Der DKV gibt Gas
DKV-Mitgliederversammlung und Kältetagung 2014 in Düsseldorf
Der DKV (Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein, www.dkv.org) hat Visionen. Die bereits 2011 vorgestellte Strategie „Vision 2020“ zur Veränderung der Vereinsarbeit und -strukturen war auch am 19. November 2014 wieder Thema auf der DKV-Mitgliederversammlung. In die Zukunft blickten dann auch viele Referenten der Kältetagung vom 20. bis 21. November, die mit 111 Fachvorträgen wie gewohnt sowohl von den Inhalten als auch vom Teilnehmerzuspruch her mehr als überzeugen konnte.
Der DKV leistet seit vielen Jahrzehnten überzeugende Arbeit als technisch-wissenschaftlicher Verein für die Kälte- und Klimatechnik. Um dauerhaft Bestand haben zu können, müssen sich aber auch etablierte Vereine immer wieder Veränderungen stellen und sich entsprechend anpassen. Sonst besteht die Gefahr, dass ein Verein vor allem für jüngere Mitglieder an Attraktivität verliert. Daher hat der DKV bereits 2011 die „Vision 2020“ entwickelt und vorgestellt, um sich für die Zukunft zu rüsten. Mittlerweile können die ersten Erfolge vermeldet werden. DKV-Vorsitzender Dr.-Ing. Josef Osthues stellte diese im Rahmen der DKV-Mitgliederversammlung in Düsseldorf am 19. November 2014 vor, zu der 89 Mitglieder erschienen waren. Unverändert ist und bleibt der Zweck des Vereins die Pflege und Förderung der auf Kälte-, Wärme- und Klimatechnik gerichteten wissenschaftlichen und technischen Arbeit und die Pflege der persönlichen Beziehungen unter den Mitgliedern. Zu Letzterem tragen vor allem die Jahrestagung und die Treffen in den Bezirksvereinen bei. Randbedingungen der „Vision 2020“ sind: positiver Cashflow, Einhaltung der Satzung, Berücksichtigung aller Applikationen der Kälte-, Klima-, Wärmepumpen- und WRG-Technik mit Ausnahme konventioneller Heizsysteme auf Basis fossiler Brennstoffe. Die Leistungen des Vereins sollen dabei mit wenigen Ausnahmen nur Mitgliedern kostenlos zur Verfügung stehen.
Wachsende Mitgliederzahlen
Zu den quantifizierbaren Zielen gehört ein angestrebtes jährliches Mitgliederwachstum von 7 %. Diese Marke konnte zwar noch nicht ganz erreicht werden, aber mit +5 % (2012 zu 2013) und +6,6 % (2013 zu 2014) ist der DKV nah dran. Mit Stand November 2014 kann der DKV stolze 1530 Mitglieder vorweisen – davon 1369 ordentliche, 126 fördernde und 35 korporative Mitglieder. Zum Vergleich: 2005 lag die Mitgliederzahl nur bei knapp über 1200. Besonders stark ist der Zuwachs der studentischen Mitglieder; derzeit sind dies 312 Mitglieder. Dies spült zwar keine Mehreinnahmen in die Kassen des DKV, da Studenten keinen Mitgliedsbeitrag zahlen, aber die vielfältigen Aktivitäten an den Universitäten und auch die Studentenveranstaltung auf der Kältetagung (mit 131 Teilnehmern in Düsseldorf) tragen dazu bei, dem DKV langfristig den erforderlichen Nachwuchs zu sichern, weil der technisch-wissenschaftliche Nachwuchs schon frühzeitig an den Verband herangeführt wird. Ausgebaut werden soll auch die Anzahl der zahlenden Teilnehmer an der Kältetagung und die Anzahl sonstiger Veranstaltungen wie z.B. das DKV-IZW-Symposium und der Innovationstag Kältetechnik.
Weitere Ziele der „Vision 2020“ sind eine Erhöhung der jährlichen Einnahmen (außer den Beiträgen durch Mitglieder) um 10 % – zum Beispiel durch den Verkauf von Publikationen und sonstige Dienstleistungen für Dritte – und eine Steigerung von Nutzen und Qualität der Vereinsleistungen. Ein wichtiges Ziel ist die stärkere Wahrnehmung der Vereinsarbeit bzw. der Kälte- und Klimatechnik im Allgemeinen seitens der Öffentlichkeit und der Politik. Hierzu soll die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit forciert werden und politische Entscheidungsträger sollen sowohl in persönlichen Gesprächen als auch durch einen speziellen Newsletter intensiver als bisher über die Belange unserer Branche informiert werden.
Zahlen und Wahlen
Zu einer DKV-Mitgliederversammlung gehören natürlich auch die Vorstellung der Finanzen und Wahlen zum Vorstand. Die Zahlen zum Vereinshaushalt sollen an dieser Stelle nicht im Detail vorgestellt werden. Festzuhalten ist jedoch, dass der DKV wie gewohnt besonnen agiert und mit seinen finanziellen Mitteln zu haushalten weiß. Im vergangenen Abrechnungszeitraum (1.7.2013-30.6.2014) konnte ein positives Ergebnis erzielt werden.
Bei den Wahlen zum Vorstand gab es folgende Ergebnisse:
Vorsitzender: Dr.-Ing. Josef Osthues
Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr.-Ing. Ullrich Hesse
Schatzmeister: Dr.-Ing. Rainer M. Jakobs
Obmann AA II.2: Dr.-Ing. Jürgen Süß
Obmann AA III: Dr.-Ing. Werner Hünemörder
Obmann AA IV: Achim Zeller
Sprecher der Bezirksvereine: Jörn Schwarz
Kassenprüfer: Peter Esslinger und Ewald Preisegger
111 Vorträge an zwei Tagen
Richtig auf Touren kommt die DKV-Tagung allerdings immer erst am Tag nach der Mitgliederversammlung, wenn es in die technischen Vorträge geht. Mit 680 Teilnehmern konnte dabei die höchste Teilnehmerzahl für eine DKV-Tagung in Nordrhein-Westfalen erreicht werden. 50 Teilnehmer kamen sogar aus dem europäischen Ausland und den USA.
Die Teilnehmer hatten die Qual der Wahl zwischen 111 Vorträgen an zwei Tagen – von eher nur wenigen Spezialisten vorbehaltenen exotischen Themen wie „Wärmeübertragung in suprafluidem Helium“ bis zu so stark frequentierten Vorträgen, dass die Zuhörer z.T. stehen mussten. Dies war bei den Vorträgen der Fall, die sich mit dem Thema Kältemittel befassten, was durch die Novellierung der F-Gase-Verordnung nicht weiter verwunderte.
Noch größeren Zuspruch hatten die beiden Festvorträge im Rahmen der Eröffnungssitzung. Dr.-Ing. Ullrich Hesse, TU Dresden, referierte über das Leben und Wirken von Heinz Jungnickel, der vor 100 Jahren geboren wurde und die kältetechnische Lehre in Dresden maßgeblich beeinflusst hat. Der anschließende Plenarvortrag zum Thema „Geschüttelt, nicht gerührt! James Bond im Visier der Physik!“ von Prof. Dr. Metin Tolan von der TU Dortmund hatte zwar nichts mit Kältetechnik zu tun, gehörte aber sicher zu den absoluten Highlights der Düsseldorfer Tagung und wurde mit Szenenapplaus gefeiert. Anwesende wissen nun genau, warum James Bond seinen Wodka-Martini geschüttelt und nicht gerührt bestellt – kleiner Tipp: Informieren Sie doch einmal über den „Paranuss-Effekt“ und bedenken Sie, dass aromatische Moleküle größer sind als Ethanol-Moleküle.
Ehrungen
Im Rahmen der Festveranstaltung wurden auch wieder zahlreiche Personen geehrt. Im Sinne der DKV-Nachwuchsarbeit besonders erfreulich war die Vergabe des DKV-Studienpreises für Frauke Poblotzki und für Dominic Dedering. Frau Poblotzki (Uni Kassel) wurde für ihre Masterarbeit zum Thema „Inbetriebnahme einer Versuchsanlage zur Untersuchung des beginnenden Blasensiedens von natürlichen Kältemitteln in senkrechten Kanälen“ und Herr Dedering (ebenfalls Uni Kassel) für seine Masterarbeit zur „Inbetriebnahme einer neuartig entwickelten Absorptionskältemaschine“ ausgezeichnet.
Eine besondere Auszeichnung wurde Irene Reichert zuteil. Sie wurde zum Ehrenmitglied im DKV ernannt. Der ehemalige Vorsitzende des DKV, Eckart Prandner, hielt eine stimmungsvolle Laudatio, in der er ihre Verdienste um den Verein würdigte. Ingesamt 38 Jahre war sie in der Geschäftsstelle des DKV aktiv und hat in dieser Zeit nicht nur vereinsintern gewirkt, sondern auch die Kontakte ins Ausland und zu befreundeten Verbänden wie dem ASHRAE aufgebaut und gepflegt.
Mit der DKV-Münze – der „Goldmedaille im kältetechnischen Zehnkampf“, wie Laudator Prof. Dr.-Ing. Hans Quack es formulierte – wurde Hermann Renz ausgezeichnet. Sein Engagement im DKV, in politischen Gremien und im Normenwesen bezeichnete er als vorbildhaft. Hermann Renz war über viele Jahre bei Bitzer als Bereichsleiter Technik tätig und hat sich dort nicht nur durch sein „Baby“, den allseits geschätzten Kältemittelreport, ein kleines technisches Denkmal gesetzt. Eine Aufgabe habe er aber noch vor sich, bemerkte Prof. Quack: Hermann Renz müsse es noch schaffen, die Amerikaner vom metrischen System zu überzeugen.
Die nächste DKV-Tagung findet vom 18. bis 20. November 2015 im Maritim Hotel Dresden statt.