Flexible Gestaltung von ­Heiz- und Kühlflächen

Nicht alltägliche Herausforderungen für Architekten und Planer

Inmitten der Naturlandschaft des UNESCO-Biosphärengebiets Schwarzwald ist die „Luisenhöhe – Gesundheitsresort Schwarzwald“ entstanden. Das moderne Resort in Horben bei Freiburg im Breisgau, das 61 Zimmer und 22 Suiten beherbergt, wird von der BCW Hotels & Resorts GmbH betrieben. Es bietet seinen Gästen auf einem Hochplateau am Westhang des Schauinsland-Massivs in 600 m Höhe ein außergewöhnliches Gesundheits- und Naturerlebnis – alles unter nachhaltigen Aspekten. Dazu zählen auch vier Sole-Wasserwärmepumpen für Nieder- und Hochtemperaturwärme und eine entsprechende Materialauswahl bei den Heiz- und Kühlflächen.

Unter dem Motto „Modern Health & Nature Luxury” soll den Gästen ein Gesundheits- und Naturbewusstsein mit den „neuen Luxusgütern” Zeit, Einzigartigkeit, Authentizität, Flexibilität, Kreativität und Individualität erlebbar gemacht werden. Die Hotelanlage umfasst 18.500 m2. Highlights sind ein Spa mit In- und Outdoorbereichen, Panoramablick-Saunen, ein Panorama-Regenerations-Pavillon im Bergwald, ein 25 m langer Outdoorpool, eine Innen- und Außenerlebnisgastronomie, eine Panoramaterrasse und ein Innenhof mit Blick in den Naturgarten. Die Bankett- und Konferenzmöglichkeiten laden zu kleineren Veranstaltungen und exklusiven „Gipfeltreffen” ein.

Rund 60 Millionen Euro haben die Kosten des Neubaus betragen, mit dem das Kapitel Luisenhöhe in Horben neu geschrieben wurde. Denn: Bereits 1896 wurde die Luisenhöhe als Kurhotel im Chalet-Stil erbaut. Nach einer wechselvollen Geschichte – die vollständige Zerstörung durch einen Brand 1908 oder die Nutzung als Altersheim – erwarb 2015 die Gesundheitsresort Schwarzwald Luisenhöhe GmbH & Co KG das Gebäude und Gelände, um dort ein Gesundheits- und Naturresort zu planen. Nachdem 2018 die Abrissarbeiten der alten Luisenhöhe begonnen hatten, erfolgte im Oktober 2019 der Spatenstich des Neubau-Projekts.

Ressourcenschonende Techniken

Das gesamte Konzept des Neubaus basiert auf ressourcenschonenden Materialien, Techniken, Energien und Arbeitsweisen: Besondere Akzente setzen die erneuerbare Energieversorgung mit einem großen Erdsondenfeld unter der Tiefgarage, die Wärmerückgewinnung und die großzügigen naturnahen Retentionsflächen wie die Begrünung aller Dachflächen mit zusätzlicher Wasserrückhaltungs- und Versickerungsfunktion. Außerdem machen vielseitige Maßnahmen zum Natur- und Artenschutz das Bauprojekt besonders.

Die technische Gebäudeausrüstung projektierte das Planungsbüro HTG Petra Haberland aus Euskirchen. Geothermie ist der Hauptenergieträger, mit dem die Hotelanlage erwärmt und gekühlt wird. Sie wird mit vier Sole-Wasserwärmepumpen für Nieder- und Hochtemperaturwärme versorgt. Hinzu kommt ein Luftwärmeübertrager zur Regeneration des Erdreichs sowie Rückkühler im Außenbereich. Unter der Tiefgarage befindet sich ein Feld aus 55 Erdwärmesonden bis zu einer Tiefe von rund 145 m. Diese decken den gesamten Energiebedarf für die Kühlung und Beheizung des Hotels und des Außenpools ab. Die Stromversorgung erfolgt über einen eigenen 1000 kVA-Transformator.

Heizen und Kühlen über Decke
und Wand

Die öffentlichen Räume im Erdgeschoss und zum Teil im ersten Obergeschoss werden auf 1620 m2 über eine Heiz- und Kühldecke aus dem Hause aquatherm temperiert. Die Konferenzbereiche und die Spa- und Fitnessflächen im Erdgeschoss werden zusätzlich über aktivierte Wandflächen gekühlt. In allen Fällen – zur Beheizung und Kühlung – wurde das System aquatherm black eingesetzt. Die schwarzen Register aus dem korrosionsbeständigen Kunststoff Polypropylen sorgen durch einen gleichmäßigen Strahlungsaustausch mit den Raumumfassungsflächen für eine optimale Raumtemperatur im Kühl- und Heizbetrieb. Zugluft oder Staubaufwirbelungen sind durch diesen Prozess ausgeschlossen.

Durch den geringen Verlegeabstand der Registerrohre und der dadurch erzielten quadratmeterbezogenen hohen Flächendichte kann das System mit niedrigeren Vorlauftemperaturen als konventionelle Heiz- bzw. höheren Vorlauftemperaturen als andere Kühlsysteme betrieben werden. Es ermöglicht in Verbindung mit seiner schnellen Reaktionsfähigkeit einen besonders effizienten und energiesparenden Betrieb unter wechselnden Bedingungen. Rund 600 m2 des Systems wurden in der Luisenhöhe in­stalliert. Diese im Verhältnis zur Gesamtfläche des Resorts relativ kleine thermische Fläche genügt, um alle erforderlichen Bereiche des Hotels zu beheizen oder kühlen.

„Wenig rechte Winkel, vieles ist geschwungen“

Eine Herausforderung bei der Planung war die Architektur des Neubaus, der sich an den Höhenrücken des Schwarzwalds orientiert: Das Gebäude und seine einzelnen Räume besitzen wenig rechte Winkel. Vieles ist geschwungen, rund oder gedreht. Die Heiz-/Kühlflächen mussten daher den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden, was durch eine entsprechende Planung problemlos gelang. Konkret wurden die einzelnen Elemente des Systems am aquatherm Hauptsitz im südwestfälischen Attendorn passgenau in verschiedensten Maßen angefertigt, so dass sie im Objekt in die Decken und Wände eingesetzt werden konnten. Auch die Planung der hydraulischen Anbindung lief über aquatherm.

Nachhaltiger dank Polypropylen

Auch im Bereich der Nachhaltigkeit passt aquatherm black in das Konzept der Luisenhöhe: Das Heiz- und Kühlsystem besteht aus Polypropylen, einem der beiden wichtigsten Standardkunststoffe. Durch Lebenszyklusanalysen gemäß ISO 14040 werden die Auswirkungen der Rohstoffherstellung auf die Umwelt untersucht. Studien belegen deutlich geringere CO2-Emissionen von Polypropylen-Rohren im Vergleich zu anderen Rohmaterialien, speziell Stahl.

aquatherm verarbeitet diesen Rohstoff, der sich durch lange Lebensdauer und sehr gute Umweltverträglichkeit und Wiederverwertbarkeit auszeichnet, bereits seit rund 50 Jahren. Das Unternehmen hat für vier Produktlinien, darunter aquatherm black, eine ISO-konforme Ökobilanzierung durchführen lassen, die von einem unabhängigen In­stitut verifiziert wurde. Die auf Basis dieser Ökobilanzen erstellten Umweltproduktdeklarationen bestätigen den im Vergleich zu anderen Systemen geringen ökologischen Fußabdruck dieser Produkte.

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