regelsystem muss sich aber diesen neuen Anforderungen gewachsen zeigen.
Verlässliches Datenmaterial erforderlich
In der Vergangenheit standen bei Produktentscheidungen vor allem die Investitionskosten im Vordergrund – dies hat sich mittlerweile deutlich verändert und die Lebenszykluskosten sind für Betreiber von Supermärkten stärker in den Fokus gerückt. Um dabei den Überblick zu behalten, ist vor allem verlässliches Datenmaterial entscheidend, um in Bezug auf Energieverbräuche nicht auf Spekulationen angewiesen zu sein. Nur wer seine Anlagen in Bezug auf Störungen, Energieverbräuche etc. ständig im Blick behält, kann entsprechend zügig und sicher reagieren. Hierzu kann moderne Regeltechnik einen wesentlichen Beitrag leisten. Doch bloßes Zahlenwerk alleine genügt nicht: „Man muss auch in der Lage sein, die Fülle an Datenmaterial richtig zu bewerten“, macht Horst Peter Wurm deutlich. „Hier können wir auf einen großen Erfahrungsschatz verweisen. Je mehr Anlagen man betreut, umso mehr Know-how erhält man.“
Sicherheit der Daten
In Zeiten von Facebook & Co. ist das Thema Datenschutz in aller Munde. Meldungen über den Diebstahl von Kundendaten bei Sony und ähnliche Vorkommnisse haben zu einer großen Verunsicherung bei vielen Kunden geführt, die das Internet für den Transport sensibler Daten nutzen.
Die Sicherheit der Kundendaten steht deshalb bei Wurm ganz oben auf der Prioritätenliste. Nicht auszudenken, welchen Schaden jemand anrichten könnte, der böswillig Einstellungen von Supermarkt-Kälteanlagen verändern würde. „Wir sehen uns als eine Bank und verwalten die Konten für unsere Kunden“, vergleicht Horst Peter Wurm die Situation. „Wir haben Zugriff auf sensible Daten in einem Supermarkt, die im Interesse unserer Kunden absolut sicher geschützt werden müssen.“ Diese Sicherheit lässt sich das Unternehmen einiges kosten. Wurm betreibt einen hohen Aufwand, um die Daten vor Angriffen von außerhalb und auch vor unberechtigten Zugriffen innerhalb des eigenen Betriebs zu schützen. Um nur drei Details zu nennen:
› Der Zugang zum Serverraum ist nur für wenige Befugte erlaubt, was durch einen Fingerabdruckscanner kontrolliert wird;
› die kleinen USB-Sticks, die als unauffälliges Transportmittel für gestohlene Daten geradezu prädestiniert sind, sind im Hause Wurm komplett verboten;
› Kundendaten genießen eine dreifache Datensicherung in verschiedenen Servern.
Die IT-Sicherheit hat Wurm seit 2010 auch amtlich. Das gesamte IT-Netzwerk der Wurm GmbH wurde vom TÜV Rheinland akribisch untersucht und entsprechend zertifiziert. Im Mittelpunkt der Zertifizierung stand eine Überprüfung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der verarbeiteten Informationen, der wirksame Schutz der personenbezogenen Daten sowie die Absicherung der von außen zugänglichen technischen Systeme gegen unbefugte Nutzung. Die Prüfungen fanden Anfang des Jahres 2010 statt und dauerten ca. vier Wochen, dabei wurden „Angriffe“ sowohl im Haus selber als auch von außen durchgeführt: Test bestanden! Das Dilemma, eine einfache Bedienung der Technik und eine komplexe Absicherung unter einen Hut zu bekommen, bleibt jedoch bei Wurm ein Dauerthema, das immer wieder aufs Neue gelöst werden muss.
Bei der Lösung solcher und anderer Aufgaben hilft bei Wurm übrigens eine charmante Idee: die „Denk-Bar“. Hier treffen sich Mitarbeiter regelmäßig, um abseits der üblichen Schreibtischrunden in freundlicher Atmosphäre kreative Gespräche zu führen. Nicht zuletzt diese Einrichtung wird sicher dazu führen, dass Produkte wie „Frigotakt“ – ein Regelsystem, dass die hocheffiziente Steuerung einer Kälteanlage bei strenger Temperaturführung sicherstellt –, „Frigolink“ – eine leistungsfähige Plattform für Automatisierungsaufgaben in der Gebäude- und Kältetechnik –, „Frigoentry“ – ein modulares Gerätekonzept für Regel- und Messaufgaben –, und das schon erwähnte „Frigodata“-System auch künftig nicht nur den Stand der Technik darstellen, sondern diesen beispielhaft vorantreiben.