R22-Umstellung: Unproblematisch & kosteneffizient
Umfrage zur Umrüstung auf R22-Alternativen
Die laufende Übergangsfrist für H-FCKW-Kältemittel, die nur noch den Einsatz rückgewonnener Bestände erlaubt, macht Umrüstungen auf alternative Produkte dringend und unausweichlich. Welche Fortschritte dabei bereits erzielt wurden und welche Randbedingungen der Markt für Kältemittel in diesem Umfeld bietet, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Kältemittelherstellers DuPont.
Am 1. Januar 2010 ist das in der EU-Verordnung EG1005/2009 festgelegte Serviceverbot für H-FCKW (insbesondere R22) in Kraft getreten. Demnach darf in einer Übergangsfrist bis Ende 2014 lediglich rückgewonnenes H-FCKW (R22) zur Instandhaltung und Wartung von Klima- und Kälteanlagen eingesetzt werden, bevor ab dem 1. Januar 2015 ein generelles Verbot für diese Kältemittel gilt. Aus diesem Anlass hat der Kältemittelhersteller DuPont (www.dupont.com) Ende 2009 eine Umfrage unter Kältefachbetrieben, Händlern und Betreibern zur Einschätzung der bisherigen und zukünftigen Marktentwicklung durchgeführt. Demnach haben die befragten Kältefachbetriebe alleine in Deutschland seit 2006 bereits weit mehr als 2000 Klima- und Kälteanlagen auf Kältemittel der „Isceon 9er“-Reihe des Unternehmens – vor allem „Isceon MO29“ (R422D) – umgerüstet. Diese Produktfamilie umfasst verschiedene
H-FKW/Kohlenwasserstoffgemische (R422D, R417A, R422A), die als Ersatzstoffe für R22 in Tiefkühlung, Normalkühlung und Klimatisierung entwickelt wurden.
Geringe Investitionskosten | Als wichtigstes Kriterium (Bild 2) für den Einsatz dieser Produkte nannten die Befragten die im Vergleich zu anderen Alternativlösungen (z. B. Umstellung auf H-FKW-Kältemittel wie R404A oder R407C bzw. Neuanlage) geringen Investitionskosten. Kostenintensive Modifikationen an der Kälteanlage wie der Austausch von Expansionsventilen oder des Verdichters entfallen. Vorhandene und in gutem Zustand befindliche Anlagen können bis zum Ende ihrer Restlaufzeit weiterbetrieben werden.
Weiteres wichtiges Kriterium: Die Kälteleistung der „Isceon 9er“-Reihe ist mit der von R22 vergleichbar. Dazu Olaf Mey, Produktmanager Service bei der Carrier Kältetechnik Deutschland GmbH: „Einen theoretischen Rückgang der Kälteleistung um 14 % bei Normalkühlung bzw. 5 % bei Tiefkühlung haben wir nicht beobachten können.“ Und Petra Lilly, Projektmanagerin Heizung Klima Kälte bei HochTief Facility Management, Augsburg, ergänzt: „Die anfänglichen Probleme lagen in der zu geringen Füllmenge begründet. Mit der Kälteleistung nach der Umstellung der Geräte sind wir vollauf zufrieden.“
Zudem seien die erforderlichen Arbeiten schnell und unkompliziert und könnten in der Regel im laufenden Betrieb im Rahmen üblicher Instandhaltungs- oder Wartungsarbeiten durchgeführt werden. In den meisten Fällen sei nicht einmal ein Ölwechsel erforderlich. Dazu Alberto Landucci von der Abteilung für Energiemanagement der Telecom Italia in Rom, die über zwei Jahre lang alternative Kältemittel getestet hat: „Die Umstellung zweier Pilotanlagen hat gezeigt, dass sich die gesamten Arbeiten in knapp zwei Stunden durchführen lassen. So halten sich Kosten und Aufwand in Grenzen.“ Weiterer Vorteil: Aufgrund der im Vergleich zu R22 geringeren Verdichtungsendtemperatur mit „Isceon“ kann sich die Lebensdauer des Verdichters erhöhen.
Kosteneffizient und leistungsfähig |
Ralph Hoss, Projektleiter Service bei der Cofely Refrigeration GmbH, Augsburg, fasst die Gründe für den Einsatz des Kältemittels wie folgt zusammen: „Schnellste und kostengünstigste Lösung, bei der am wenigsten Leistungsverlust zu erwarten war, ohne unter zeitlichen Druck zu geraten und dadurch die Produktion zu gefährden.“
Zahlreiche Beispiele aus der Praxis bestätigen diese Erfahrungen. So Klaus Corban, Serviceleiter bei der Epta Deutschland GmbH, Mannheim, die bereits mehr als 300 Kälteanlagen in Supermärkten umgestellt hat: „Der Kältemittelaustausch konnte in der Regel während des laufenden Verkaufsbetriebes durchgeführt werden, und die Waren konnten ohne Qualitätseinbußen in den Kühlmöbeln verbleiben.“
Die bei einem Retrofit üblichen Schritte erläutert Service-Verkäufer Bastian Sauermann von Johnson Controls, der im Mai 2008 für die Umrüstung der drei Kälteanlagen, die zur Kühlung der Warm- und Kaltbandbereiche des Aluminiumwalzwerks bei Aluminium Norf (Bild 1), dienen, verantwortlich war: „Vor dem Retrofit nahmen wir eine umfangreiche Leistungsmessung an allen drei Anlagen vor, die nach der Umstellung wiederholt wurde. Nach der Absaugung des Kältemittels tauschten wir zunächst die Federn und die Arbeitsventile des Verdichters sowie die Filtertrockner aus. Danach wurde der Kältekreislauf evakuiert und mit ‚Isceon MO29’ von DuPont gefüllt.“
Geringerer Energieverbrauch möglich | Im Langzeitbetrieb, z. B. beim Energieverbrauch, haben sich nach Auskunft der Befragten keine signifikanten Unterschiede zu R22 ergeben – in einigen wenigen Fällen sei er nach der Umrüstung sogar leicht gesunken. Dazu Claus Breitung, Leiter Energiemanagement bei der Handelskette tegut, der in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Niederlassung der Dresdner Kühlanlagenbau GmbH (DKA) und DuPont bislang insgesamt acht Supermarkt-Kälteanlagen auf diese Alternativlösung umgestellt hat: „Tests im Vorfeld haben ergeben, dass hinsichtlich des Energieverbrauchs keine Nachteile gegenüber R22 zu erwarten waren.“ Ebenso sei der Wartungsaufwand unverändert im Vergleich zu R22.
Je nach Zustand der Systeme bieten die meisten der Kältefachbetriebe und Händler ihren Kunden zwar auch andere Lösungen wie die Umstellung auf R404A oder R407C bzw. die Installation einer Neuanlage an. Auf die Frage „Was empfehlen Sie Kunden, die noch R22-Anlagen betreiben?“, antworteten aber 64 % der Kältefachbetriebe mit: „Umstellen auf ‚Isceon’“ (Bild 3).
R22-Rezyklat wird knapp | Schnelles Handeln ist in der Tat gefragt. Nach einer Schätzung des Umweltbundesamts vom September 2009 [1] werden alleine in Deutschland jährlich rund 1000 t rezykliertes R22 benötigt, um durch Leckagen entwichenes Kältemittel wieder aufzufüllen. Experten erwarten jedoch, dass nur rund 15 bis 20 % dieser Menge tatsächlich zur Verfügung stehen werden (Bild 4).
Dies bestätigt auch die Studie von DuPont: 90 % der befragten Händler und Kältemittelfachbetriebe beurteilten die künftige Verfügbarkeit von R22-Rezyklat als nicht oder bei weitem nicht ausreichend. „Der Rücklauf an Kältemitteln, die sich zur Aufbereitung eignen, ist zu gering, um den erwarteten Bedarf in den nächsten Jahren zu decken“, erklärt Dr. Jeanette Musick, Leiterin Vertrieb Kältemittel bei TEGA – Technische Gase und Gastechnik, Würzburg. Aufgrund der steigenden Nachfrage würden die Preise für R-Ware daher spürbar ansteigen, so der einhellige Tenor.
Im Havariefall droht der Ausfall bzw. die Stilllegung der Kühlsysteme, wenn nicht rasch entsprechendes Kältemittel in ausreichender Menge zur Verfügung steht oder die Servicefirmen – gerade in den Sommermonaten – durch dringende Wartungsarbeiten ausgelastet sind. Hohe Kosten durch die Umlagerung bzw. den Verderb von Waren oder den Stillstand der Produktion sind die Folge. Gerhard Menapace, Serviceleiter der Carrier Kältetechnik Austria GmbH, fasst dies mit den Worten „Das Ganze ist wie ein Pokerspiel!“ zusammen.
„Isceon“ flächendeckend verfügbar | Im Gegensatz dazu erwarten führende Kältemittel-Handelsunternehmen wie TEGA – Technische Gase und Kältetechnik, Westfalen AG, Schick GmbH & Co. KG, Agatex Feinchemie GmbH sowie Linde Österreich keine Lieferengpässe bei „Isceon“-Kältemitteln. Die Nachfrage nach diesen Produkten sei in den letzten drei Jahren bereits stark angestiegen – und für 2010 und 2011 erwarten die Befragten eine weitere kräftige Zunahme. „Die ‚Isceon’-Kältemittel sind nach heutiger Auftragslage flächendeckend und in ausreichenden Mengen verfügbar“, so Dipl.-Ing. Joachim Gerstel, Leiter Marktentwicklung Europa, Naher Osten und Afrika bei DuPont Refrigerants.