Azubis aus dem Ausland für die Kältebranche

Erfahrungen mit dem MobiProEu-Programm

Mit Beginn des Ausbildungsjahres 2015 startete die Gesellschaft für Bildung und Beruf e.V. ihr Engagement im Sonderprogramm „MobiPro EU“, welches vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert wird. Ziel dieses Programms ist es, sowohl den Fachkräftebedarf der deutschen Unternehmen zu verringern als auch der hohen Jugendarbeitslosigkeit in bestimmten Regionen Europas entgegenzuwirken. Auch die Kältebranche war bei dem Programm mit von der Partie.

Die von der GBB (Gesellschaft für Bildung und Beruf e.V., http://gbb-gruppe.de) in Dortmund unterstützten jungen Menschen kommen ausschließlich aus der Region Apulien im Süden Italiens und wurden in Kooperation mit der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) vermittelt. Sie wurden in Italien durch einen intensiven Sprachkurs auf das Leben und die Berufsausbildung in Deutschland vorbereitet.

Unterbringung in Betrieben in NRW

Ein tragendes Element des Angebots an die jungen Menschen ist das Berufsbild des Mechatronikers für Kälte- und Klimatechnik. Mit der umfangreichen Unterstützung von Heribert Baumeister, Bundesinnungsmeister und damaliger Obermeister der Innung Dortmund, gelang es, die Jugendlichen in entsprechenden Betrieben im Raum NRW in Ausbildung zu bringen. Die Projektteilnehmer des Ausbildungsjahrs 2015 begannen ihre Ausbildung ausschließlich in diesem Berufsfeld. Im Sommer 2016 wurden zwei weitere Berufe in das Programm aufgenommen. Dennoch stellten die Mechatroniker mit 15 von 23 Ausbildungsplätzen den Großteil der Projektteilnehmer dar.

Im bisherigen Verlauf des Modellprojekts erwiesen sich die angehenden Mechatroniker als ausdauernd und pflichtbewusst. Zwar ergaben sich bei einigen Teilnehmern Umstände, die einen Wechsel des Ausbildungsberufs nötig machten. Der Umfang an Abbrüchen war jedoch wesentlich geringer als in den anderen angebotenen Ausbildungsberufen. In Einzelfällen mangelte es an handwerklichem Geschick oder das Fehlen des vertrauten Lebensumfelds machte eine Rückkehr nach Italien notwendig. Einigen jungen Männern konnte auch der Wechsel in ihren Wunschberuf abseits der Kältetechnik ermöglicht werden.

Lebensmittelpunkt in Deutschland

Inzwischen befinden sich die MobiPro-Teilnehmer im zweiten bzw. dritten Lehrjahr und verfügen über ein gefestigtes soziales Umfeld am Arbeitsplatz und im privaten Leben. In Gesprächen mit den Auszubildenden lässt sich feststellen, dass sich der Lebensmittelpunkt nach Deutschland verlagert hat und die weitere Lebensplanung selbstverständlich hier stattfindet. Das Berufsbild des Mechatronikers für Kälte- und Klimatechnik hat sich für die jungen Italiener als attraktiv erwiesen.

Die sehr gute Arbeitsmarktsituation für ausgebildete Fachkräfte in dieser Branche, verbunden mit einer guten Bezahlung sowie ein spannender und abwechslungsreicher Arbeitsalltag sorgen dafür, dass dieses Projekt als erfolgreich bezeichnet werden kann.

Durch die positiven Zukunftsaussichten in der Kälte- und Klimatechnik sowie die Zufriedenheit in Privatleben und Ausbildungsbetrieb vermitteln die jungen Leute viel Lebensfreude. Die Planungen für das Leben in Deutschland, nach bestandener Berufsausbildung, werden immer konkreter.

Die ersten Projektjahre

Regelmäßige Fördermaßnahmen im Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik (IKKE) in Duisburg stellen die Erweiterung der fachlichen Fähigkeiten in Theorie und Praxis sicher. Die flankierenden Maßnahmen in Sprache und Fachkunde unterstützen die berufliche und soziale Entwicklung der angehenden Mechatroniker für Kältetechnik.

Unternehmer und Projektbetreuer haben in den ersten zwei Projektjahren vollkommen unterschiedliche junge Menschen kennengelernt, die sich für die Teilnahme an einem Projekt entschieden haben, das ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt hat und große Anforderungen an Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft stellt. Nicht alle Teilnehmer haben bis zum jetzigen Zeitpunkt durchgehalten. Immer wieder mussten einzelne Teilnehmer das Projekt aus persönlichen oder beruflichen Gründen abbrechen und entschieden sich, in ihre Heimat zurückzukehren. Geblieben ist ein gefestigter Kern an Projektteilnehmern, der den Lebensmittelpunkt weitestgehend erfolgreich nach Deutschland verlagert hat und auf das Ziel, die Berufsausbildung zum Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik erfolgreich zu absolvieren, hinarbeitet. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass der Karriereweg in der Kälte- und Klimatechnik für einige nicht mit dem Abschluss der Gesellenprüfung zu Ende geht. Das Potenzial, sich auch nach der Ausbildung, z.B. im Meisterlehrgang, beruflich weiterzuentwickeln, kann durchaus beobachtet werden.

Vorteile für alle Beteiligten

Durch die berufliche Mobilität junger und engagierter Europäer können Vorteile für alle Beteiligten entstehen. Das Sonderprogramm MobiPro stellt den organisatorischen Rahmen, in dem junge Menschen die Chance auf eine fundierte berufliche Ausbildung in Regionen wahrnehmen können, die größere Möglichkeiten bieten als die von hoher Jugendarbeitslosigkeit betroffene Heimat. Durch finanzielle und organisatorische Unterstützung kann das Programm die Risiken einer eigenmotivierten Mobilitätsentscheidung deutlich abfedern.

Die beteiligten Unternehmen der Kälte- und Klimatechnik und der Verbände haben die GBB signifikant bei der erfolgreichen Umsetzung des Programms unterstützt.

Für viele Unternehmen hat sich das persönliche und berufliche Engagement bereits jetzt gelohnt. Der kompetente und motivierte Nachwuchs aus Italien kann als ein kleiner Erfolg in der Bewältigung des Fachkräftemangels bezeichnet werden. Tatkräftige Unterstützung wurde gewonnen, der seinen Teil zur Bewältigung der Herausforderungen der Zukunft beisteuern kann.

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