Der Kunde steht im Mittelpunkt

Interview mit Robert Gerle, Güntner AG

In der Güntner AG, einem der führenden Hersteller von Wärmetauschern, hat es im vergangenen Jahr Änderungen im Management gegeben. Über die Hintergründe hierfür und über technische Entwicklungen im Unternehmen sprach die KKA-Redaktion mit Robert Gerle, dem Geschäftsführer der Güntner AG & Co. KG und der Jaeggi Hybridtechnologie AG.

KKA: Sehr geehrter Herr Gerle, die Firma Güntner ist sicher den meisten Lesern ein Begriff. Trotzdem zuerst die Bitte: Stellen Sie doch Ihr Unternehmen einmal in wenigen Sätzen vor.

Robert Gerle: Güntner steht seit mehr als 80 Jahren für hervorragende Wärmeaustauscher in der Kälte- und Klimatechnik. In vielen Bereichen haben wir Maßstäbe gesetzt, die noch heute gelten. Zunächst für die warme Seite, luftgekühlte Verflüssiger und Rückkühler, später für die kalte Seite, sprich Luftkühler, hier vor allem international und in gewerblichen Anwendungen.

Wir decken das komplette Anwendungsspektrum ab, von Industrie- und Gewerbekälte über Klimatisierung und Energy & Process Cooling. Das alles mit herausragenden Expertenteams und mit weltweit fast 3000 Mitarbeitern in unseren Produktionen in Deutschland, Ungarn, Indonesien, Mexiko, Brasilien, Russland und Dänemark und einem über den ganzen Globus verteilten Vertrieb.

Dazu kommen dann Forschung und Entwicklung sowie Güntner-Controls mit unseren eigenen Regelsystemen und natürlich der Service, auf neudeutsch SAS: Service After Sales.


KKA: Seit November 2011 haben Sie die Unternehmensführung der Güntner AG in Fürstenfeldbruck und seit diesem Juni nun auch zusätzlich die Geschäftsführung des Schwesterunternehmens Jäggi Hybridtechnologie AG mit Sitz in Basel übernommen. Können Sie uns die Hintergründe für die Änderungen im Management schildern?

Robert Gerle: Zunächst mal hat uns das große Interesse an unserer Unternehmung nach dem Führungswechsel natürlich sehr gefreut. An der manchmal auch sehr amüsanten Spekulation wollten wir uns aber nicht beteiligen. Der Grund für den Wechsel ist einfach zu erklären. Wir sehen nach wie vor ein großes Marktpotential. Und dies gilt es zu erobern. Hierzu benötigen wir Strukturen und Strategien, die in der Vergangenheit auf dieses Ziel nicht immer optimal ausgerichtet waren.

Das neue Management setzt sich aus vielen bewährten Mitarbeitern zusammen, die jahrzehntelange Erfahrung in verschiedenen Positionen und Standorten bei Güntner haben. Hierzu gehören u.a.: Christian Weiser als CEO der a-heat AG und CEO der Americas Organisation; Franz Jäger als CTO der a-heat AG und CEO der Asia-Pacific Organisation, und ich in Europa als Geschäftsführer der Güntner AG & Co. KG und der Jaeggi Hybridtechnologie AG. Jeder von uns ist seit rund 20 Jahren dabei. Macht zusammen über 60 Jahre Betriebserfahrung.

Mit diesem Führungsteam wird sich Güntner nun wieder auf die eigenen Stärken besinnen und auf die wesentlichen Märkte und Kunden konzentrieren.


KKA: Welche strukturellen Änderungen hat es durch die neue Führung in der Unternehmensstrategie gegeben?

Robert Gerle: Wie bereits gesagt: Der Kunde muss wieder im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Hierzu sind intern eine ganze Reihe von Maßnahmen angestoßen worden, um wieder zu unserer ureigensten Stärke, für die Güntner seit jeher bekannt war, zurückzukommen: die Kundennähe.

Als ich bei Güntner als junger Vertriebsingenieur anfing, waren wir sehr eng mit unseren Kunden verbunden, saßen quasi im Wohnzimmer. Das geht heute natürlich nicht mehr so einfach. Das Geschäft hat sich stark verändert. Trotzdem wollen wir auch heute persönlich ansprechbar sein.

Kundenanregungen aufgreifen, Anwendungen wirklich kennen und Neues für unsere Kunden entwickeln, das wollen wir konsequent nicht nur sagen, sondern auch tun. Zielgerichtete Produkte und Dienstleistungen, bis hin zu unserem Service – das alles muss wieder im Fokus stehen. Und hier bekommen wir bereits sehr positive Rückmeldungen, dass dieses Selbstverständnis von den Kunden wieder wahrgenommen wird.


KKA: Einmal weg von den internen Strukturen und hin zu Güntner-Produkten: Im März 2012 hat Güntner den ersten Platz beim 4. Deutschen Kältepreis in der Kategorie „Kälte- oder klimatechnische Sonderanwendungen“ erreicht, wozu ich an dieser Stelle noch einmal gratulieren möchte. Welche Entwicklung steht hinter der Auszeichnung?

Robert Gerle: Vielen Dank! Wir haben uns auch sehr über die Auszeichnung gefreut. Zu der Entwicklung: Vor über 20 Jahren hat Güntner als erster seinen Drehzahlregler zur Verflüssigungsdruckregelung entwickelt, den GDR. Immer mehr Kunden wünschten sich eine energie-optimierte Lösung für unser Regelsystem. Diesem Wunsch hat Peter Roth, unser Leiter Grundlagenentwicklung, entsprochen.

Das Ergebnis: Ein Algorithmus, die Energy Balance Function. Der Algorithmus ermittelt den energetisch optimalen Betriebspunkt und regelt die Verflüssigerventilatoren. Und das kann gegenüber der Standardregelung je nach Betriebspunkt bis zu 30 % Energieeinsparung bringen. Dieser Fall ist ein schönes Beispiel für eine wichtige Entwicklung auf Kundenanregung. Dabei geht es um die punktuelle Entwicklung eines Vorteils, unter Beachtung aller Komponenten des Kältekreislaufs. Und es spart Energie. Das kann gar nicht hoch genug bewertet werden!


KKA: Zu einer anderen technischen Entwicklung: Vor vier Jahren fiel auf der Chillventa der Startschuss für Güntner-Produkte mit microox®-Technologie, vor drei Jahren ist der erste GVX“-Verflüssiger mit microox®-Technologie in Betrieb gegangen. Wie hat der Markt in den letzten Jahren auf Ihre Produktneuheit reagiert? Haben sich Ihre Hoffnungen erfüllt oder gibt es diesbezüglich noch Baustellen?

Robert Gerle: Wer sich einem derart komplexen Thema widmet, darf nicht auf Basis von Hoffnungen agieren. Den meisten war von Beginn an klar, eine bahnbrechende Entwicklung über viele Jahre mit angestoßen zu haben.

Betrachten wir es in zwei Schritten: Der GVX wurde von Anfang an als Premium-Produkt, als Flaggschiff mit umfangreichem Zubehör entwickelt – vom anspruchsvollen Design über integrierte Regelungen und Unterkühler bis hin zum eingebauten Kältemittelsammler. Diese Features haben ihren Preis, der nicht von jedem gezahlt wird.

Klar war aber auch, dass wir ein microox®-Basisprodukt brauchen. Deshalb haben wir eines unserer wichtigsten Produkte, den GVH/GVV, als microox®-Baureihe GVHX/GVVX mit einem Leistungsbereich von 8 – 310 kW entwickelt. Damit sind wir bei luftgekühlten Verflüssigern mit microox®-Technologie konkurrenzlos aufgestellt. Das spüren wir deutlich an der Nachfrage. Mit mehr als 3000 installierten Geräten in nur zwei Jahren hat sich unser Produkt im Markt etabliert. Das attraktive Preis-Leistungsverhältnis, geringe Füllmenge und reduziertes Gerätegewicht bieten dem Kunden wichtige Vorteile. Unsere microox®-Technologie wird sich mit weiteren Produkten nachhaltig im Markt durchsetzen. Die Zulassung für Propan wird die möglichen Anwendungsgebiete noch erweitern.


KKA: Und nach microox®? Welche technologischen Entwicklungen sind in den nächsten Monaten/Jahren von Güntner zu erwarten? Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?

Robert Gerle: Selbstverständlich arbeiten wir wie immer schon an Neuheiten. Über ein paar davon kann ich Ihnen schon etwas Genaueres erzählen. Unsere Rückkühler-Baureihe GFD wird ab Herbst auch mit intelligentem Sprühsystem verfügbar sein. Damit lassen sich temporäre Leistungsspitzen gut abdecken. Auch da war es ein Kundenwunsch, sich dieser Thematik anzunehmen.

Die schon erwähnte Energy Balance Function wird integraler Bestandteil des Güntner Motor Management (GMM). Das wird sich positiv auf die Energiebilanz der installierten Anlagen auswirken.

Natürlich arbeiten wir auch noch an weiteren Projekten, wie zum Beispiel im Bereich der natürlichen Kältemittel und vielem anderen mehr. Wir haben auf der diesjährigen Leitmesse Chillventa also Einiges zu bieten.

 

KKA: Was liegt Ihnen in der Firma besonders am Herzen?

Robert Gerle: Mehrere Dinge. Ganz vorne natürlich Erfolg am Markt. Dafür müssen wir alle Trümpfe in die Hand kriegen und das geht nur über Zusammenarbeit in der Güntner Gruppe. Und natürlich die Weiterentwicklung der microox®-Technologie mit ihren Vorteilen für Kunden und Umwelt. 


KKA: Wie schaffen Sie es, trotz der großen Herausforderungen Kraft und Überblick zu bewahren?

Robert Gerle: Es ist nicht so, dass in den vergangenen Jahren die Herausforderungen klein waren. Wir waren schon immer sehr „lebendig“. Tatsächlich kann ich mich nun auf ein außerordentlich starkes Team verlassen. Klingt zwar übertrieben, aber ich schätze wirklich das Privileg, bei Güntner arbeiten zu dürfen.  Und meine Familie gibt mir den Rückhalt.


KKA: Herr Gerle, herzlichen Dank für das Gespräch.


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