Wärmerückgewinnung im Lebensmitteleinzelhandel
Zukunftssichere Entwicklungen dank Hybrid-System
Der im November 2020 eröffnete EDEKA-Markt in Erxleben, im Landkreis Börde, beschreitet beim Thema Kälteversorgung neue Wege. Statt wie üblich auf eine zentrale Kälteverbundanlage zurückzugreifen, setzt der Markt mit Hybrid-Modulen auf ein umweltschonendes Kältesystem und auf den Einsatz natürlicher Kältemittel, auf R455A anstelle von R404A und auf recycelte Abwärme. Das heißt: Wärmerückgewinnung und gesenkte Heizkosten.
Bei Neueröffnungen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind die Anforderungen an gewerbliche Kältesysteme üblicherweise klar definiert. Flexibel sollten sie sein und umweltschonend, aber vor allem energieeffizient. Die KONSUM „Optimal-Kauf“ eG (Eigentümer und Betreiber des EDEKA-Marktes) setzt die Anforderungen gemeinsam mit dem Limburger Kühlmöbelwerk KMW bei der Kälteversorgung des neuen Marktes in Erxleben eindrucksvoll um.
Das Hybrid-System von KMW wurde in den vergangenen Jahren bereits in jeweils einigen Edeka- und NP-Märken erfolgreich implementiert. Die Ergebnisse zeigen dort sehr gute Energiewerte und langfristige, deutliche Einsparungen an Heiz- und Stromkosten. Auch in Erxleben sind die Ziele klar gesteckt: Im Vergleich zu einer zentralen Kälteverbundanlage soll der Stromverbrauch um 30 % reduziert und 70 % Kältemittel gespart werden.
Besonders hilfreich für diese Ziele ist die recyclebare Abwärme aller Kühl- und Tiefkühlmöbel. Die Energie aller Kühlmöbel, auch die der steckerfertigen Geräte, wird in das Wärmerückgewinnungssystem des Marktes eingespeist, um damit bei Bedarf den Verkaufsraum zu beheizen. Dieses Verfahren wurde im Jahr 2017 von KMW erstmals angewendet.
In Erxleben wurden auf über 1.000 m² 30 Laufmeter Kühlregale, 20 steckerfertige Hybrid-Tiefkühltruhen und jeweils eine Kühl- und Tiefkühlzelle installiert. Alle Kühl- und Tiefkühlmöbel werden über dezentrale Hybrid-Module betrieben, die direkt auf das Kühlmöbel installiert wurden.
Da jedes Möbel über eine eigene Kälteeinheit verfügt, ist eine zentrale Kälteverbundanlage nicht notwendig. Durch die kurzen Versorgungsleitungen kann viel Kältemittel eingespart werden. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das System modular zu erweitern. Das System kann so flexibel an ein verändertes Warensortiment angepasst werden.
Beim Kältemittel fiel die Wahl auf R455A von Honeywell (Markenname „Solistice L40X“). Mit seinem geringen Treibhauspotential (GWP) von 148 erfüllt es langfristig alle EU-weiten Auflagen. Seit 2020 gilt eine weitere Stufe der EU-weiten F-Gase Verordnung, nach der Kältemittel in Neuanlagen einen GWP-Wert von unter 2.500 haben müssen. Überhaupt hat die neue EU-Richtlinie den gesamten LEH vor große Herausforderungen gestellt.
„Mit der KMW haben wir einen innovativen und ambitionierten Partner, der mit den Anforderungen des modernen LEH bestens vertraut ist und uns individuelle Lösungen bietet“, kommentierte der Vorstand der KONSUM „Optimal-Kauf“ eG, zufrieden mit der Neueröffnung. Die Einführung des Hybridsystems zeigt, dass es möglich ist, eine Kälteversorgung zu implementieren, die keine Wünsche offenlässt, dabei Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten minimiert und mit den Klimazielen vereinbar ist. Das Energiekonzept des Marktes wird durch eine PV-Anlage für die überwiegende Eigennutzung abgerundet. In Erxleben hat die Zukunft schon begonnen.