Betriebsführung und Personalmanagement
ZVKKW-Branchentreff im IKKE in Duisburg
Der ZVKKW (Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen e.V.) sieht es als seine wichtigste Aufgabe, die Branche zusammenzubringen und den Austausch untereinander zu fördern. Der 1. ZVKKW-Branchentreff, der am 16. Februar 2017 im IKKE (Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik) in Duisburg stattfand, sollte diesen Austausch ermöglichen und ein spannendes Vortrags- und Rahmenprogramm bieten. Es war ein nur teilweise geglückter Versuch, weil sich das Teilnehmerinteresse in Grenzen hielt.
Bei Weiterbildungsveranstaltungen in unserer Branche dreht sich üblicherweise alles um technische Zusammenhänge im Bereich der Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik. Der ZVKKW (www.zvkkw.de) bietet mit dem jährlichen Supermarktsymposium auch selbst ein solches Format an. Die Themen, die sich der ZVKKW für seinen ersten Branchentreff am 16. Februar in Duisburg ausgesucht hatte, waren daher eher ungewöhnlich und drehten sich um das richtige Führen eines Handwerksbetriebs und den Umgang mit Mitarbeitern. So ging es z.B. um die Berechnung von Stundenverrechnungssätzen, Gesundheitsmanagement, Kündigungsrecht, Personalbeschaffung, Digitalisierung im Handwerk oder den richtigen Umgangston.
Zu wenige Teilnehmer aus dem Handwerk
Mit diesen Themen sollte ganz offensichtlich das Kältehandwerk adressiert werden. Auch wenn die Vorträge viele neue Impulse lieferten, hatte der ZVKKW es leider nicht geschafft, das Handwerk zum Kommen zu motivieren. In Summe waren zwar etwa 50 Teilnehmer erschienen; zieht man von diesen allerdings Vertreter der Verbände, der Industrie, der Presse und die Referenten ab, so bleiben nur etwa zwölf Namen übrig, die dem Handwerk zuzurechnen sind. Diese Zahl wird sicher die Firmen, die sich mit einem Stand in der begleitenden Ausstellung präsentiert hatten, nicht ganz so glücklich gemacht haben. Bei der geringen Teilnehmerzahl konnte auch die Idee des Veranstalters, parallel zu den Vorträgen im Hauptforum noch technische Kurzvorträge im Ausstellungsbereich (Innovationsforum) anzubieten, nicht fruchten. Diese Vorträge entfielen mangels Teilnehmern komplett.
Fasst man nun aber den Begriff „Branchentreff“ etwas weiter und zieht die Teilnehmer der anderen eben genannten Gruppen mit ein, so kann man dieses erste Event – weitere Branchentreffs sollen folgen – mit 50 Teilnehmern aber durchaus als Erfolg bezeichnen. Inhaltlich gibt es auf jeden Fall nur wenig zu kritisieren. Wer erschienen war, wird sein Kommen sicher nicht bereut haben.
Soft Skills sind wichtig
Wer sich mit Verantwortlichen aus dem Personalmanagement unterhält oder wer selbst Vorstellungsgespräche führt, weiß, dass heute neben der Tätigkeit an sich und dem Gehalt auch sogenannte Soft Skills – weiche Faktoren – mit darüber entscheiden, ob man einen neuen Mitarbeiter gewinnen bzw. bestehende halten kann. In Zeiten, in denen es zunehmend schwer fällt, qualifizierte Mitarbeiter und Auszubildende zu finden und zu binden, muss man sich daher auch damit befassen, wie man Mitarbeiter hegen und pflegen kann. Der ZVKKW versucht gemeinsam mit mehreren Firmen aus Industrie und Handel mit seiner Nachwuchsinitiative Kälte-Klima-Branche (NIKKI, www.zukunft-kaelte.de) unsere Branche als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Insofern passt in diesem Zusammenhang auch das Thema des Branchentreffs genau ins Konzept und trifft den Zahn der Zeit. Dies machte ZVKKW-Geschäftsführer Dr. Matthias Schmitt in seiner Begrüßungsansprache deutlich.
Herr Knigge persönlich
Der „Knigge“ ist ein Synonym für korrektes Verhalten. Adolf Freiherr Knigge war im 18. Jahrhundert ein genauer Beobachter seiner Zeit und seiner Mitmenschen, der vor allem durch sein Werk „Über den Umgang mit Menschen“ berühmt wurde – zu Unrecht wird dieses soziologisch ausgerichtetes Werk oftmals nur auf die Benimmregeln reduziert. Ein genauer Beobachter ist auch dessen Nachfahre Moritz Freiherr Knigge, der beim ZVKKW-Branchentreff als Gastredner den Vortragsreigen eröffnete. In seinem Vortrag „Erfolgreich Mensch bleiben – wie wir gemeinsam mehr erreichen“ schärfte er bei seinen Zuhöreren den Blick auf das eigene Verhalten und wie dieses bei Kollegen und Mitarbeitern wahrgenommen wird. Aspekte wie Höflichkeit und Wertschätzung und die korrekte verbale und schriftliche Kommunikation verpackte Moritz Knigge in amüsante, lehrreiche, aber vielleicht doch etwas zu oberflächliche Anekdoten aus dem Arbeitsleben.
Es lebe der Sport
Nicht ganz so entspannt zurücklehnen konnten sich die Anwesenden beim nächsten Vortrag, der das betriebliche Gesundheitsmanagement behandelte. Referent und Berater Ralf Meutgens ließ zwischendurch immer wieder alle aufstehen und sorgte mit Übungen dafür, dass der Kreislauf in Schwung blieb. Neben allgemeinen Tipps für gesundes Verhalten beleuchtete Meutgens die positiven Auswirkungen eines durchdachten und gelebten Gesundheitsmanagements für ein Unternehmen. Dieses führe zu einem besseren Arbeitsklima, höherer Motivation und Leistungsfähigkeit und einem niedrigeren Krankenstand. Das Gesundheitsmanagement sollte, wenn man es ernst nimmt, Leitlinie der Führungskultur und damit Chefsache sein.
Generationen Y und Z
Peter Kugler berichtete aus seiner Erfahrung als Personalkoordinator bei Daikin über Mitarbeiter der Generation Y (nach 1980 geboren) und Z (nach 1995 geboren). Junge Kollegen dächten heute (Ausnahmen bestätigen die Regel) stärker in Netzwerken, grenzten klarer zwischen Beruf und Privatleben ab, legten größeren Wert auf eine positive Außendarstellung und seien weniger belastbar – vor allem im Umgang mit Krisen. Man müsse sich als Arbeitgeber mit den veränderten Verhaltensweisen dieser jungen Mitarbeiter auseinandersetzen und gewisse Einstellungen, Kommunikationswelten und soziale Fähigkeiten akzeptieren, bzw. lernen damit umzugehen, anstatt sie immer nur zu kritisieren.
Gute Arbeit – schlechter Lohn
Privatdozent Stefan Hofmann rechnete den Anwesenden sehr anschaulich und praxisnah vor, wie sich ein Stundenverrechnungssatz zusammensetzt, bzw. zusammensetzen sollte, um in wirtschaftlich sicherem Fahrwasser agieren zu können. Er beklagte, dass sich viele Betriebe unter Wert verkaufen und mit Stundensätzen agieren würden, bei denen nicht alle Kosten eingerechnet seien. Er stellte ein nützliches Excel-Tool vor, mit dem jeder Betriebsinhaber schnell ermitteln kann, an welchen Stellschrauben sich das Drehen lohnt, wenn man einen realistischen Stundenverrechnungssatz ermitteln möchte.
Stolperfallen bei Kündigungen
Rechtsanwältin Parwin Schausten behandelte das Thema Kündigungsrecht – ein für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen unangenehmes Kapitel des Arbeitsrechts. Da der ZVKKW-Branchentreff vor allem Inhaber von Handwerksbetrieben ansprechen sollte, gab es von ihr auch entsprechende Ratschläge, wie man hierbei als Arbeitgeber Stolperfallen vermeiden kann. Und die von ihr vorgestellten Gründe, weshalb man mit Kündigungen vor Arbeitsgerichten scheitern kann, sind wirklich äußerst vielschichtig. Gewürzt mit anschaulich geschilderten Fällen aus ihrer Berufspraxis ging sie auf Aspekte wie Wahrung der Schriftform, rechtssicheres Zustellen der Kündigung, Kündigungsfristen, Voraussetzungen für fristlose Kündigungen, die Rolle des Betriebsrats etc. ein.
Die Branche in digitalen Zeiten
In den Vorträgen von Walter Pirk, Kompetenzzentrum Digitales Handwerk im Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik, und Dr. Christian Ellwein, Geschäftsführer Kriwan, drehte sich alles um die digitalen Arbeitswelten. Walter Pirk befasst sich mit seinem Team mit digitalen Geschäftsmodellen, die auch und vor allem im Handwerk Anwendung finden sollen. Er stellte in seinem Bericht Informations- und Qualifikationsangebote vor, mit denen das Handwerk bei der Digitalisierung ihrer Prozesse, Produkte und Dienstleistungen unterstützt werden können (www.handwerkdigital.de).
Dr. Ellwein schließlich blickte auf die Digitalisierungsprozesse, die derzeit die gesamte Wirtschaft verändern (Stichworte Internet of things, Industrie 4.0). Auch die Kältebranche schläft hier nicht. So berichtete Dr. Ellwein von einer Asercom-Arbeitsgruppe Control & Communication, in der sich namhafte Verdichter-, Regeltechnik- und auch Lüftungstechnikhersteller zusammengefunden haben, um gemeinsam digitale Strategien zu entwickeln und entsprechende Wege und Standards zu erarbeiten. „Die Anforderungen der Industrie 4.0 kann kein Unternehmen alleine leisten. Hier muss eine Branche gemeinsam Lösungen erarbeiten“, war sein Aufruf an die Anwesenden.
Fazit
Der erste ZVKKW-Branchentreff bot eine abwechslungsreiche Vortragsvielfalt abseits der mitunter ausgetretenen Branchenthemen. Es gab genügend Zeit und Raum für den fachlichen Austausch der Teilnehmer untereinander – so hatte es bereits am Vorabend schon einen Stehempfang für bereits Angereiste gegeben. Für eine im kommenden Jahr geplante Fortsetzung dieses Veranstaltungsformats ist den Organisatoren jedoch eine größere Zuhörerschaft zu wünschen. Hier müssen alle Beteiligten frühzeitig die Werbetrommel rühren – was die KKA-Redaktion hiermit schon vorauseilend tun möchte.