Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit
Die KKA führte mit Herrn Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung (F&E) bei der ebm-papst-Gruppe (www.ebmpapst.com), ein Interview über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit in der Ventilatorentechnik. Es wurden aber auch die Themen Industrie 4.0, Investitionstätigkeit und Kundenanforderungen erörtert.
KKA: Auf welchen Gebieten sehen Sie in Zukunft wichtige Entwicklungen in der Ventilatorentechnik? Was wird dort passieren?
Dr. Lindl: Unser Ziel ist es, die Erhöhung der Leistungsdichte bei den Motoren weiter voranzutreiben und dabei die hohen Wirkungsgrade von bis zu 90 % zu erhalten. Auch wenn die Wirkungsgrade der Motoren heute schon sehr hoch sind, werden sich in den kommenden Jahren insbesondere bei der Aerodynamik durch neue Geometrien und Werkstoffe weitere Verbesserungen erreichen lassen.
KKA: Welche Potentiale gibt es speziell auf dem Gebiet der Aeroakustik und Aerodynamik?
Dr. Lindl: Hierbei gilt es vor allem, die Einbausituation in unterschiedlichen Kundengeräten zu berücksichtigen. Nur ein grundlegendes Verständnis der Wirkweise von Ventilatoren im eingebauten Zustand führt zu optimalen Ergebnissen. Was Geräuschentwicklung und Wirkungsgrad betrifft, gibt es in der Laufradentwicklung die größten Potentiale.
KKA: Stichwort „Industrie 4.0“: ebm-papst stellt Industrie-4.0-fähige Produkte her. Wie können hiervon die Kunden profitieren?
Dr. Lindl: Die treibende Komponente der Gebäudetechnik sind nun mal Ventilatoren. Die Gebäudeleittechnik verknüpft Heizung, Klima- und Lüftungstechnik miteinander. Dazu müssen alle Komponenten miteinander kommunizieren und einen vernetzten Informationsaustausch ermöglichen. Konkret heißt das, dass in der Schnittstelle nicht nur Informationen empfangen, sondern z.B. Betriebsstatus, Laufzeit, Störungs- und Notlaufmeldungen aktiv an andere Komponenten im System gesendet werden und eine Reaktion auslösen. Dadurch können die Kosten für Betrieb und Wartung deutlich gesenkt werden. Auch in unserer eigenen Produktion setzen wir Industrie-4.0-Prozesse ein und optimieren so den Produktionsablauf und die Logistik.
KKA: Mit rund 6 % des Gruppenumsatzes liegt die Investitionsquote in F&E weiterhin deutlich über dem im Branchenvergleich üblichen Durchschnitt. Was sind die herausragenden Investitionen?
Dr. Lindl: Neben sehr gut ausgebildeten Naturwissenschaftlern und Ingenieuren investieren wir intensiv in Simulationswerkzeuge sowie Mess- und Testlabore. Der Ausbau unserer F&E-Standorte in China und den USA wurde ebenfalls intensiv vorangetrieben – mit entsprechenden finanziellen Aufwendungen. Aktuell planen wir die Gründung eines Forschungsinstituts für elektrische Antriebe am Campus Künzelsau der Hochschule Heilbronn.
KKA: Simulationswerkzeuge sind in der modernen Entwicklungsarbeit nicht wegzudenken. Welche Simulationswerkzeuge kommen bei ebm-papst zum Einsatz?
Dr. Lindl: In den Bereichen Aerodynamik, Motortechnik und Elektronik setzen wir unterschiedliche Simulationswerkzeuge ein. Zum einen, um die Entwicklungszeit zu verkürzen und zum anderen zeigen diese Methoden technologische Potentiale auf, die sonst verborgen blieben. Beispiele sind: Die Finite-Elemente-Simulation, die mechanische Festigkeit, statisch und dynamisch, von Gehäuse und Motor berechnet.
KKA: Rund 40 % des Umsatzes erzielt ebm-papst mit Produkten, die jünger als vier Jahre sind. Wie geht ebm-papst mit dem immer größer werdenden Innovationsdruck um?
Dr. Lindl: Wir erhöhen unsere Innovationsgeschwindigkeit: Zum einen durch die obengenannten Simulationswerkzeuge, zum anderen setzen wir stark auf die Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen. Beide Ansätze ermöglichen es, in kürzeren Zeiträumen mehrere Themen zu bearbeiten, die neue Produkte und Innovationen generieren. Forschungsergebnisse werden so schneller in reale Produkte umgesetzt. Gleichzeitig können zukünftige Mitarbeiter für den Bereich Forschung und Entwicklung gewonnen werden.
KKA: ebm-papst setzt auf gemeinsame Entwicklungen mit Kunden. Wie können diese hiervon profitieren?
Dr. Lindl: Für mittelfristige Planungen muss man den Markt, d.h. die künftigen Anforderungen seiner Kunden, kennen, um gemeinsam innovative Branchenlösungen zu entwickeln, also wettbewerbsfähig und gleichzeitig zukunftsfähig sein. Wir arbeiten bei Produktneuentwicklungen daher eng mit unseren Kunden zusammen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
KKA: Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit: Was bedeutet das?
Dr. Lindl: Wettbewerbsfähigkeit bedeutet, in den kommenden Jahren durch technische und ökonomische Alleinstellungsmerkmale der entwickelten Produkte hohe profitable Marktakzeptanz zu erreichen. Dazu ist es notwendig, Entwicklungs- und Produktionsprozesse nach stringenten Abläufen auszurichten. Zukunftsfähigkeit hingegen ist längerfristig angelegt, sie erfordert Kreativität und Zugang zu neuesten Forschungserkenntnissen. Man muss allerdings jetzt wettbewerbsfähig sein, um sich Zukunftsfähigkeit und damit Forschung leisten zu können. Kurzum: Zukunftsfähigkeit bedeutet, nachhaltig unternehmerisch tätig zu sein.
KKA: Vielen Dank für das informative Gespräch.