Der KKA-Klimagipfel 2019
Intensive Diskussionen über Klimawandel und Fachkräfte
Bereits zum zweiten Mal nach 2018 folgten die Entscheidungsträger der führenden Klimatechnikanbieter in Deutschland der Einladung der KKA, um in einer exklusiven Gesprächsrunde die drängenden Herausforderungen der Branche zu diskutieren und Lösungsansätze zu erarbeiten. Die Folgen des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die Klimabranche standen dabei besonders im Fokus.
Der fortschreitende Klimawandel betrifft die Klimabranche ebenso intensiv wie die energiepolitischen Vorgaben aus Brüssel und Berlin. Die Herausforderungen steigen, wie die politischen Diskussionen und die Demonstrationen von „Fridays for Future“ deutlich zeigen. Unter diesen Vorzeichen war es dem Bauverlag mit seinen Titeln „KKA Kälte Klima Aktuell“ und „tab – Das Fachmedium der TGA-Branche“ ein Anliegen, Geschäftsführer, Marketing- und Vertriebsleiter führender Unternehmen der Klimabranche zu einem Treffen einzuladen, um einen ganzen Nachmittag und Abend lang intensiv über die Verantwortung der Klimabranche und ihr Engagement gegen den Klimawandel zu diskutieren. Wie wichtig ein solches Treffen ist, zeigte sich darin, dass alle eingeladenen Unternehmen (Daikin, Kaut, LG Electronics, MTF/Samsung, Mitsubishi Electric, Panasonic, S-Klima/Stulz, Swegon, Systemair, Toshiba) in Düsseldorf vertreten waren.
Konzentriert und engagiert wurde in der von Chefredakteur Christoph Brauneis moderierten Gesprächsrunde diskutiert. Für zusätzliche fachliche Impulse sorgten Vorträge des Energie- und Solarexperten Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch sowie von Andrea Voigt, Director General des europäischen Herstellerverbands EPEE (European Partnership for Energy and the Environment). „Wir müssen weg von der Illusion ‚Alles wird gut‘ und uns den Realitäten stellen“, betonte Christoph Brauneis in seiner Eröffnungsrede. „Selbst wenn sich alle Länder an die Pariser Klimavereinbarung halten würden, reicht das maximal aus, um die Erderwärmung auf 3 Grad zu begrenzen. Von 2 Grad oder gar 1,5 Grad sind wir noch meilenweit entfernt. Letztlich können nur technische Möglichkeiten helfen, die bisher gemachten Fehler zu korrigieren.“
Eine Herausforderung stellt dabei der Gebäudebestand dar. Allein bei den 3 Mio. Nichtwohngebäuden liegen große Effizienzpotentiale brach, die dringend gehoben werden müssten. Zudem müsste die Energieversorgung der Gebäude innerhalb weniger Jahre auf die beiden Energieträger Strom und dekarboniertes Gas umgestellt werden. Dazu müssen alle Marktbegleiter, vom Hersteller von Heizungs-, Klima- und Kälteanlagen bis zum Monteur vor Ort und natürlich die Betreiber, an einem Strang ziehen. Vor allem sind dazu verlässliche Rahmenbedingungen, wie ein längerfristig kalkulierbarer Preis der Energieträger, notwendig.
Eine weitere Herausforderung liegt in der Klimatechnik selbst begründet. Man geht derzeit von einem Bestand von 1,6 Mrd. Klimaanlagen weltweit aus und einem geschätzten Markt von 130 Mio. neuen Klimaanlagen im Jahr. Um den Klimawandel nicht weiter zu „befeuern“, müssen möglichst klimaneutrale Kältemittel, wie sie der Phase-down entsprechend der F-Gase-Verordnung vorsieht, sowie möglichst energieeffiziente Anlagen zügig in den Markt kommen. Doch nach wie vor die größte Herausforderung stellt der Betrieb der Anlagen dar.
Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch erläuterte dazu seine Vorstellungen von einem „CO2-Label fürs Gebäude“ in Form eines „Gebäude-TÜV“, der, ähnlich einer Überprüfung beim Auto, alle vier oder fünf Jahre durchgeführt werden sollte. Wer den Richtwert für CO2 unterschreitet, würde belohnt, wer darüber liegt, entsprechend zur Kasse gebeten. Das Problem, das sich an dieser Stelle zeigt, ist der Mangel an ausgebildeten Fachkräften, die in der Lage sind, die Gebäude entsprechend zu bewerten.
Deutlich zeigte sich damit auch beim 2. Klimagipfel des Bauverlags, dass verschiedene Probleme nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. So ist die Digitalisierung nur mit gutem und vor allem ausreichendem Personal umsetzbar. In Zeiten des Fachkräftemangels wird es zudem immer wichtiger, den potentiellen Nachwuchs an den Schulen frühzeitig die zahlreichen beruflichen Möglichkeiten in der Gebäudetechnik aufzuzeigen und auf die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten der Weiterentwicklung hinzuweisen. Mit ausreichend guten Fachkräften sind auch die Möglichkeiten gegeben, die Gebäude so zu errichten oder zu ertüchtigen, dass sie mit geringen Emissionen an klimarelevanten Gasen oder gar als Nettonullenergiegebäude betrieben werden können. Womit wir wieder beim Thema Klimawandel und seinen Auswirkungen wären. Darüber und über ein neues Schwerpunktthema soll dann beim nächsten Klimagipfel 2020 diskutiert werden.