Treffpunkt der Wärmepumpenexperten
European Heat Pump Summit 2013
Der European Heat Pump Summit 2013 machte Nürnberg am 15. und 16. Oktober 2013 zur Heat Pump City: Mehr als 250 internationale Kongressteilnehmer informierten sich in 35 Vorträgen namhafter Referenten aus dem In- und Ausland zu aktuellen Fragen rund um Status quo und Zukunft der Wärmepumpe.
Innovative technische Lösungsansätze, Anwendungsmöglichkeiten, Marktanalysen sowie Herausforderungen und Chancen durch politische Rahmenbedingungen wie die F-Gase-Regulierung und die Eco-Design-Richtlinie der EU waren zentrale Themen des Kongresses. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Komponenten, die in diesem Jahr eine besondere Rolle spielten. Zu den Highlights zählten die Vorträge im Rahmen des IEA Heat Pump Programme, die Trends und zukünftige Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen, z.B. in Smart Grids, beleuchteten. Aktuelle Zahlen und Informationen zur Marktentwicklung in zahlreichen europäischen Ländern, Indien und Russland rundeten die Palette der Vortragsthemen ab.
Den spannenden Auftakt in den umfangreichen Vortragsreigen machte Thomas Nowak, Generalsekretär der European Heat Pump Association. Er gab den Teilnehmern des Summits die statistische Basis für die späteren Diskussionen und beleuchtete den aktuellen Markt für Wärmepumpen in Europa. Von 2005 bis 2012 wurden in der EU 5,4 Mio. Wärmepumpensysteme installiert, 755 000 in 2012 (Rückgang um 7,7 % gegenüber 2011). Im Zusammenhang mit der F-Gase-Verordnung und der möglichen Vermeidung von CO2-Emissionen durch den stärkeren Einsatz von Wärmepumpen wies Thomas Nowak noch einmal auf die Thematik in Bezug auf GWP (Global Warming Potential) und TEWI (Total Equivalent Warming Impact) hin. Man müsse stets die gesamten Treibhausgasemissionen betrachten – in der politischen Diskussion werde leider zu oft der Fokus auf die direkten Emissionen durch mögliche Kältemittelverluste gelegt.
Aber auch internationale Märkte wurden auf dem Heat Pump Summit betrachtet. So wurde der indische Markt näher beleuchtet und bei den Zahlen, die dabei vorgestellt wurden, wird schnell deutlich, wo man in der Welt dringend den Hebel ansetzen müsste, wenn man das Weltklima schützen will. Bis 2030 müssten in Indien 10 Mio. Wohnungen pro Jahr gebaut werden, um den steigenden Bevölkerungszahlen gerecht zu werden; bis 2020 wird sich – konservativ geschätzt – der Energieverbrauch im Gebäudesektor im Vergleich zu 2011 mehr als verdoppeln und die Anzahl der jährlich verkauften Klimageräte wird voraussichtlich von 4,7 Mio. im Jahr 2011 auf über 20 Mio. im Jahr 2021 steigen. In Indien – und dies gilt in vergleichbarer Weise für viele andere Länder auf der Welt – gibt es also einen dringenden Bedarf an energieeffizienten Klimatisierungs- und Heizungslösungen: ein spannender Markt für Wärmepumpen, vor allem für den Bereich der Warmwassererzeugung.
In mehreren Vorträgen wurden realisierte Wärmepumpenprojekte vorgestellt. Dabei wurde mehr als deutlich, welch große Bandbreite der Anwendungen mit Wärmepumpen erfolgreich realisiert werden kann. Ein Beispiel hierfür ist ein ungarisches Sanatorium, in dem bei laufendem Betrieb 34 Luft-/Luft-Wärmepumpen und 568 Inneneinheiten von Mitsubishi Electric installiert wurden. In dem Sanatorium konnte die benötigte Heizenergie um 60 % reduziert werden.
Aber auch die Grundlagen von Wärmepumpensystemen und die erzielten Verbesserungen bei Komponenten erhielten Raum im Vortragsprogramm.
So gab z.B. Volker Weinmann, Rotex, einen detaillierten Einblick in die Technik der hybriden Wärmepumpensysteme – eine Kombination von Luft-/Wasser-Wärmepumpe mit einem Gasbrennwertgerät, die vor allem als Lösung für Renovierungsobjekte genutzt werden könnte, in denen eine Gasheizung vorhanden ist. Bei tiefen Außentemperaturen, wenn der Wärmepumpeneinsatz unwirtschaftlicher wird, arbeitet ausschließlich das Gasgerät, bei höheren Außentemperaturen nur die Wärmepumpe und im Grenzbereich arbeiten beide Systeme parallel.
Als Beispiel für die Verbesserung von Komponenten sei der Vortrag von Uwe Sigloch, ebm-papst, genannt, der neuartige Ventilatoren (mit „FlowGrid“) vorstellte, die dazu beitragen, dass die Außengeräte von Wärmepumpen leiser laufen können – gerade bei Aufstellsituationen in dicht besiedelten Gebieten ein entscheidender Vorteil.
Die vielen Vorträge über optimierte Komponenten machten deutlich, dass auch in Zukunft noch effizientere Wärmepumpen zu erwarten sind; vor allem Steuerung und Regelung bieten noch einiges an Optimierungspotential. Aber riesige Sprünge sind nicht mehr in allen Bereichen zu erwarten. So machte Adam Dahlquist, Swep, deutlich, dass man sich bei der Entwicklung von Wärmetauschern den Grenzen der möglichen Effizienzsteigerung genähert habe: „Besser als die Thermodynamik es zulässt, können wir nicht werden.“
Hohe Internationalität
„Ich freue mich über eine gelungene Veranstaltung, die erneut gezeigt hat, dass das Herz der Wärmepumpe in Nürnberg schlägt: Hochkarätige Vorträge und ein höchst internationales Publikum belegen, dass die Ausrichtung des European Heat Pump Summit bei den Fachleuten sehr gut ankommt“, so das Resümee von Richard Krowoza, Mitglied der Geschäftsleitung, NürnbergMesse. Die Teilnehmer kamen aus 26 Ländern, darunter zahlreiche EU-Mitgliedstaaten, aber auch aus Ländern wie den USA, Südkorea, Litauen und Russland. „Sechs von zehn Teilnehmern reisten aus dem Ausland an“, so Krowoza.
Von Experten für Experten
Das Fazit von Dr. Rainer Jakobs, Informationszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik IZW und Koordinator des European Heat Pump Summit, fällt ebenfalls positiv aus: „Der European Heat Pump Summit hat sich als internationale Plattform für den Informationsaustausch zwischen Wärmepumpenprofis etabliert: Die Fachleute konnten einen umfassenden Überblick über Märkte, Technologien und Komponenten gewinnen. Zentrale Fragen zur Zukunft der Wärmepumpe konnten sie auf dem European Heat Pump Summit auf Augenhöhe diskutieren – das Motto ‚von Experten für Experten‘ wurde hier wieder eindrucksvoll gelebt.“ In der begleitenden Foyer-Expo präsentierten Wärmepumpen- und Komponentenhersteller den interessierten Kongressteilnehmern aktuelle Produkte und Produktneuheiten.
Effizienzlabel für Wärmeerzeuger gefeiert
Anlässlich der jüngst in Kraft getretenen Richtlinie der Europäischen Union zur Einführung eines Effizienzlabels für Wärmeerzeuger initiierte EHPA im Rahmen der Abendveranstaltung den symbolischen Anschnitt des „Energylabel Cake“. Zum Start des auf allen Wärmeerzeugern verpflichtend anzubringenden Labels bemerkte Thomas Nowak, Generalsekretär der European Heat Pump Asssociation: „Die einheitliche Kennzeichnung der Energieeffizienz ist der richtige Schritt für mehr Transparenz auf dem Markt für Wärmeerzeuger: Sie ermöglicht Spezialisten und Verbrauchern den einfachen Vergleich unterschiedlicher Wärmeerzeuger hinsichtlich ihrer Leistungswerte. Wir hoffen, dass das Energielabel dem Wärmepumpenmarkt einen Wachstumsimpuls gibt.“