Deutsche Kälte-Klima-Tagung in Aachen

Zu Gast bei Karl dem Großen

In Jahren ohne eine Chillventa gehört sicher die Tagung des Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Vereins (DKV) zu den absoluten Branchen-Highlights – so auch vom 17. bis 19. November 2011 in Aachen. Über 650 Teilnehmer erschienen in der Stadt Karls des Großen, um sich in 110 Fachvorträgen über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Kälte- und Klimatechnik zu informieren und das fachliche und gesellige Miteinander zu pflegen. 

Den Auftakt der DKV-Tagung machte traditionsgemäß die Studentenveranstaltung mit begleitender Infobörse am Mittwochnachmittag, die sich immer mehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil des DKV-Geschehens entwickelt. 100 Studenten nahmen daran teil und erhielten in 13 hochkarätigen Vorträgen „von Studenten für Studenten“ Einblicke in aktuelle Forschungsschwerpunkte an unseren Hochschulen. Ebenfalls am Mittwochnachmittag lockten die technischen Besichtigungen die schon angereisten DKV-Teilnehmer zu Besichtigungen ins Werk des Verdichterherstellers Emerson Climate Technologies, zur Kühlturmproduktion von Evapco, ins E.on European Research Center an der RWTH Aachen, zur Kältemaschinenfabrik der Fa. Witt und zum Windkanal der Visteon Innovation GmbH.

 

Mitgliederversammlung

Der Mittwochabend stand dann im Zeichen der Mitgliederversammlung, zu der dieses Mal 90 stimmberechtigte Mitglieder erschienen waren. Die Teilnehmerzahl bewegte sich dabei im üblichen Rahmen, ist jedoch bei insgesamt 1343 DKV-Mitgliedern noch ausbaufähig.

Gewohnt zügig und ohne größere Wellen zu schlagen, verlief die vom DKV-Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Arnemann geleitete Mitgliederversammlung:

› Die Finanzsituation ist stabil.

› Rechnungsabschlüsse und künftige Haushaltspläne wurden einstimmig abgesegnet.

› Der Vorstand gab ein umfangreiches Resümee seiner Tätigkeiten im vergangenen Jahr und wurde entlastet.

› Die Wahlen (Michael Hendriks: Schriftführer, Dr. Holger Naumann: Obmann AA 1, Prof. Dr. Klaus Spindler: Obmann AA II.1) erfolgten ohne Gegenkandidaten einstimmig.

› Die Mitgliedsbeiträge bleiben unverändert gleich. 

› Die nächsten Tagungsorte sind 2012 Würzburg, 2013 Hannover und 2014 voraussichtlich Dresden.

 

Bei einem Tagesordnungspunkt kam es jedoch zu etwas hitzigeren Diskussionen. Anlass war die Auflösung der Kassen der einzelnen Bezirksvereine. Dieser Schritt ist in den meisten Bezirksvereinen bereits vollzogen und die Abwicklung von Rechnungen durch die DKV-Geschäftsstelle läuft nach Aussage des Schatzmeisters Dr. Rainer Jakobs reibungslos. Der Rheinisch-Westfälische Bezirksverein hingegen möchte die Kasse nicht abgeben, wobei sich dem neutralen Betrachter die Beweggründe hierfür nicht ganz erschlossen. Nach längerer Diskussion wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht und die Versammlung beschloss gegen die Stimmen der Vertreter des betroffenen Bezirksvereins generell eine Auflösung der Bezirksvereinskassen. 

 

DKV-Vision 2020

Der DKV ist sicher heute schon ein renommierter wissenschaftlicher Verein; trotzdem soll dieses Renommee noch weiter aufpoliert werden. Dies stellte Prof. Arnemann im Rahmen der Mitgliederversammlung bei seiner Präsentation der Strategie 2020 für den DKV vor. Seine Vision: „Der DKV wird der führende technisch-wissenschaftliche Verein im Bereich der Kälte-/Klima-/Wärmepumpenbranche in Europa für zufriedene, gut informierte Mitglieder.“ Nun denn, dann könnte man sich ja eigentlich die nächsten acht Jahre zurücklegen, denn weit entfernt von diesem Ziel ist der DKV sicher nicht. Aber runde Jahreszahlen scheinen halt zu blumigen Visionen einzuladen. Als kurzfristige Ziele sollen hierfür einerseits die DKV-Homepage weiter ausgebaut und ein sogenanntes Peer-Review eingeführt werden. Mit letzterem ist ein Verfahren zur Überprüfung und Beurteilung der wissenschaftlichen Arbeiten gemeint, die auf der DKV-Tagung vorgetragen werden sollen. Schon im Vorfeld der Tagung müssen die Vorträge komplett als Artikel eingereicht werden; diese werden dann bewertet und erhalten quasi das Peer-Review-Gütesiegel. Ansonsten, so die Sorge von Prof. Arnemann, würde mancher Referent seinen Vortrag lieber auf einer anderen wissenschaftlichen Tagung präsentieren. Das Peer-Review sei allerdings keine Verpflichtung für Referenten – dies war vor allem an die Adresse der Referenten aus der Industrie gerichtet.

Bleibt zu hoffen, dass mit dem Versuch, das wissenschaftliche Niveau der DKV-Tagung weiter anzuheben, nicht die Praxisnähe im Vortragsprogramm und damit der Reiz für Anlagenbauer, die DKV-Tagung zu besuchen, geopfert wird.

 

Karl der Große und Rohstoffsorgen

Die Eröffnungsveranstaltung ist immer ein besonderes Highlight der DKV-Tagung. Mit ein Grund hierfür sind die spannenden Festvorträge, die den Teilnehmern den Blick über den Tellerrand der Forschung im Bereich der Kälte- und Klimatechnik ermöglichen.

Passend zum Veranstaltungsort Aachen informierte Prof. Dr. Max Kerner vom Historischen Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in seinem Festvortrag „Zu Gast bei Karl dem Großen“ über Leben und Wirken des großen Frankenkönigs – und zwar in einer fesselnden und humorvollen Weise.

Der Plenarvortrag zum Thema: „Technikboom trotz Rohstoffknappheit? – Es geht nicht ohne High-Tech-Recycling“ von Dr. Christian Hagelüken von der Firma Umicore sorgte dann weniger für Schmunzeln, sondern erzeugte bei vielen Sorgenfalten. Die Auswirkungen des weltweiten Rohstoffhungers auf die Umwelt und die Zusammenhänge von Rohstoffgewinnung, Recycling und drohenden Engpässen bei manchen Edelmetallen und Seltenen Erden lassen einen nämlich mit Sorge in die Zukunft blicken.

Im Rahmen der Festveranstaltung wurden noch drei Ehrungen vorgenommen: Der Nachwuchspreis wurde an Dr.-Ing. Rita Streblow verliehen für ihre Untersuchungen zum Thema Thermische Behaglichkeit. Eine DKV-Münze ging an Dipl.-Wirtsch.-Ing. Hans-Joachim Breidert, der u.a. als Fachbuchautor und Dozent vielen ein Begriff sein wird. Eine weitere DKV-Münze erhielt Prof. Dr.-Ing. Hans Rudolf Engelhorn für sein Wirken als Dozent, Gutachter und Sachverständiger.

Nach den Plenarvorträgen ging es in den Vortragsmarathon, der in diesem Jahr noch deutlicher als zuvor eine hohe Praxisnähe aufweisen konnte. Auf die detaillierte Vorstellung einzelner Vorträge soll an dieser Stelle verzichtet werden – einige, speziell für den Anlagenbau relevante Vorträge werden in den kommenden Ausgaben der KKA ausführlich als Fachbeitrag vorgestellt.

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