Frankfurter Gesprächsrunde zu Wärmepumpen
Effizienztechnologien für die Industrie
Wie kann der Energiebedarf in der Industrie, speziell in der Lebensmittelindustrie, verringert werden? Welche Technologien bieten sich dazu an? Welche Rolle spielt der Energieverbrauch in Industriebetrieben? Das waren Themen eines Informationsaustauschs zwischen Fachredakteuren aus der TGA- und Lebensmittelbranche mit GEA Refrigeration Ende November 2013 in Frankfurt am Main.
Nach einer Einführung in die Thematik der Industriekälte durch Dr. Hugo Blaum, President von GEA Refrigeration, der den GEA-Unternehmensbereich vorstellte, wurde das Thema von Energieverbundsystemen diskutiert. Denn gerade in der Lebensmittelbranche werden im Rahmen der Produktionsprozesse meist Kälte und Wärme gleichermaßen benötigt.
Hier bietet GEA mit dem „Energy Enhancer“, den Danny Heuvelmans, Director Product Management für Kolbenverdichter der GEA Refrigeration Niederlande, vorstellte, die Möglichkeit, an vorhandene oder neue Kälteanlagen Wärmepumpen anzuflanschen, um die sonst bei der Erzeugung der Kälte anfallende Abwärme weiternutzen zu können, anstatt sie an die Umgebungsluft abzugeben. Die Wärmepumpe sorgt dann dafür, dass die Abwärme der Kälteanlage auf ein Temperaturniveau angehoben wird, das eine Verwendung als Prozesswärme zulässt. Dabei kommt es in den Einzelfällen auf eine konkrete Betrachtung der in einem Industriebetrieb bestehenden Gegebenheiten an.
Einen ergänzenden Überblick über die internationalen Herausforderungen und Märkte gab Jean-Michel Daviaud, Vice President Sales. Da die Rahmenbedingungen von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich sind, müssen für jeden Markt die passenden Argumente gefunden werden. Spielen in Europa Energiekosten, sei es bei Strom oder Gas, eine wichtige Rolle, ist dies in den USA, China oder Indien derzeit noch nicht der Fall. In Europa sind zudem die politischen Rahmenbedingungen im Rahmen der Energiewende nicht zu vernachlässigen. Zudem spielen Umweltschutzargumente, Stichwort Kältemitteldiskussion, eine Rolle, die von der Politik in Brüssel ebenfalls massiv beeinflusst werden. GEA Refrigeration setzt daher auf die Kältemittel Ammoniak und Kohlendioxid.
Als problematisch sieht Dr. Hugo Blaum die Tatsache an, dass es zu wenig Ingenieure gebe, die die meist komplexen Produktionsprozesse in der Industrie bis ins Detail erfassen können. Es fehle an Fachleuten. Hier forderte er: „Wir brauchen ’Energydesigner’ für Gebäude, da der einzelne Spezialist die Aufgaben nicht mehr leisten kann.“ Weiterhin sei es noch immer schwierig, die Betreiber davon zu überzeugen, dass Prozessenergien relevante Einsparpotentiale bieten. Denn viele Betreiber hätten nur ihre Produkte im Fokus und müssten daher oft intensiv beraten werden.
Hier bietet die Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence, die der VDMA gemeinsam mit Unternehmen ins Leben gerufen hat, eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, Produktionsbetriebe zu beraten. Dr. Thomas Schräder, Geschäftsführer des Fachverbands Allgemeine Lufttechnik im VDMA, erläuterte dazu, dass es wichtig sei, Konzepte zu verbessern und nicht nur Produkte. Im Kältebereich gebe es bei 41,2 Mio. installierten Kältesystemen, Kühlschränke in Privathaushalten nicht mitgezählt, mit einem Energieverbrauch von 62,1 MWh/a ein Einsparpotential von 25 MWh/a.
Robert Wiseman, Director Sales & Development, GEA Refrigeration UK, ging auf Projekte ein, in denen der „Energy Enhancer“ bereits erfolgreich zum Einsatz kam. Der Ingenieur zeigte dazu nicht nur anschaulich, welche Vorteile die Nutzung einer Wärmepumpe im Verbund mit einer Kältemaschinen brachte, sondern wusste auch die Argumente zu vermitteln, mit denen Betreiber eines Produktionsbetriebs überzeugt werden können: Neben den Kosteneinsparungen sind dies die bereits genannten Faktoren Umweltschutz und politische Rahmenbedingungen.
Die Diskussionsrunde konnte zwar keine Probleme lösen, erwies sich jedoch als weit mehr als ein Erfahrungsaustausch. GEA Refrigeration machte deutlich, dass die Technik verfügbar sei, die es der Lebensmittelindustrie aber auch anderen Branchen erlaube, ihre Produktionsprozesse energieeffizienter zu gestalten. Wärmepumpen, so ein wichtiges Fazit, seien nicht nur etwas für den Wohn- und Objektbereich, sondern gerade auch für die Industrie mit ihrem großen Energiebedarf.