Vernetzt denken.
Zukunft gestalten

ebm-papst-Innovationsforum in Mulfingen

Im Fokus des dreitägigen ebm-papst-Innovationsforums unter dem Motto „Vernetzt denken. Zukunft gestalten.“ standen die neuesten Entwicklungen und Konzepte in den Bereichen Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik sowie zukunftsstarke Vernetzungslösungen. Insgesamt 225 Teilnehmer folgten der Einladung und diskutierten vom 20.-22. Juni 2017 in Mulfingen über die neuesten Entwicklungen der Branche.

Wenn ein Hersteller zu einem Fachsymposium lädt, drehen sich oftmals alle Vorträge um die eigenen Produkte. Das ebm-papst-Innovationsforum bildet da eine Ausnahme, denn der Hersteller von Ventilatoren und Antrieben hielt sich bei den Vorträgen auffallend zurück und überließ stattdessen meist Kunden, Lieferanten sowie Vertretern von Organisationen und Verbänden die Bühne. Auf der Agenda standen Vorträge zu unterschiedlichen Themen der Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik. Aber es wurden auch viele Themen behandelt, die nicht unmittelbar etwas mit dem Themenkomplex der Ventilatorentechnik zu tun haben. Die Themenschwerpunkte am 20. und 21. Juni lagen auf Lüftungstechnik für Wohngebäude sowie Industrie 4.0 und Data Center. Die Vorträge am 22. Juni widmeten sich der innovativen Kältetechnik.

Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der ebm-papst-Gruppe erklärt: „Ziel des Forums ist es, neue Anforderungen und neue Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Nutzen für den Endkunden zu präsentieren und zu diskutieren. Das Motto „Vernetzt denken. Zukunft gestalten“ ist gleichermaßen Voraussetzung und Aufgabenstellung für Innovationen und Fortschritt.“ Lindls Fazit nach der Veranstaltung: „Zuhören, nachdenken, handeln ist eine gute Strategie für die Zukunft. Die technologischen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren anstehen werden, sind Energieeffizienz im Stromverbrauch, ein möglichst geräuscharmer Betrieb, eine bedarfsgerechte Regelung und die Vernetzbarkeit.“

34 Expertenvorträge im 20-Minuten-Takt waren schon eine Herausforderung für die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer; der Versuch, diese Inhalte in einen Fachartikel zu packen, ist jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Einige Highlights aus den Vorträgen sollen an dieser Stelle jedoch vorgestellt werden:

ebm-papst besitzt langjährige Erfahrungen im Bereich der Leistungselektronik. Da sich die Hardware einer EC-Motor-Kommutierungselektronik für einen Ventilator kaum von einer Verdichtersteuerung unterscheidet (lediglich die Software – der Kommutierungsalgorithmus – benötigt Anpassungen), wurde beschlossen sich hier ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Künftig wird ebm-papst Leistungselektronik für BLDC-Verdichter anbieten, eine Ausweitung auf eine komplette Zentralelektronik ist ebenfalls in der Pipeline – hierfür wurde eine eigene Abteilung gegründet.

Bis 2022 werden laut einer Studie von Cisco weltweit 50 Mrd. Geräte vernetzt sein. Hiervon ist die Gebäudetechnik natürlich nicht ausgeschlossen. Eine der größten Herausforderungen dabei ist es, größtmögliche Sicherheit zu erzielen und trotzdem mit möglichst offenen Standards zu arbeiten, um die Kommunikationsfähigkeit der Geräte nicht einzuschränken. Nur weil man technisch gesehen fast alles digitalisieren kann, heißt das aber nicht, dass man dies auch immer tun muss. Aus der Flut der gesammelten Daten müssen vor allem Einsichten erzeugt werden (Visulisierung) und letztlich sollen damit Prozesse optimiert bzw. Geld verdient werden. Was in diesem Zusammenhang im Bereich der Ventilatoren möglich ist, verdeutlichte Thomas Sauer, Entwicklungsleiter Elektronik bei ebm-papst. So ist u.a. die seriennummerbasierte Verfolgung eines Ventilators über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg möglich, gleiches gilt für die Überwachung von Bauteilen, die die Lebensdauer des Ventilators bestimmen. Interne Daten wie Spannungen, Ströme, Leistung und Temperaturen können erfasst werden. Die Möglichkeiten gehen soweit, dass der Ventilator z.B. eigenständig ein Festfrieren erkennt und eine Losrüttelfunktion aktiviert.

Das Internet der Dinge befeuert auch den Markt für Rechenzentren. Diesem Themenkomplex widmete das Innovationsforum gleich mehrere Vorträge. Schließlich wächst in gleicher Weise der Bedarf an Klimatisierungslösungen für Rechenzentren. Der Markt boomt: Das Datenvolumen in Rechenzentren wächst jährlich um ca. 25 % (Cisco-Studie). Auch wenn immer größere Rechenzentren entstehen, so legen trotzdem 75 % der deutschen Unternehmen Wert darauf, dass „ihr“ Rechenzentrum in Deutschland steht oder sogar im Eigenbetrieb läuft. 60 % der Betreiber von Rechenzentren in Deutschland planen daher Erweiterungsinvestitionen – nicht in leistungsstärkere Server, sondern auch in der Fläche. Hier bietet sich Marktpotential für die gesamte Kälte-/Klimabranche – auch für das Handwerk. 80 % der Unternehmen mit eigenen Rechenzentren sehen nämlich Einsparpotentiale im Bereich Kälte/Klima. Hierfür geben deutsche Unternehmen im Jahr etwa 450 Mio. € aus.

Zukunftstrends im Bereich der Rechenzentrumskühlung sind wassergekühlte Racks bei Großrechnern mit hoher Wärmedichte, eine stärkere Abwärmenutzung, eine klare Trennung zwischen IT und sonstiger (Klima-)Technik. Raumbasierte Umluftkühlsysteme bestimmen aber nach wie vor den Markt. ebm-papst hat jedenfalls für die verschiedensten Arten, Rechenzentren zu kühlen, die geeigneten Ventilatorkonzepte im Angebot.

Neben der Energieeinsparung spielen die Akustik bzw. die Schallemissionen bei Ventilatoren eine immer größere Rolle. ebm-papst hat hier viel Zeit und Geld investiert, um die sogenannte Aeroakustik in gleicher Weise simulieren zu können, wie es bei der Aerodynamik von Luftströmungen schon lange Usus ist. Hierfür sind allerdings im Vergleich zur Aerodynamik viel höhere Rechenleistungen erforderlich, weil kleinste turbulente Strömungen räumlich aufgelöst und analysiert werden müssen.  

Auch der Bereich der Supermarktkälte wurde auf dem ebm-papst-Forum behandelt. So stellte z.B. Sean Chapman (Carrier Commercial Refrigeration) Szenarien vor, wie Supermärkte der Zukunft aussehen könnten – und wie sich die Gebäudetechnik auf diese Shop-Konzepte einstellen muss: In Zeiten eines boomenden Internethandels, der auch auf den bislang  kaum angetasteten Frischebereich übergreift, müsse sich der (Lebensmittel-)Einzelhandel wandeln und das Einkaufen zu einem Erlebnis werden lassen. Der Frischwarenanteil (mit entsprechenden Kühllösungen) müsse dabei besonders im Fokus sein und regelrecht inszeniert werden, inklusive Zubereitung von Mahlzeiten, Smoothies etc. Öffnungszeiten müssten variabler werden, bzw. Pick-up-Lösungen für vorbestellte Waren (auch gekühlte) eingerichtet werden.

Diese auf wenige Beispiele reduzierten Auszüge aus dem Vortragsprogramm des ebm-papst-Innovationsforums zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich die behandelten Themen waren. Die Teilnehmer werden ihren Besuch und den Vortragsmarathon daher sicher nicht bereut haben, zumal auch das Abendprogramm im Kloster Schöntal mit hochkarätigen Gastvorträgen gewürzt war.

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