United Nations of refrigeration
Güntner-Symposium 2017 in Alpbach
Bereits zum 15. Mal lud die Firma Güntner Kunden und Geschäftspartner zu einem Fachsymposium ein, das dieses Jahr vom 21. bis 23. September in Alpbach, Österreich, stattfand. Passend zum Produktportfolio standen aktuelle und umfassende theoretische und praktische Informationen aus der Welt der Wärmeübertrager im Mittelpunkt der Vorträge, aber der Themenreigen ging weit darüber hinaus und reichte von grundsätzlichen Herausforderungen für die Kältebranche bis in die Tiefen des Weltalls.
Seit 1984 veranstaltet die Firma Güntner (www.guentner.de) alle zwei Jahre ein Fachsymposium, um über neueste Trends in der Wärmetauschertechnik zu informieren. Der Wissenstransfer von Güntner zu seinen Kunden steht natürlich im Mittelpunkt, aber mindestens genauso wichtig ist dem Unternehmen aus Fürstenfeldbruck die Gegenrichtung: „Wir wollen von Ihnen Impulse bekommen, was wir noch besser machen können“, forderte Güntner-Geschäftsführer Robert Gerle in seiner Begrüßungsansprache die über 320 erschienenen Gäste auf. Dabei waren von Großhandelskunden über Anlagenbauer bis hin zu Fachplanern alle Kundengruppen vertreten. „Es geht uns hier in Alpbach aber auch darum, uns mit unseren Kunden vertraut zu machen, denn mit vertrauten Partnern arbeitet man besser zusammen“, führte er weiter aus. „Ich bin froh, dass Sie aus der ganzen Welt den z.T. sehr weiten Weg nach Alpbach auf sich genommen haben. Wir sind hier mit 50 verschiedenen Nationen vertreten, darunter Kunden aus Australien, Japan, Malaysia, China, Mexiko, Brasilien und Chile – wir sind die ‚United Nations of refrigeration‘.“
Klimatechnik im Weltall
Und das Kommen hat sich für die Teilnehmer sicher gelohnt, denn im abwechslungsreichen Programm wurde einiges geboten. Ein Highlight gleich zu Beginn der Veranstaltung war der Vortrag von Dr. Ulf Merbold, ehemaliger Astronaut und Physiker, der einen faszinierenden Bericht über wissenschaftliche Experimente im Raumlabor Spacelab und das Leben im All gab. Passend zur Zielgruppe in Alpbach berichtete er auch über die Funktionsweise des Klimasystems in der Raumstation. Zudem mahnte er alle Anwesenden, sich intensiv mit dem Thema Klimaschutz auseinanderzusetzen. „Wer im All war, wird zum Klimaschützer. Man sieht von oben Klimaschäden, Brandrodung, Luftverschmutzung über den Städten und das extrem schmale Band unserer Erdatmosphäre, das es für uns alle zu schützen gilt.“
Modernes Versuchslabor für CO2 und NH3
Das restliche Vortragsprogramm bewies dann deutlich mehr Bodennähe und lieferte Antworten auf irdische Fragestellungen rund um die Kälte- und Klimatechnik. Den Auftakt machte Franz Sperl, Versuchsingenieur bei Güntner, der über das neue Versuchslabor für CO2- und NH3-Geräte berichtete. Es kreist zwar nicht um die Erde, sondern steht in Fürstenfeldbruck, muss sich in seiner Komplexität aber hinter dem vor 20 Jahren außer Betrieb genommenen Spacelab aus technischer Sicht sicher nicht verstecken. Mit dem Labor reagiert Güntner u.a. auf die 2018 greifende Erweiterung des Zertifizierungsverfahrens im Rahmen des Eurovent-Programms von ventilatorbelüfteten Wärmeübertragern auf Geräte mit CO2 als Kältemittel. Die neue Messkammer erlaubt zuverlässige Leistungsmessungen bei einer großen Bandbreite an thermischen Randbedingungen. Die Kammer ist so ausgeführt, dass auch Bereifungs- und Abtauversuche durchgeführt werden können. Gemessen werden sollen vor allem CO2-Gaskühler und -Verflüssiger sowie CO2- und NH3-Verdampfer.
Sicherer Korrosionsschutz
Die folgenden Vormittagsvorträge boten auch wissenschaftlich fundierte Praxishilfe sowohl bei der Auswahl geeigneter Materialien für Luftkühler unter Aspekten des Korrosionsschutzes als auch für die Auswahl der besten Rückkühl-Technologie für unterschiedliche Anwendungen. So gab Alexander Salm, Produkt-Manager „Vario“-Produkte bei Güntner, detaillierte Einblicke in die Korrosionsvorgänge bei Wärmetauschern. Er machte deutlich, dass es bei der Auswahl der passenden Materialien und Beschichtungen sehr wichtig sei zu wissen, in welcher Umgebung der Wärmetauscher eingesetzt und wie er behandelt wird. So führen zum Beispiel Essigdämpfe und Chloridionen (salzhaltige Luft) im Verdampferraum zur Korrosion, genauso wie saure oder basische Substanzen in Reinigungsmitteln. Für die jeweiligen Einsatzgebiete hat Güntner unterschiedliche Materialien und Beschichtungen im Angebot, die im eigenen Labor und in einer Salzsprühkammer getestet wurden. Neu im Programm ist die „Coil Defender“-Beschichtung für Cu/Al-Wärmetauscher, bei der der komplette Wärmeübertragerblock eine vollständige, gleichmäßig starke und hygienezertifizierte Pulverbeschichtung erhält. Der Wärmetauscher wird dadurch zwar ca. 40 % teurer als ein Gerät mit nicht beschichtetem Cu-Rohr und Alu-Lamelle, aber er hat auch eine zwei- bis dreifach höhere Lebensdauer, so dass sich die Mehrkosten in jedem Fall amortisieren.
Richtige Rückkühlerauswahl
Nicht minder komplex waren die Zusammenhänge, die Michael Freiherr, technischer Leiter bei Güntner, in seinem Vortrag präsentierte. Dabei ging es um die Auswahl der richtigen Rückkühltechnik. Hier hat Güntner die gesamte Palette der Möglichkeiten im Programm: trocken, besprüht, adiabat, hybrid, Kühlturm (geschlossen und offen). Aus dieser Vielfalt das richtige Produkt auszuwählen, ist keine leichte Aufgabe – jede Rückkühltechnologie hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die es gilt, gegenseitig abwägen. So ist ein trockener Rückkühler günstiger in der Anschaffung als ein besprühter, hat keinen Wasserverbrauch und es müssen keine Hygienerichtlinien beachtet werden; der adiabate kann im Gegensatz zum besprühten mit unbehandeltem Wasser betrieben werden; der besprühte hat wiederum einen geringeren Wasserverbrauch; der hybride punktet bei größtmöglicher Leistung auf kleinstem Raum. Zahlreiche weitere Aspekte wie Schallschutz, Standort, zu erwartende Außentemperaturen etc. komplizieren die Auswahl zusätzlich. Um die Vorteile der jeweiligen Technik für ein konkretes Projekt ausschöpfen und die Nachteile minimieren zu können, muss man diese aber auch im Detail kennen. Denn die Entscheidung für oder gegen eine Technologie fixiert sowohl die Investitions- als auch die Betriebskosten. Michael Freiherr rief die Anwesenden daher dazu auf, sich gemeinsam mit den Güntner-Experten dieser Fragestellung zu widmen, um das Optimum zu erreichen. Und da man bei Güntner alle Rückkühltechnologien aus einer Hand erhalten kann, könne man sicher sein, nicht falsch beraten zu werden, nur weil man ein bestimmtes Produkt an den Mann bringen wolle.
Die Produktpalette wird übrigens noch erweitert: Mit dem „Ecoss“ hat Güntner neuerdings auch einen Verdunstungsverflüssiger im Programm. In Brasilien wurde für diese Produktgruppe ein eigenes Labor zur Vermessung von Geräten bis 1 MW errichtet. Den „Ecoss“ gibt es als reine Edelstahlausführung und er ermöglicht eine größtmögliche Leistungsdichte.
Glykol-Auffangsystem
Am Nachmittag reichten die teilweise parallel verlaufenden Veranstaltungen thematisch von fachlich tiefgreifenden Anwendungsberichten wie die innovative Kälte-Wärme-Kopplung in einer transkritischen CO2-Anlage, über neue Systemtrends wie die in den USA bereits üblichen NH3-Systeme mit geringer Füllmenge bis zu technischen Neuheiten wie dem Glykol-Auffangsystem („Glycol Guard“), das die seit Anfang August geltenden rechtlichen Vorgaben der AwSV zu 100 % erfüllt. Das Auffangsystem ist nur bei Güntner-Produkten einsetzbar, weil Wanne und Montagesystem auf diese abgestimmt sind. Knackpunkt des Systems ist ein selbstreinigender Glykolsensor in Kombination mit einer Füllstandsmessung. Meldet das Sammelrohr, dass es voll ist, wird das Wasser darin auf Glykol getestet. Erst danach öffnet der Kugelhahn und gibt das Wasser in den Ablauf frei. Wird Glykol detektiert, bleibt es geschlossen und der Sensor sendet einen Alarm an die Gebäudeleittechnik.
Mit großem Interesse wurde auch der Vortrag über Controls-Ansätze zur energetischen Optimierung von Kälteanlagen durch intelligente Regelung von Verflüssigern verfolgt, der den Trend hin zu internetfähigen Komponenten und Controllern und die damit einhergehende zunehmende Vernetzung beleuchtete. Die abschließende, von KKA-Chefredakteur Christoph Brauneis moderierte Podiumsdiskussion stellte bei dieser Veranstaltung ein Novum dar: Unter dem Motto „Kältetechnik 4.0 – Anforderungen an die Kältetechnik von morgen“ diskutierten renommierte Praktiker aus dem Güntner-Kundenkreis ihre Erwartungen und Visionen. Je ein Planer, Anlagenbauer, Großhändler und ein Consultant sorgten für eine ausgewogene Betrachtung dieses vielschichtigen Themas. Der Bogen der Themen spannte dabei von Digitalisierung, über Energieeffizienz, Fachkräftemangel, Fachwissen, Komplexität bis hin zu den Einsatzmöglichkeiten natürlicher Kältemittel.
Rahmenprogramm
Natürlich kamen neben dem Fachprogramm auch kulturelle und soziale Aspekte nicht zu kurz. Während der Veranstaltungspausen und bei Programmpunkten wie dem rustikalen Dorfabend, dem spektakulären Festdinner im funkelnden Ambiente der Swarovski-Kristallwelten in Wattens und natürlich bei den schon traditionellen Outdoor-Aktivitäten am Samstag (wie Bogenschießen, einer Nostalgiefahrt im historischen Dampfzug am Achensee, einer Verkostung regionaler Spezialitäten oder dem Almabtrieb in Reith), blieb genügend Zeit, sich in gewohnt familiärer Atmosphäre auszutauschen und nebenbei die herrliche Landschaft bei Kaiserwetter zu genießen.
Über Güntner
Die Güntner GmbH & Co. KG mit Hauptsitz im deutschen Fürstenfeldbruck ist ein weltweit tätiger Hersteller von Komponenten für die Kälte- und Klimatechnik. Mit ca. 3000 Mitarbeitern weltweit und Produktionsstätten in Deutschland, Ungarn, Rumänien, Indonesien, Mexiko, Brasilien und Russland ist die Firma in allen Märkten für ihre Partner präsent. Zu den internationalen Anwendungsbereichen gehören Energy & Process Cooling-Projekte, Industrie- und Gewerbeanwendungen im Bereich Lebensmittelproduktion- und lagerung sowie Klimatisierungsanwendungen für Gebäude und spezifische Applikationen wie Serverraumkühlung.
Die Güntner Group Europe GmbH mit Sitz in Fürstenfeldbruck ist für die Region EMEA (Europe/Middle East/Africa) die Brand-übergreifende Holding-Gesellschaft der Firmen Güntner GmbH & Co. KG, thermowave Gesellschaft für Wärmetechnik mbH, Jaeggi Hybridtechnologie AG und basetec products + solutions GmbH. Zum Anwenderkreis gehören u. a. die internationale Fahrzeug-, Lebensmittel-, Pharma- und Computerindustrie sowie eine Vielzahl öffentlicher Einrichtungen.