Technische Beratung beim BIV

Innungsmitglieder erhalten Unterstützung bei technischen Fragen

Seit 1. Juli ist die technische Beratung des Bundesinnungsverbands des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV) auf neue Beine gestellt. Jedes Innungsmitglied hat nun wieder die Möglichkeit, technische Fragen entweder per Mail oder per Telefon an den BIV zu richten. Die technische Beratung wird von Mihaela Frei vom Ingenieurbüro Coolplan aus München sichergestellt. Im Gespräch haben wir nachgefragt, um mehr über die Hintergründe, den Umfang der Beratung und die Erfahrungen von Mihaela Frei zu erfahren.

KKA: Frau Frei, Sie sind seit Juli 2024 für den BIV als technische Beraterin tätig. Was sind Ihre Aufgaben?

Frei: Die Klärung technischer Sachverhalte, insbesondere zu den folgenden Themen, gehört zu meiner Aufgabe innerhalb einer Erstberatung für die BIV-Mitglieder:

Evaluierung der Betriebsabläufe von kälte- und klimatechnischen Anlagen in allen Leistungsbereichen und Anwendungsgebieten.

Beratung zu nationalen und europäischen Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien im Bereich der Kälte- und Klimatechnik.

Unterstützung bei Fragen zum Einsatz alternativer Kältemittel, insbesondere bei der Umstellung oder Neukonzeption von Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen.

Klärung von Fragen zur Energieeffizienz von Systemen, Durchführung energetischer Inspektionen und Beratung zu Förderprogrammen.

KKA: Sie decken dabei ein breites Spektrum von aktuellen Fragen im Kälte- und Klimamarkt ab. Auf welche Erfahrungen können Sie aufbauen?

Frei: An der Technischen Universität Bukarest absolvierte ich ein Diplomingenieur Studium in „Building Services and Equipment“ und einen weiterführenden Master of Science Studiengang in „Comfort and Energy Efficiency“. Darüber hinaus habe ich an der Universität Saarland einen Fernstudienkurs zum Thema Patent- und Innovationsschutz (PATINS) absolviert und nach zwei Semestern das Universitätszertifikat als „Patent- und Innovationsschutzmanager“ erhalten.

Als Projektingenieurin war ich schon während meines Studiums an internationalen Forschungsprojekten im Bereich der Kälte- und Klimatechnik beteiligt, darunter das „Environmental Green House Project“. Meine Diplomarbeit zum Thema „CO2 hydrate slurry for air conditioning purposes” an der Universität Delft wurde von Prof. Dr. ir. Carlos Infante Ferreira betreut. Außerdem arbeitete ich an der Erstellung von kältetechnischen Dokumentationen für die wissenschaftliche Kältevereinigung AGFR „Romanian General Association for Refrigeration“ in Bukarest mit.

Nach erster Erfahrung im Bereich kälte- und klimatechnischer Projektierung bin ich vertieft in das Thema Wärmeübertrager eingestiegen. Bei Thermofin war ich im technischen Vertrieb und in der Geschäftsentwicklung tätig. In dieser Zeit habe ich nationale und internationale Projekte betreut. Später wechselte ich zu Güntner, wo ich über elf Jahre im projektbezogenen B2B-Geschäft mit besonderem Fokus auf internationale Projekte tätig war. Meine täglichen Aufgaben umfassten Sonderlösungen, Auslegungen, ATEX-Anwendungen und Schulungen zu Wärmeübertragern für industrielle, kommerzielle und gebäudetechnische Anwendungen. Hierbei lag mein Fokus besonders auf alternativen und brennbaren Kältemittel.

Im Herbst 2022 wechselte ich in das Ingenieurbüro für Kältetechnik Coolplan, zurück zu meiner ursprünglichen planerischen Projekttätigkeit. Neben ingenieurmäßigen Dienstleistungen (Engineering, Simulation, Consulting) für die Kälte- und Klimatechnik liegt mein Schwerpunkt in der F&E und der projektbezogenen Modellierung von Komponenten und Systemen als auch energetischen Simulation und der Entwicklung von Anwender-Tools.

Die Kombination aus akademischer Ausbildung, praktischer Erfahrung im internationalem Projektgeschäft und die ingenieurmäßige Tätigkeit im Bereich Konzept- und Produktentwicklung ermöglicht es mir, technische Sachverhalte fachlich zu beurteilen. Ich freue mich darauf, dieses Wissen mit den BIV-Mitgliedern zu teilen und gemeinsam an einer nachhaltigeren Zukunft zu
arbeiten.

KKA: Ihre langjährige Tätigkeit bei Güntner hat Sie vor allem mit Fragen zu Wärmeübertragern konfrontiert. Mussten Sie sich häufig mit Fragen zur kälte- und klimatechnischen Anwendung beschäftigen?

Frei: Während meiner Zeit bei Güntner musste ich mich dauernd mit Fragen zu kälte- und klimatechnischen Anwendungen beschäftigen. Ich war intensiv an der Planung von Wärmeübertragern für industrielle und gewerbliche Anwendungen beteiligt. Besonders herausfordernd fand ich die Arbeit mit natürlichen Kältemitteln wie CO2 und Ammoniak aufgrund der thermodynamischen Eigenschaften als im Hinblick auf die Anforderungen an den Zugangsbereich der Anwendung und den Aufstellort von Komponenten. Es war eine tägliche Herausforderung, spezifische Lösungen für unterschiedliche Anwendungen und Komponenten wie Verflüssiger, Gaskühler, Blöcke für die Wärmerückgewinnung, Luftkühler und Verdampfer zu entwickeln und den spezifischen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.

Ein wichtiger Teil meiner Arbeit war die technische Unterstützung von B2B-Kunden in Westeuropa – speziell in Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz und den Benelux-Ländern. Da ich fünf Sprachen spreche, hat mir das natürlich sehr geholfen. Die Organisation und das Abhalten von internationalen Schulungen und Seminaren vor Ort und in der jeweiligen Landessprache für Kunden, Endkunden und den Kälte-Fachgroßhandel hat mir stets große Freude bereitet. Es war mir immer ein Vergnügen, meine Kenntnisse mit den Teilnehmern zu teilen und ihre Entwicklung zu beobachten.

KKA: Gab es bei Ihrer bisherigen Tätigkeit auch Fragen zu Normen, Gesetzen und Verordnungen?

Frei: Natürlich, im Rahmen meiner bisherigen Tätigkeiten wurde ich regelmäßig auch zu diesen Themen befragt. Das internationale Projektgeschäft bei Güntner war dafür ein gutes Training, um sicherzustellen, dass alle Produkte den gesetzlichen Anforderungen am Lieferort entsprechen. Zudem erfordert die Übersetzung von technischen Broschüren und Datenblättern besondere Sorgfalt, um sicherzustellen, dass die Vorschriften eingehalten werden. Ich habe häufig Schulungen und Seminare durchgeführt, in denen auch Normen, gesetzliche Bestimmungen und Richtlinien behandelt wurden, um sicherzustellen, dass die Kunden und Projekte auf dem Stand der Technik sind. Dadurch habe ich ein tiefes Verständnis für die verschiedenen Normen und deren Anwendung in der Praxis entwickelt.

KKA:  Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Kälte und Klimatechnik im Hinblick auf die Abbauprodukte von F-Gasen und die Diskussion um PFAS?

Frei: Die Entwicklung in der Kälte- und Klimatechnik bewegt sich logischerweise in Richtung der Nutzung alternativer und brennbarer Kältemittel, was die Branche vor enormen Herausforderungen stellt – vor allem in der Ausbildung.

Die schrittweise Reduktion von fluorierten Treibhausgasen (F-Gasen) durch rechtliche Rahmenbedingungen und internationale Vereinbarungen zielt darauf ab, die Umweltbelastung durch klimaschädliche Treibhausgase zu minimieren. Diese Maßnahmen erfordern eine Umstellung auf umweltfreundlichere Alternativen. Dies hat zur Folge, dass die Preise für die altbekannten und sogenannten chemischen Sicherheits-Kältemittel explodieren. Auch die Verfügbarkeit, egal ob frisches oder recyceltes Kältemittel, ist langfristig nicht absehbar.

Per- und polyfluo­rierte Alkylsubstanzen (PFAS) stellen eine weitere Herausforderung dar, da sie nur schwer abbaubar sind und möglicherweise schädliche Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben. Ein PFAS-Verbot ist nur eine Frage der Zeit. Dies hat den Druck erhöht, nachhaltige Kältemittel zu entwickeln und einzusetzen.

Aufgrund dieser regulatorischen und ökologischen Herausforderungen geht die Reise in der Kälte- und Klimatechnik klar zu CO2, Propan und Ammoniak. Viele Fachbetriebe haben aber bis heute immer noch wenig Erfahrung mit CO2 oder brennbaren Kältemitteln gesammelt und müssen im Januar 2025 den Schalter zu nachhaltigen Kältesystemen nun endgültig umlegen. Dies wird zwangsläufig zu enormen Problemen in der Umstellung von Anlagen bzw. beim Bau von Neuanlagen führen, da neben einem Fachkräftemangel schlichtweg die Erfahrung für neue Systemkonzepte und der sichere Umgang mit brennbaren Kältemitteln fehlt.

KKA: Herzlichen Dank für die interessanten Informationen.

Frei: Gerne, vielen Dank für das Gespräch und die Gelegenheit, mich persönlich vorzustellen.


Die technische Beratung für BIV-Innungs­mitglieder wird seit Juli 2024 von Mihaela Frei vom Ingenieurbüro Coolplan aus München sichergestellt, die zunächst donnerstags zwischen 08:30 Uhr und 12:30 Uhr erreichbar sein wird.

























Die BIV-Kontaktdaten lauten:
E-Mail: mihaela.frei@biv-kaelte.de
Telefon: 02 28 / 24 33 88 19

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