Anspruchsvolle Ziele – die neue F-Gase-Verordnung

Seit Anfang 2015 gilt EU-weit die neue F-Gase-Verordnung Nr. 517/2014. Doch was genau bedeutet das für die Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik? Zwei Experten von Bitzer (www.bitzer.de) geben Antworten auf die wichtigsten Fragen: Dr. Heinz Jürgensen (Direktor Anwendungstechnik und Sonderprojekte) und Hermann Renz (Technical Programs Manager).

Was sind F-Gase eigentlich?
Hermann Renz: F-Gase sind synthetisch erzeugte fluorierte Kohlenwasserstoffe.
Dr. Heinz Jürgensen: F-Gase haben eine hohe thermische und chemische Stabilität. Kälteanlagen, in denen sie Verwendung finden, sind deshalb langlebig und wartungsfreundlich. Zudem werden F-Gase beispielsweise als Treibmittel für Sprühdosen, als Isolationsgas in Hochspannungsschaltanlagen, als Schaumtreibmittel und als Feuerlöschmittel genutzt.

Und was genau ändert sich?
Hermann Renz: Mit der Verordnung wird die Menge an verfügbaren Kältemitteln mit hohem Treibhauspotential (GWP) stark reduziert – teilweise kommt es sogar zu Verboten. Als Berechnungsgrundlage dient nun nicht mehr allein die Füllmenge, sondern auch das CO2-Äquivalent.

Wie sieht denn der Zeitplan der EU-Verordnung aus?
Dr. Heinz Jürgensen: Die Zeitvorgaben der EU sind sehr anspruchsvoll, allein bis 2018 muss die Industrie die Gesamtmenge der eingesetzten F-Gase um 37 % reduzieren. Bis 2030 dürfen es dann nur noch 21 Prozent des Wertes von 2015 sein – so fordert es der „Phase-Down“. Zudem ist von 2020 an EU-weit der Einsatz des wichtigen Kältemittels R404A in vielen stationären Anlagen verboten. Bis zu ihrer vollständigen Umsetzung im Jahr 2030 wird uns die Verordnung deshalb in Atem halten. Es kommen sogar noch Verschärfungen bei Dichtheitskontrollen sowie strengere Zertifizierungen von Personal, Dokumentationen und Verwaltung auf uns zu.

Warum verschärft die EU die Vorschriften bezüglich der F-Gase?
Hermann Renz: Die seit 2007 geltende erste F-Gase-Verordnung sollte die Emission der Kältemittel vermindern, indem sie eine verbesserte Anlagendichtheit und eine optimierte Rückgewinnung vorschrieb. Doch das Einsparpotential dieser Maßnahmen ist nicht ausreichend, um die ambitionierten Klimaziele der EU zu erreichen. Dabei kann der Einsatz von Kältemitteln mit niedrigerem GWP einen wichtigen Beitrag leisten. Hinzu kommt, dass vielfach mit den F-Gasen unsachgemäß umgegangen wurde, gerade weil sie ungefährlich sind.

Was sind denn die Kältemittel der Zukunft?
Dr. Heinz Jürgensen: Wir rechnen fest damit, dass teilfluorierte ungesättigte Kohlenwasserstoffe (HFO), HFO/HFKW-Gemische und natürliche Kältemittel zunehmend an Bedeutung gewinnen und vermehrt eingesetzt werden.

Warum verwendet man nicht einfach immer CO2?
Dr. Heinz Jürgensen: Kein Kältemittel besitzt zu 100 % optimale Eigenschaften, auch die natürlichen Kältemittel nicht. CO2 ist zweifellos eines der wichtigsten Mittel der Zukunft, denn es ist mit einem GWP von 1 praktisch klimaneutral. In Bezug auf seine Energieeffizienz ist CO2 bei hohen Umgebungstemperaturen anderen Kältemitteln gegenüber jedoch im Nachteil. Das liegt an seinen spezifischen thermodynamischen Eigenschaften. Kältemittel sind deshalb nicht für alle Betriebsbedingungen geeignet. Ammoniak ist beispielsweise in Anlagen mit großer Leistung wie industriellen Kälteanlagen gut nutzbar und lange erprobt sowie technisch ausgereift. Bei kleiner Kälteleistung und geringer Füllmenge ist Propan eine interessante Alternative, die sich mit relativ geringem Aufwand sicher und effizient einsetzen lässt.

Die neue F-Gase-Verordnung gilt nur in Europa. Sehen Sie hier einen Nachteil für Bitzer gegenüber den Produzenten außerhalb der EU?
Hermann Renz: Das mag auf den ersten Blick so erscheinen. Näher betrachtet ist dies jedoch ein Vorteil. Umweltschutz wurde bei Bitzer schon immer großgeschrieben. Deswegen haben wir beispielsweise bei der Anwendung von CO2- und HFO-Kältemitteln einen Erfahrungsvorsprung. Wir rechnen außerdem fest damit, dass es in naher Zukunft weltweit entsprechende Vorschriften geben wird – wenn auch mit abweichenden Ziel- und Zeitvorgaben. Die Tendenz geht ganz klar in Richtung geringerer Kältemittelemissionen bei gleichzeitig verbesserter Energieeffizienz.

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