Der BIV-Betriebsvergleich

Interview mit Heribert Baumeister (BIV) und Dirk G. Müller (DM Consulting)

2015 führte der BIV (Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks) einen bundesweiten Betriebsvergleich unter Kälte-/Klima-Fachbetrieben durch. Über die Ergebnisse sprach die KKA-Redaktion mit Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister und Dirk G. Müller, Gründer und Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft DM Consulting Dirk G. Müller mit Sitz in Berlin und Büro in München.

KKA: Herr Müller, Herr Baumeister, wer war der Initiator des Betriebsvergleichs?

Müller: In den letzten sechs Jahren hatten wir mehr als zehn Beratungsprojekte in der Kälte-Klima-Branche; in der Mehrzahl ging es um die Nachfolge sowie den Verkauf und Kauf von Unternehmen. Mit einem unserer Mandaten habe ich viel über die Branchensituation diskutiert und eines Tages fragte er, ob wir bereit und in der Lage seien, einen bundesweiten Betriebsvergleich durchzuführen. Ich habe das intern mit unseren Mitarbeitern besprochen, eine Kalkulation erstellt und zuerst einmal virtuell ein Team aus Spezialisten zusammengestellt. Anfang 2014 habe ich die Konzeption zuerst dem Geschäftsführer und danach dem Vorstand des BIV vorgestellt. Es hat dann aufgrund praktischer und organisatorischer Fragen noch bis Ende August 2015 gedauert, bis der Start tatsächlich erfolgte.

Baumeister: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir bei Bankengesprächen, sei es für Investitionen oder auch beispielsweise zur Vorfinanzierung eines größeren Auftrages, immer wieder Vergleichszahlen aus anderen Gewerken, z.B. SHK oder Elektro, vorgelegt wurden, die auf meine eigene betriebliche Situation nicht anwendbar waren. Daher hatte ich schon sehr früh als Vorstandsmitglied im BIV den Gedanken, dass so ein Betriebsvergleich eine sinnvolle Dienstleistung des BIV sein könne. Erste Gedanken im Vorstand und eine Diskussion auf einer Obermeister-Tagung liegen viele Jahre zurück. Als wir schließlich auf Herrn Müller aufmerksam wurden und mit ihm die Art und Weise einer möglichen Durchführung diskutiert haben, konnten wir auch gemeinsam an die Umsetzung gehen.

KKA: Wie muss man sich die Durchführung vorstellen?

Baumeister: Es war schon sehr früh klar, dass hier mit sehr sensiblen Daten umgegangen wird, die jeder Unternehmer nicht mal eben so veröffentlicht. Es war auch klar, dass der BIV selbst diese Daten nicht aufarbeiten kann, sondern sich eines externen Dienstleisters bedienen muss. Mit diesem können wir sowohl den seriösen Sachverstand als auch die Vertraulichkeit der Daten sicherstellen. Wir waren daher froh, mit Herrn Müller einen exzellenten Fachmann gefunden zu haben, der in der Branche bereits einen guten Namen hat.

Müller: Ab Frühjahr 2015 haben der Geschäftsführer des BIV, Herr Dr. Schmitt, und ich die Kampagne für den Betriebsvergleich begonnen: Rundschreiben, Newsletter und Landesinnungsveranstaltungen waren unsere Foren. Bis Juni 2015 hatten sich so viele Teilnehmer gemeldet, dass wir gesagt haben: Wir können starten. Ende August haben wir jeden Teilnehmer persönlich angeschrieben, eine von mir unterschriebene Vertraulichkeitserklärung abgegeben und um die Übersendung der Jahresabschlüsse der Jahre 2012, 2013 und 2014 gebeten. Die Analysten konnten mit den ersten Auswertungen der Jahresabschlüsse nach wenigen Wochen beginnen. Um es kurz zu machen, im Dezember haben wir die letzten Unterlagen bekommen. Das hat uns überrascht!

KKA: Das müssen Sie näher erläutern. Was hat Sie bei den Ergebnissen überrascht?

Müller: Ganz kurz mein Verständnis dazu: Die Bilanz ist ein Vermögensvergleich und gibt mir Auskunft darüber, wie ich zu einem Stichtag 31.12. stehe: Liquidität, Bestandsveränderungen und Eigenkapital. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist eine Periodenrechnung und zeigt, ob und wie erfolgreich ich in einer Periode gearbeitet habe. Der Unternehmer sollte die Bilanz für sich ziehen und nicht primär denken, das ist für das Finanzamt. Also: Januar bis März sind in der Branche nicht die umsatzstärksten Monate. Bis Mitte März sollte eine Rohbilanz stehen, die mit dem Steuerberater besprochen werden sollte, und aus der noch betriebswirtschaftliche Konsequenzen für das laufende Jahr gezogen werden können. Zwölf oder 16 Monate nach dem Bilanzstichtag ist alles zu spät.

Uns haben bei der Analyse der Ergebnisse folgende Dinge überrascht:

Der Branche geht es insgesamt gut; es ist in den letzten Jahren aufwärts gegangen. Die Ertragssituation ist deutlich besser als in anderen Handwerkszweigen.

Es gibt offensichtlich für verschiedene Betriebsgrößen eine optimale betriebliche Situation:

Die außergewöhnliche Ertragskraft der kleineren Betriebe mit einem Umsatz bis 1 Mio. € hat uns erstaunt. Wir denken, dass sich darunter viele Betriebe in einer Nische befinden, Spezialisten sind und strenges Kostenmanagement fahren.

Sehr erfreulich zeigen sich auch die Betriebe im Bereich Umsatz 4 bis 10 Mio. €; wir hatten den Eindruck: Entweder klein bleiben oder in Richtung 10 Mio. € Umsatz gehen, um es in einem Satz auszudrücken. Zum Glück lässt sich das betriebliche Geschehen nicht so pauschalieren!

Allen Mitgliedern des Teams hat die Arbeit fachlich viel gebracht. Wir sind noch ein wenig tiefer in die Branche eingedrungen. Das hatten wir so nicht erwartet.

Baumeister: Ich freue mich natürlich, dass es der großen Mehrzahl unserer Betrieb gut geht. Nur mit gutem Fachwissen allein lässt sich heute jedoch kein Betrieb mehr führen, notwendig sind dazu auch gute Kenntnisse im Wirtschafts- und Finanzwesen. Letztlich dient unser Betriebsvergleich auch der Selbsteinschätzung, bei dem jeder seine individuellen Zahlen zu denen des Vergleiches einordnen kann. Hier kann ein jeder selbst schnell feststellen, wo weiteres Potential in seinem Unternehmen steckt. Und das im Zahlenvergleich mit anderen, gleich großen Kälte-Klima-Fachbetrieben und nicht mit Betrieben aus dem SHK- oder Elektrobereich – die haben ein anderes Geschäftsmodell, z.B. mit sehr viel mehr Privatkunden und einer anderen Kalkulationsgrundlage.

KKA: Was wünschen Sie sich für die Neuauflage bzw. die Aktualisierung des Betriebsvergleichs?

Müller: Zuallererst wünschen wir uns beim nächsten Mal weitere Teilnehmer, damit die Aussagen noch fundierter sein können, und wir wünschen uns, dass wir dieses Instrument unter der Führung des BIV institutionalisieren können. Drittens wünschen wir allen Inhabern und Gesellschaftern, dass sich die wirtschaftliche Situation in der Branche weiter gut entwickelt.

Baumeister: Dem kann ich mich nur anschließen. Der BIV wird auch in Zukunft an diesem Thema dranbleiben und den Betriebsvergleich regelmäßig erneuern. Damit werden die Trends, die wir jetzt schon aus der Erhebung der Jahre 2012, 2013 und 2014 ableiten konnten, immer besser erkennbar. Wenn sich dann noch ein paar Betriebe mehr beteiligen, dann werden auch die Zahlen in den Gruppierungen immer genauer. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Betriebsvergleich bei Kreditinstituten und Auskunfteien auf großes Interesse stoßen wird, denn ein solches umfangreiches und fundiertes Zahlenwerk liegt bisher nicht vor. Darauf kann das Kälteanlagenbauerhandwerk mit Recht stolz sein: Solche gute Zahlen sind in ähnlichen Gewerken nicht selbstverständlich! Auch unsere Zulieferer habe sicher Interesse, wenn sie diese Zahlen für ihr Kreditoren-Management auswerten.

Zuletzt bleiben für mich noch zwei Punkte:

Einen herzlichen Dank für die Arbeit von DM Consulting und Herrn Müller. Wir würden die Arbeit mit ihm gern weiter fortsetzen und haben dabei auch noch weitere Projekte im Kopf.

Zweitens wünsche ich mir bei der Neuauflage des Branchenvergleiches nicht wieder in einen Wettbewerb treten zu müssen, sondern gemeinsam mit anderen ein noch besseres Ergebnis für unsere Fachbetriebe abzuliefern.

KKA: Herr Baumeister, mit dem erwähnten Wettbewerb meinen Sie sicher den VDKF, der 2015 ebenfalls einen Betriebsvergleich durchgeführt hat. Wie bewerten Sie denn die Chancen, dass es bei einer Neuauflage des BIV-Betriebsvergleichs doch noch zu einer Zusammenarbeit mit dem VDKF kommen kann?

Baumeister: Das Angebot an den VDKF, mit dem BIV zusammen nur einen einzigen gemeinsamen Betriebsvergleich durchzuführen, kann ich nur noch einmal wiederholen – es stand bereits im vergangenen Jahr. Und wer die Detailgenauigkeit und Aussagekraft unserer Ergebnisse begutachtet, wird sicher zur Erkenntnis kommen, dass sich eine Teilnahme lohnt. Wir stehen zu diesem Thema mit dem VDKF in Kontakt und ich hoffe, dass wir für eine Neuauflage eine gemeinsame Lösung finden, denn je mehr Betriebe mitmachen, umso aussagekräftiger und repräsentativer wird das Ergebnis.


Wer konkrete Fragen oder Wünsche zu diesem Thema hat oder ein Exemplar des ersten bundesweiten Betriebsvergleichs mit Analyse der Jahresabschlüsse von drei Jahren gegen eine Schutzgebühr bestellen will, schreibt an:
Dr. Matthias Schmitt
Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks
02241/97420-0

oder an

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