Reinigungsmittel-Overkill  

Riskante Chemikalien in der Kälte-/Klimatechnik vermeiden

Was immer der Auftrag, jeder Benutzer eines Gebäudes kann erwarten, dass seine Sicherheit berücksichtigt wird – wie auch die eigene bzw. die von Servicekräften berücksichtigt werden sollte. Viele Kälte- und Klimatechniker wären überrascht, welche Auswirkung die Wahl der falschen Chemikalie auf das damit verbundene Risiko hat.

Risikobewertung ist ein Teil unseres täglichen Lebens, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Sei es das Riechen an der Milch am Morgen, bevor wir sie in den Kaffee schütten oder der abschätzende Blick aus dem Fenster, bevor wir uns für Kleidung entscheiden – wir benutzen unseren gesunden Menschenverstand zur Einschätzung von Risikofaktoren auf Basis der uns vorliegenden Informationen.

Im Geschäftsleben ist eine gründliche Risikobewertung gesetzlich vorgeschrieben; potentielle Gefahren werden identifiziert, erfasst, analysiert und in einem Risikobewertungsbericht dargestellt.

Natürlich kann ein gewisses Risiko nicht komplett vermieden werden, insbesondere in einem Berufszweig, der mit scharfen Chemikalien umgeht, aber es kann gesteuert werden. Die Gefahr muss gegen den Nutzen abgewogen und die Risiken „so niedrig wie vernünftigerweise praktikabel“ gehalten werden (ALARP-Prinzip). Dies soll nicht bedeuten, dass wir jegliches Risiko hinnehmen und einfach stur weitermachen, sondern dass wir eine potentielle Gefahr ernst nehmen und sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen wo immer möglich und praktikabel treffen, um dadurch die Balance zwischen Risiko und Nutzen annehmbarer zu machen.

 

Sicher und sauber?

Kälte- und Klimatechniker sollten regelmäßig eine Risikoeinschätzung der von ihnen verwendeten chemischen Reiniger durchführen. Das Angebot an Reinigungsprodukten ist breit gefächert. Verschiedenste chemische Wirkstoffe und Konzentrationen sind erhältlich. Die Wahl des falschen Produktes kann eine ernstzunehmende Gefährdung darstellen – nicht nur für die Benutzer eines Gebäudes, sondern auch für Sie, den Techniker.

Es macht keinen Sinn, einen Reiniger zu benutzen, der nicht kraftvoll genug ist, den anstehenden Auftrag zu erfüllen – aber je aggressiver der Reiniger, desto größer die Gefahr für Sie und Ihre Kunden. Aus diesem Grund sind die besten Chemikalien oft mit einer konkreten Verwendung im Sinn entworfen – kraftvoll genug für die Aufgabe, ohne dabei unnötig gefährlich zu sein.

Zum Beispiel wird ein Hochleistungsreiniger für Verflüssiger einen Verdampfer reinigen, aber er ist eine ziemlich unangenehme Substanz und der Gebrauch im Innenbereich stellt ein unnötiges Risiko dar, wenn eine sicherere Chemikalie die Aufgabe auch erfüllen würde.

 

Training ist erforderlich

Das Schaffen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Risiko und Nutzen ist eine knifflige Aufgabe. Ein sachgemäßes Training stellt sicher, dass Sie sich selber oder anderen Gebäudenutzern keinen Schaden zufügen.

Es ist unerlässlich, dass jeder Techniker identifizieren kann, wie kraftvoll der Reiniger für den anstehenden Auftrag sein muss, welche Risiken mit der Arbeit verbunden sind und was der beste Weg ist, diese Risiken effektiv zu minimieren, um dann letztendlich die Methode zu wählen, die angemessen und ausreichend ist.

 

Lesen Sie das Kleingedruckte!

Jedes Training der Welt ist nutzlos, wenn Sie nicht wissen, was eigentlich in der Flasche ist. Reiniger variieren nicht nur sehr stark in ihrer Korrosivität, sondern viele Hersteller verändern auch ihre Rezepturen regelmäßig, so dass es keine Garantie dafür gibt, dass der Reiniger in der Hand genauso sanft ist, wie der gleiche im vorigen Monat gekaufte.

Es gibt Fälle, wo Hersteller ihr Produkt durch geschicktes Marketing als stärker, oder schlimmer noch, als sicherer darstellen, als es in Wirklichkeit ist. Vertrauen Sie daher keinem Werbespruch! Die einzig verlässliche Informationsquelle im Hinblick auf Risiken ist das offizielle Sicherheitsdatenblatt des Produktes. Dieses gibt nicht nur Auskunft über die Gefahren eines Erzeugnisses, sondern auch zusätzliche Informationen zu möglichen Auswirkungen auf das Umfeld und zur Entsorgung – ein guter Startpunkt für jede Risikoeinschätzung. Im Abschnitt 2 des Sicherheitsdatenblattes sind die besonderen Gefahrenhinweise gelistet, sogenannte „Risiko-Sätze“, die Aufschluss über die Schwere möglicher Verletzungen durch Kontakt mit der Chemikalie geben. Diese sollten auch auf dem Etikett zu finden sein. Verwirrenderweise beginnen diese alle mit „R“, haben aber nichts mit der Bezeichnung von Kältemitteln zu tun.

 

Besondere Vorsicht ist geboten bei folgenden R-Sätzen:

› R34: Verursacht Verätzungen

› R22: Gesundheitsschädlich beim Verschlucken.

 

Nehmen Sie sich die Zeit und kontrollieren Sie beim Kauf eines Reinigers jedes Mal das Etikett und das Sicherheitsdatenblatt. Stellen Sie sicher, dass Sie sich und andere beim Umgang mit Reinigungsmitteln nicht unnötigen Risiken aussetzen.

 

Risikominimierung

Was kann man tun, um das Risiko so niedrig wie möglich zu halten? Selbst mit dem schwächsten ätzenden Reiniger ist immer ein gewisses Risiko für Techniker im Arbeitsalltag verbunden. Die nachfolgende Drei-Punkte-Liste ist ein guter Anfang für jede Situation, selbst für einen scheinbar einfachen Auftrag:

1. Auswahl des Reinigers – welcher ist kräftig genug zur Bewältigung der Aufgabe, aber dabei der am wenigsten gefährliche?

2. Bereiten Sie sich auf Ihren Auftrag so vor, dass die Wahrscheinlichkeit eines körperlichen Kontaktes mit Chemikalien vermieden wird. Ziehen Sie zum Beispiel die Verwendung eines Spritzschutzes wie „HookTite“ von Advanced Engineering (www.advancedengineering.co.uk/de) in Betracht, um sich selbst und ihre Umgebung vor Kontakt mit Chemikalien zu schützen.

3. Tragen Sie bei der Arbeit immer geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA). Zu dieser gehören unbedingt undurchlässige Schutzhandschuhe, Schutzbrille etc.


Zu guter Letzt sollten Sie Folgendes immer beachten:

Benutzen Sie keine ätzenden Chemikalien in Innenräumen.

Und Vorsicht ist immer besser als Nachsicht!


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