Mehr Geld für Klimaschutz durch die EU-LIFE-Förderung

Förderung für innovative Projekte in der Kälte- und Klimatechnik

Energieeffizientes Kühlen, klimafreundliche Kältemittel und der Einsatz erneuerbarer Energien – es gibt viele gute Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in der Kältebranche. Innovative Ideen in diesem Bereich können von der EU gefördert werden. Eine Fördermöglichkeit bietet das EU-LIFE-Programm. Mit diesem Förderprogramm werden Demonstrations-, Pilot- und Best Practice-Projekte in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Naturschutz sowie Energiewende unterstützt. Innerhalb des Teilprogramms „Klimaschutz und Klimaanpassung“ sind Unternehmen der Kälte- und Klimatechnikbranche ein wichtiger Adressat des Förderprogramms. Maßnahmen von LIFE-Klimaprojekten, die beispielsweise auf eine Reduktion von fluorierten Treibhausgasen und ozonabbauenden Stoffen abzielen oder eine breitere Nutzung von erneuerbaren Energien anvisieren, zählen zu den Priority Topics. Solche Maßnahmen werden in der aktuellen Programmperiode prioritär gefördert, deren neue Ausschreibungen gerade erschienen sind.

Das LIFE-Programm („LInstrument Financier pour l’Environnement“) ist das Förderinstrument der Europäischen Union für den Umwelt- und Klimaschutz und bis heute das einzige, das sich ausschließlich diesem Zweck widmet. Seine Aufgabe ist es, Akteure vor Ort bei der Umsetzung der politischen Umwelt- und Klimaziele der Europäischen Union (EU) in wegweisenden, konkreten Maßnahmen zu unterstützen. So leistet das Förderprogramm einen wichtigen Beitrag zur Implementierung des EU Green
Deals.

Mit den vier Teilprogrammen „Naturschutz und Biodiversität“ (NAT), „Kreislaufwirtschaft und Lebensqualität“ (ENV/CEQL), „Klimaschutz und Klimaanpassung“ (CLIMA) und „Energiewende“ (CET) deckt das LIFE-Programm eine breite Palette an Umweltthemen ab, die uns aktuell vor Herausforderungen stellen.

Das LIFE-Teilprogramm „Klimaschutz und Klimaanpassung“ gliedert sich in drei Schwerpunktbereiche:

Abschwächung des Klimawandels (Climate Change Mitigation, CCM)

Anpassung an den Klimawandel (Climate Change Adaptation, CCA)

Verwaltungshandeln und Information im Klimabereich (Climate Change Governance and Information, CLIMA-GOV)

Über 20 geförderte LIFE-Projekte aus der Kälte- und Klimatechnikbranche

Für die Kälte- und Klimatechnikbranche ist insbesondere der Schwerpunktbereich „Abschwächung des Klimawandels (Climate Change Mitigation, CCM)“ interessant. Mit der Einführung der europäischen F-Gas-Verordnung im Jahr 2015 (Verordnung (EU) Nr. 517/2014), zwischenzeitlich ersetzt durch die Verordnung (EU) 2024/573 vom 7. Februar 2024, ist die Reduzierung des Verbrauchs von teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (HFKWs) ein gemeinsames politisches Ziel der EU geworden. Für Unternehmen bedeutet das: neue technische Lösungen, alternative Kältemittel – und damit einhergehend steigende Investitionskosten. Der CCM-Schwerpunktbereich kann eine finanzielle Stütze sein, um neue Wege und Techniken auszuloten und anzuwenden. Bei den hier geförderten Maßnahmenpaketen handelt es sich häufig um innovative technische Lösungen, die in LIFE-Projekten im Anwendungsmaßstab getestet werden können.

Inzwischen sind bereits über 20 LIFE-Klimaprojekte mit einer vielfältigen Themenpalette und Bezug zur Kältebranche gefördert worden – die meisten davon innerhalb der letzten Jahre. Wir stellen Ihnen zwei gelungene Projekte zu den Themen Effizienz und klimafreundliche Kältemittel vor.

Beispiel 1: Effizientes Kühlen mit LIFE VICORPAN

Die Kältebranche birgt ein großes Potenzial für Energieeinsparungen. Durch den Einsatz von energieeffizienten Kühlgeräten können nach Einschätzung der Europäischen Kommission bis 2030 rund 9,6 Terrawattstunden Strom pro Jahr in Europa eingespart werden. Dies entspricht rund 3,1 Millionen Tonnen CO2. Das EU-LIFE-Projekt VICORPAN demonstriert eine neue Technologie, mit der eine verbesserte Isolierung erreicht und der Wärmeverlust verringert werden soll.

Der italienische Projektträger CANNON Afros entwickelte gemeinsam mit seinen Partnern – darunter BASF – Kühlgeräte mit isolierenden Vakuumpaneelen und offenzelligem Schaumstoff. Auf diese Weise soll bei gewerblichen Kühlgeräten der Energiebedarf um bis zu 12 Prozent und bei Haushaltsgeräten um bis zu 17 Prozent sinken. Laut dem Projektträger können so mehr als 500 Gigawattstunden und 180.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart werden.

Das bis Ende 2024 laufende Projekt will das Marktpotenzial der Paneellösung aufzeigen und eine Geschäftsstrategie entwickeln. Die neue Technologie kann dazu beitragen, dass die EU-Klimaziele und die EU-Anforderungen der Verordnung (EU) 2019/2019 an das Ökodesign von Kühlgeräten erreicht werden. Das Projekt hat zudem auch eine Kreislaufwirtschaft-Komponente, da der Schaumstoff aus natürlichen und recycelten Materialien gewonnen wird.

Beispiel 2: Refrigerants, Naturally! for LIFE (RefNat4LIFE!)

Der Lebensmitteleinzelhandel ist für zwei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Allein die Kühlung macht bis zu 50 Prozent des Energieverbrauchs in einem Lebensmittelgeschäft aus. Klimaschutzmaßnahmen im Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere umweltfreundliche Kühlung und Klimatisierung, sind daher unumgänglich, um für Europa bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Natürliche Kältemittel wie Kohlenwasserstoffe (R600a, R290 oder R1270), Kohlendioxid (R744) sowie Wasser (R718) und Luft – alle mit einem sehr geringen oder ohne Treibhauspotenzial (GWP) – sind eine direkte Lösung, um kältemittelbedingte Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie werden bereits in einer steigenden Zahl von Kälte-, Klima- und Wärmepumpensystemen eingesetzt. Dennoch zögern kleine Geschäfte wie Bioläden, Metzgereien oder Bäckereien oft, in neue Kälteanlagen, klimafreundliche Kältemittel und Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren. Das RefNat4LIFE!-Projekt bot hier gezielt Unterstützung, um mit Blick auf Umweltauswirkungen und Kosten die besten technischen Lösungen auszuwählen. Die beiden Hauptzielgruppen Ladeninhaber im kleinen Lebensmitteleinzelhandel mit Schwerpunkt auf dem Bio-Sektor sowie Techniker, Anlagenbauer und Serviceunternehmen im Kälte-, Klima- und Wärmepumpensektor wurden sensibilisiert und geschult, um die Akzeptanz klimafreundlicher Lösungen langfristig zu erhöhen.

LIFE auf einen Blick

Neue Ausschreibungen am 18. April 2024 erschienen

In der aktuellen und sechsten Programmperiode (2021-2027) fördert das LIFE-Programm Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen mit insgesamt 5,43 Milliarden Euro. Davon fließen 3,49 Milliarden Euro in den Umweltbereich, genauer 2,14 Milliarden Euro in das Teilprogramm „Naturschutz und Biodiversität“ und 1,35 Milliarden Euro in das Teilprogramm „Kreislaufwirtschaft und Lebensqualität“. Der Bereich Klimapolitik ist mit 1,94 Milliarden Euro ausgestattet (circa 0,95 Milliarden Euro für das Teilprogramm „Klimaschutz und Klimaanpassung“ und fast eine Milliarde Euro für das Teilprogramm „Energiewende“).

Einmal jährlich veröffentlicht die Europäische Kommission neue Ausschreibungen. Aktuell läuft das am 18. April 2024 eröffnete Ausschreibungsverfahren. Neue Projektvorschläge müssen bis September 2024 über das Antragsportal der EU eingereicht werden.

Öffentliche und private Einrichtungen mit Sitz in der EU antragsberechtigt

Einen Förderantrag können alle öffentlichen und privaten Einrichtungen mit Sitz in der EU einreichen, das heißt Unternehmen jeder Größenklasse, Behörden, internationale Organisationen, Forschungseinrichtungen, Universitäten, Vereinigungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Anträge können von einer Institution alleine oder auch gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern eingereicht werden. Internationale Zusammenarbeit ist gern gesehen und erhält Bonuspunkte, ist aber kein Muss. Eine Ausnahme ist das Teilprogramm „Energiewende / Clean Energy Transition“ (CET). Hier sind Projektanträge häufig von Projekt-Konsortien aus mehreren Staaten
erforderlich.

Hohe Förderungsrate von 60 bis 95 ­Prozent

Die Standard Action Projects stellen die traditionelle Form der LIFE-Projekte dar und umfassen im Klimabereich vor allem Demonstrations- und Pilotprojekte. Antragstellende können diese relativ frei gestalten. Die maximale Förderquote liegt für Klima- und Umweltprojekte bei 60 Prozent. Naturprojekte können in speziellen Fällen mit bis zu 75 Prozent gefördert werden. Energiewende-Projekte werden überwiegend mit 95 Prozent gefördert. Neben den Standard Action Projects gibt es bei LIFE noch eine Reihe an weiteren Projektarten. Nennenswert sind die Strategic Integrated Projects und Strategic Nature Projects. Bei diesen Projekten handelt es sich um großräumige Maßnahmen, die der Umsetzung von Aktionsplänen und Strategien auf regionaler, nationaler oder transnationaler Ebene dienen. Sie werden mit einer Finanzierungsrate von 60 Prozent durch die EU gefördert.

Welche Kosten sind förderfähig?

Die Europäische Kommission bezuschusst die während der Projektlaufzeit anfallenden Einzelkosten, wie z.B. Personal-, Reise- und Aufenthaltskosten sowie die durch Waren, Arbeiten und Dienstleistungen anfallenden Kosten. Zum Teil sind auch Gebrauchsgüter und Ausrüstungsgegenstände anrechenbar. Gemeinkosten (Overheads) werden in der Regel pauschal mit sieben Prozent abgerechnet. Die Projekte erhalten zu Beginn und nach Vorlage eines Zwischenberichts jeweils einen EU-Vorschuss.

Flexibel mit LIFE

LIFE ist bei der Projektausgestaltung im Hinblick auf Dauer, Volumen und Wahl der Projektpartner ein vergleichsweise flexibles Programm. Dieser Bottom-Up-Ansatz ermöglicht Antragsstellenden, ihr LIFE-Projekt möglichst passgenau auf den Kontext und das zu lösende Problem zuzuschneiden. Üblicherweise bewegt sich das Volumen eines „typischen“ LIFE-Projekts im unteren einstelligen Millionenbereich mit einer Dauer von drei bis vier Jahren. In seltenen Fällen werden auch Projekte im zweistelligen Millionenbereich und über Zeiträume von bis zu zehn Jahren gefördert. Das Themen­spektrum ist breit angelegt; es ist dennoch ratsam, sich an den Priority Topics der Europäischen Union zu orientieren und das jeweilige Projekt nur auf ein bis maximal zwei Umweltprobleme zu fokussieren. Das Teilprogramm „Energiewende“ bildet in puncto Flexibilität eine Ausnahme, da hier ein Top-Down-Prinzip mit konkreten Topics und engen inhaltlichen Vorgaben verfolgt wird.

Unabhängig von Thema oder Projektart ist eine wesentliche Zielstellung des LIFE-Programms, dass die Projekte bereits während ihrer Laufzeit erste Ergebnisse und einen messbaren Umwelteffekt erbringen sollen. Ein aktiver und ergebnisorientierter Umwelt- und Klimaschutz ist das Herzstück von LIFE.

Seit 2019 informiert die bundesweite ­LIFE-Beratungsstelle Interessierte und Antragsstellende zum EU-Förderprogramm. Die Beratungsstelle arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und ist bei der bundeseigenen Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH mit Sitz in Berlin/Bonn
angesiedelt.


Bild: LIFE

Bild: LIFE

www.life-deutschland.de

Teilprogramm CLIMA: Priority Topics 2021-2024 für Climate Change Mitigation (CCM)

· Verringerung der Treibhausgasemissionen in den Sektoren, die nicht vom EU-Emissionshandelssystem abgedeckt sind, einschließlich der Reduktion von fluorierten Treibhausgasen und ­ozonabbauenden Stoffen

· Projekte, die das Emissionshandelssystem verbessern oder sich auf emissions- und energieintensive Industrien auswirken

· Erneuerbare Energien und Verbesserung der Energieeffizienz

· Entwicklung von emissionsmindernden oder CO2-bindenden Land- und Meeres­bewirtschaftungspraktiken sowie Erhaltung und Verbesserung von natür­lichen Kohlenstoffsenken (natur­basierte Lösungen)

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