Betriebsvergleich, VDKF und maritime Kälte

BIV-Mitgliederversammlung in Moers

Die Delegierten der im BIV (Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks) organisierten Landesinnungen trafen sich am 17. März 2016 zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung in Moers. Der BIV-Betriebsvergleich, Ausbildungsfragen, eine Ausstellung über maritime Kälte in Rostock und die Zusammenarbeit mit dem VDKF waren die Hauptthemen des Tages.

An einem Strang ziehen?

2015 hat der BIV einen bundesweiten Betriebsvergleich unter Kälte-/Klimafachbetrieben durchgeführt. Dieser bietet u.a. Informationen über die wirtschaftliche Situation unserer Branche, bietet aber dem einzelnen Betrieb auch die Möglichkeit, sich mit anderen Firmen zu vergleichen. Dirk G. Müller, der mit seinem Beratungsunternehmen DMConsulting als neutraler Partner des BIV den Betriebsvergleich durchgeführt und ausgewertet hat, stellte in Moers einige Details der Untersuchung vor. (Wer sich genauer informieren möchte, sei auf das Interview mit Dirk G. Müller und Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister in KKA 2/2016 verwiesen). Der Betriebsvergleich soll in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Bei einer Neuauflage erhoffen sich die BIV-Verantwortlichen jedoch eine höhere Beteiligung als 2015 – lediglich 42 Betriebe hatten mitgemacht. „Das ist keine Repräsentativität, sondern rausgeschmissenes Geld“, war in Moers hierzu als harsche Kritik zu hören.

Doch wie sollen „normale“ Innungsbetriebe überzeugt werden mitzumachen, wenn selbst einige BIV-Delegierten ihre Teilnahme verweigerten? Zum Teil äußerten diese Vorbehalte in Bezug auf die Datensicherheit, was von Dirk G. Müller als unbegründete Sorge bezeichnet wurde. Andere meinten, sie hätten eh schon genug Papierkram zu erledigen, der Betriebsvergleich hätte da nur Mehrarbeit bedeutet. Kritisiert wurde auch, dass neben dem BIV zeitgleich auch der VDKF einen ähnlichen Betriebsvergleich durchgeführt habe, der übrigens ebenfalls wiederholt werden soll. Heribert Baumeister rief den anwesenden VDKF-Vizepräsidenten Reinhardt Jeschkeit daher auf, hier künftig an einem Strang zu ziehen. Wer auf welcher Seite des Strangs beim anderen mitziehen soll, wurde indes nicht gesagt. Die Zusammenarbeit hätte auch schon 2015 erfolgen sollen bzw. müssen – hier hatten diverse Aufrufe (u.a. seitens der KKA-Redaktion) aber zu keinem Umdenken geführt.

BIV und VDKF als Streitpunkt

Auch wenn das Thema erst zu einem späteren Zeitpunkt der Versammlung aufkam, passt es inhaltlich zum Betriebsvergleich von BIV und VDKF: die (fehlende) Zusammenarbeit der Verbände. Heribert Baumeister berichtete, dass auf der vergangenen ZVKKW-Mitgliederversammlung (Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen) seitens der Industrie vehement gefordert worden sei, dass sich die Verbände der Kältebranche enger zusammenschließen oder sogar vereinen sollten. Derzeit kochen ja leider BIV, VDKF und die Innung Baden-Württemberg/Hessen/Thüringen in den meisten Fällen ihr eigenes Süppchen. Im Oktober habe es daraufhin ein Treffen der genannten Verbände mit einem neutralen Vermittler gegeben. Das Ergebnis war dann aber mehr als mager: Man vertagte sich, um in Einzelgesprächen weiter zu verhandeln, wozu es aber von Oktober bis März nicht gekommen ist. Heribert Baumeister rief alle Beteiligten dazu auf, wieder ins Gespräch zu kommen; er habe einen Plan für die Zusammenarbeit ausgearbeitet, den man diskutieren könne. Dann wurde die Debatte hitziger. „Ihr habt den Auftrag die Branche zu vertreten. Persönliche Bedürfnisse haben da keinen Platz.“ „Die wollen ja nicht …“. „Wir … die da“. „Die Abtrünnigen …“. „Die verzögern doch absichtlich.“ Die Wortwahl zeigt, wie verhärtet die Fronten sind, und sie lässt nicht hoffen, dass der Boden für eine weitere Zusammenarbeit derzeit besonders fruchtbar ist. Ein BIV-Delegierter rief dazu auf, wieder eine Arbeitsgruppe zu bilden wie Ende der 90er Jahre, da das Thema anscheinend von der Verbandsspitze her nicht richtig vorangetrieben werde. VDKF-Vize Reinhardt Jeschkeit meldete sich schließlich zu Wort und betonte, dass es auch sein Ziel sei, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und versprach, sich persönlich dafür einzusetzen, dass die Zusammenarbeit zwischen BIV und VDKF auf der VDKF-Mitgliederversammlung in Cochem thematisiert werde. Wenn es dort zu Gesprächen kam, dann waren sie jedoch informell, denn im Rahmen der Versammlung fiel der Name BIV nur in einem Nebensatz – eine Debatte, wie von Herrn Jeschkeit zugesagt, fand nicht statt.

Zusätzliche ÜBL-Woche über natürliche Kältemittel

Zu den wichtigsten Aufgaben der Innungen zählen die Organisation und die Optimierung der Ausbildung des Kältenachwuchses. Trotz einer für Lehrberufe recht langen Ausbildungszeit von 3 ½ Jahren ist es keine leichte Aufgabe, die vielfältigen Lehrinhalte in dieser Zeit alle vermitteln zu können. Die Komplexität der Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik sucht im Bereich der Handwerksberufe sicher seinesgleichen und ständig kommen neue Herausforderungen auf die Branche zu, die im Rahmen der Lehrzeit behandelt werden müssen. Hierzu zählt durch die novellierte F-Gase-Verordnung vor allem der Umgang mit natürlichen Kältemitteln. Daher haben die Verantwortlichen im BIV beschlossen, die ÜBL (Überbetriebliche Ausbildung) demnächst um eine Woche zu ergänzen, in der sich alles um die natürlichen Kältemittel drehen soll. Zunächst soll diese ÜBL-Maßnahme auf freiwilliger Basis angeboten werden.

Kurz angerissen wurden auch die Flüchtlingssituation und die Möglichkeiten, jungen Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz im Kältehandwerk zu vermitteln. Man möchte im BIV zunächst abwarten, was bundes- oder landesweit an Programmen aufgelegt wird, aber die BIV-Delegierten äußerten generell große Bedenken, ob es tatsächlich potentielle Kandidaten gebe, die aufgrund ihrer Vorbildung und Deutschkenntnisse in der Lage seien, den Abschluss in einem derart hochtechnischen Beruf schaffen zu können. Hieran entzündete sich dann eine generelle Diskussion über die fachliche Qualität der derzeitigen Azubis. Vor allem die Anzahl der durchgefallenen Azubis im praktischen Bereich habe zugenommen. Viele Betriebe deckten nur Teilbereiche der Kälte- und Klimatechnik ab, so dass die praktische Erfahrung in anderen Bereichen fehle, was die Berufsschulen nicht komplett ausgleichen könnten. Hier geht der Aufruf an die ausbildenden Betriebe, sich ihrer Verantwortung für die Azubis bewusst zu sein und sie nicht nur als günstige Arbeitskräfte und Handlanger einzusetzen.

Haushaltszahlen und Wahlen zum Vorstand

Turnusmäßig fanden in Moers Wahlen zum BIV-Vorstand statt. Bei allen Posten stand jeweils nur ein Kandidat zur Wahl. Wiedergewählt – jeweils ohne Gegenstimme – wurden Heribert Baumeister als Bundesinnungsmeister, Wilfried Otto und Frank Heuberger als stellvertretende Bundesinnungsmeister sowie Richard Bockel als weiteres Vorstandsmitglied. Durch das Ausscheiden von Andrea Lojewski aus dem BIV-Vorstand Mitte letzten Jahres musste die Position eines weiteren Vorstandsmitglieds neu besetzt werden. Hier sprach sich die Versammlung für Gerhard Frisch (Innung Münster) aus.

Finanziell steht der BIV solide da. Gegenüber dem Haushaltsplan konnte das Jahr 2015 mit einem guten Plus abgeschlossen werden, was vor allem auf den Zuwachs von Einnahmen im Bereich Berufsförderung (z.B. Verkauf von Betriebslogbüchern) zurückzuführen ist. Der Vorstand wurde daher einstimmig entlastet und auch der Haushaltsplan für 2016 wurde in vergleichbarer Größenordnung wie 2015 durchgewinkt.

Historische maritime Kälte in Rostock

Dr. Wolfgang Lange berichtete über ein neues Projekt des Vereins Historische Kälte- und Klimatechnik e.V. (HKK, www.vhkk.org) in Rostock. Der HKK hat es sich zur Aufgabe gemacht, historisch interessante Zeugnisse der Kälte- und Klimatechnik aufzuspüren, diese in der „Straße der Kälte“ zu dokumentieren und sie nach Möglichkeit Interessierten zugänglich zu machen. Damit soll auch das Interesse der Betreiber und Träger, so wie der Öffentlichkeit geweckt werden, diese Objekte und Anlagen zu erhalten.

Der Norden/Nordosten Deutschlands war bei der Straße der Kälte bislang relativ schwach vertreten, was sich nun ändern soll. Im Juni 2016 soll nämlich im Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum bzw. auf dem Traditionsschiff in Rostock ein Objekt der maritimen Kälte- und Klimatechnik errichtet werden. Die maritime Kälteanwendung hat eine lange Tradition. Schon 1873 wurde der Segler „Norfolk“ als Gefrierschiff mit einer Kältemaschine von Harrison ausgerüstet. Auch wenn diese Kältemaschine bei der Überfahrt von Australien nach England vollbeladen mit Fleisch ausfiel und Harrison danach pleite war, so ließ sich der Siegeszug der maritimen Kälteanlagen nicht aufhalten. Hiervon profitierten auch die Werften an der Ostseeküste, die über viele Jahrzehnte u.a. auch Kühlschiffe bauten.

Das Traditionsschiff im Rostocker Hafen ist daher ein idealer Standort zur Präsentation historischer maritimer Kälte- und Klimatechnik in der Region. Es liegt seit 1970 als Museumsschiff in Rostock an der Unterwarnow gegenüber dem Überseehafen und wird jährlich von etwa 70.000 Besuchern frequentiert. Es ist das ehemalige Motorfrachtschiff „Dresden“, das seitdem die Bezeichnung Traditionsschiff Typ Frieden trägt. Der 1958 in Dienst gestellte 10.000-Tonnen-Stückgutfrachter war das fünfte einer Serie von 15 Schiffen, die in den Jahren von 1956 bis 1961 auf der Warnowwerft in Rostock-Warnemünde gebaut wurden.

Zu den geplanten Ausstellungsgegenständen auf dem Schiff gehören u.a. ein liegender Haubold- Verdichter von 1942 aus dem Fleischkontor in Flensburg, eine Krabben-Kühlanlage von 1938 der Firma Glinde aus Neufeld, ein Sabroe-Verdichter „COM“ von 1942 von der Firma ProRef Ldt., Kellinghusen, und ein Schrauben-Verdichter „Typ Y“ (Nachfolger des „S3-2500“ von ca. 1959 von der GEA Refrigeration Germany GmbH, ehemals KAB Berlin). Neben den Ausstellungsgegenständen sind diverse Schau- und Informationstafeln vorgesehen. Zusätzlich wird eine Broschüre vorbereitet, die die Entwicklung der maritimen Kälte- und Klimatechnik darstellt. Die Ausstellungsgegenstände sollen sowohl auf dem Freigelände an der Kaikante des Traditionsschiffes als auch im Inneren in der Stauebene zu sehen sein.

Die nächste BIV-Mitgliederversammlung findet am 23. März 2017 in Rostock statt. Dann können sich die Delegierten selbst ein Bild davon machen, wie die historische maritime Kälte im Schifffahrtsmuseum präsentiert wird.

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