Zwischen Energieeffizienz und Behaglichkeit

10. FGK-Klimatag und FGK-Mitgliederversammlung 2016

Nach Dresden, in der Fachwelt für seine Klima- und Kältekompetenz mit dem Institut für Luft- und Kältechnik (ILK) und der TU Dresden bekannt, wurden Anfang Juli 2016 zahlreiche Fachleute und Interessierte von zwei Veranstaltungen gelockt: dem 10. FGK-Klimatag mit dem aktuellen Thema „Dicke Luft im Niedrigenergiehaus? Spannungsfeld zwischen Energieeffizienz und Behaglichkeit“ und der jährlichen FGK-Mitgliederversammlung.

Der Klimatag – Behaglichkeit bleibt Kernthema der Klimatechnik

Der 10. Klimatag des FGK (Fachverband Gebäude-Klima e.V., www.fgk.de) bot über 80 Teilnehmern, darunter Planer, Architekten, Vertreter von Baubehörden, Komponentenhersteller und Anlagenbauer, im Congress Center Dresden nicht nur eine schöne Aussicht auf Elbe und Innenstadt sondern vor allem einen neun Vorträge umfassenden Tag rund um die Klimatechnik, die nicht nur auf technische Aspekte setzen, sondern vor allem die Behaglichkeitskriterien der Nutzer im Blick haben soll. Neben den durchweg interessanten Vorträgen zeigte auch ein kurzer Abstecher in die Altstadt deutlich: Dresden ist durchaus eine Reise wert.

Gleich zum Auftakt verkündete Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberg, Vorsitzender des FGK bei seiner Begrüßung: „Es ist falsch, eine Klimaanlage ohne Entfeuchtung zu bauen.“ Er belegte diese Aussage, die er später in seinem Vortrag konkretisierte, damit, dass bereits bei 290 Nutzungsstunden in Bürogebäuden ein Außenklima über der Feuchtegrenze von 12 g/kg vorliegen würde. Da im Bürobereich der Trend zu einer Nachverdichtung von derzeit im Schnitt üblichen 10 m2/Person auf den gemäß Arbeitsstättenrichtlinie vorgegebenen Wert von 8 m2/Person gegeben sei, sei die Einhaltung der Mindestluftmenge bei der Planung zu beachten. Dabei sei zu berücksichtigen, dass im Wohnbereich mit einer Fläche von 46,5 m2/Person ganz andere Rahmenbedingungen herrschten. Dabei seien auch bei einer Wohnungslüftung viele Fehlermöglichkeiten gegeben, so dass auch hier eine sorgfältige Auslegung, selbstverständlich mit Wärmerückgewinnung, notwendig sei.

Prof. Dr.-Ing. Uwe Franke, ILK Dresden, begann enthusiastisch: „Wie kann ein Tag schöner beginnen, als einen Vortrag über Behaglichkeit zu halten?“ Durchaus kritisch führte er fort, dass Gebäude heute bauphysikalisch sehr dicht seien. Das Wohlfühlen im Gebäude hat aber nicht nur mit der thermischen Behaglichkeit zu tun. Denn dichte Gebäude speichern nicht nur die Wärme in ihrem Inneren, sondern auch Gerüche und die verbrauchte Luft. Hier fehle eine breite Diskussion über alle Parameter der Behaglichkeit und die Luftqualität. Der Mensch sei zwar durchaus bereit, eine große Schwankungsbreite der Luftqualität hinzunehmen, wie er in einem Selbstversuch ermittelt habe, doch sinke die Leistungsfähigkeit bei einem zu hohen CO2-Gehalt. Die Toleranz des Menschen gegenüber einer schwankenden Luftqualität führe zu der Frage, ob auch RLT-Anlagen in einer Hysterese gefahren werden könnten. Hier sei noch Forschungsbedarf gegeben.

Auf die anfangs erwähnte hohe Außenluftfeuchtigkeit, die in den letzten Wochen vielerorts in Deutschland herrschte, ging Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, RWTH Aachen, ein und folgerte: „Es wird nicht günstiger, wenn wir ein Bürogebäude nicht klimatisieren, wenn dadurch die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter eingeschränkt wird.“ Um den Menschen aber nicht den Kontakt zur Außenwelt zu verbieten, seien hybride Lüftungen sinnvoll, bei der eine natürliche Lüftung mit einer Fensterlüftung verknüpft werden könne.

Fachlich etwas trockener wurde es beim Vortrag von Claus Händel, FGK, der einen Einblick in die aktuelle Normungsarbeit gab und dabei insbesondere auf die DIN EN 16798 einging, die voraussichtlich 2017 in Weißdruck gehen wird. Mit den Worten „dies wird die Bibel zu den Anforderungen der Raumlufttechnik sein“, riet er die Anwesenden dazu auf, sich mit der Norm zu befassen, da die Verantwortung der Planer in diesem Bereich weiter steigen werde.

Ein Plädoyer gegen zu trockene Luft hielt der Mediziner Dr. med. Walter Hugentobler, Uni Zürich. In vielen Gebäuden herrsche im Winter eine trockene Luft, die einem Wüstenklima entspreche und so den Gasaustausch in der Lunge erschwere. Im Gegenzug könne eine Raumluft mit rund 50 % r.F. Atemwegsinfektionen und Arbeitsausfälle reduzieren. Gesündere Mitarbeiter seien zudem leistungsfähiger. Nach seiner Hochrechnung entspricht der positive Effekt einer Raumluftbefeuchtung 0,9 % der Jahreslohnsumme. Es lässt sich also leicht ausrechnen, dass eine Befeuchtung eine lohnende Investition darstellt.

In weiteren Vorträgen stellte Prof. Dr.-Ing. Runa T. Hellwig, Hochschule Augsburg, Nutzererfahrungen mit der Lüftungstechnik in modernisierten Schulen, Rick Bruins, Fa. Zehnder, das in Entwicklung befindliche EVIA-Label für Innenraumluftqualität in Wohngebäuden, Dr. Ralph Krause, ILK Dresden, vernetzbare 3D-Sensoren zur Erfassungen der Raumluftströmung sowie Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert, TU Dresden, Erkenntnisse aus einer Probandenuntersuchung zur thermischen Behaglichkeit unter instationären Bedingungen vor und sie boten so einen fachlich und inhaltlich spannenden Überblick über Forschungsvorhaben und Entwicklungen.

Als ein Fazit des 10. FGK-Klimatags bleibt festzuhalten, dass flexiblere Zustände und Betriebsweisen von RLT-Anlagen künftig eine wichtige Rolle spielen könnten. Und: Vernachlässigt nur das Thema Behaglichkeit nicht!

Die Mitgliederversammlung: Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr

Auf der FGK-Mitgliederversammlung in Dresden wurde deutlich: Der FGK ist ein Sprachrohr der Klima- und Lüftungsbranche. Dass Lüftung mehr bedeutet als der Schutz eines Gebäudes, war bereits am Vortag auf dem FGK-Klimatag mit dem Schwerpunktthema Behaglichkeit unterstrichen worden. Umso erfreulicher ist es, dass dies zunehmend in der Politik Gehör findet. Ein positives Fazit wurde auch bezüglich des TGA-Kongresses gezogen, der zukünftig alle zwei Jahre stattfinden soll.

In seinem Geschäftsbericht blickte Geschäftsführer Günther Mertz auf ein besonderes Geschäftsjahr zurück. Die Neustrukturierung der FGK-Arbeitsgruppen, der erfolgreiche TGA-Kongress, die intensive Informationsarbeit zur EU-Ecodesign-Richtlinie, die starke Positionierung der Effizienzpotentiale von Klima- und Lüftungstechnik bei Politik und Medien und nicht zuletzt die enge Kooperation mit dem Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. (BTGA) und dem Herstellerverband Raumlufttechnische (RLT) Geräte e.V. waren dafür nur einige Kriterien. Auch die Berichte der Arbeitsgruppenvorsitzenden zeigten, dass hier gute Arbeit geleistet wird.

Wahlen

Neu in den Vorstand gewählt wurde Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, der als Geschäftsführer der Howatherm Klimatechnik und Lehrbeauftragter für Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung am Umwelt Campus Birkenfeld, Fachhochschule Trier, inhaltlich ein breites Themenfeld besetzt. In ihren Ämtern bestätigt wurden u.a. Gerhard Warnke (Maico Elektroapparate-Fabrik GmbH) als Mitglied des Vorstands und Bernd Schweitzer (Schweitzer-Chemie GmbH) als Rechnungsprüfer.

Erfolgreiche Arbeit

Diese erfolgreiche Arbeit spiegelte sich auch bei der Mitgliederbewegung wider: So traten im Berichtszeitraum gleich 39 neue Mitgliedsunternehmen dem FGK bei. Einen Kritikpunkt gab es doch: So ist es bei der überaus erfolgreichen Arbeit des Verbandes wünschenswert, dass die Verbandsmitglieder ihre Unterstützung durch ihre Anwesenheit auf der Mitgliederversammlung zum Ausdruck bringen. Eine Mitgliederversammlung bietet immer auch die Möglichkeit eines intensiven fachlichen Austauschs. Von daher wären noch mehr Teilnehmer wünschenswert gewesen.

Die nächste FGK-Mitgliederversammlung wird nach dem Besuch Dresdens voraussichtlich Anfang Juli 2017 in Köln stattfinden und so erneut zeigen: Die Klimabranche ist überall in Deutschland zu Hause.

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