Eisbrei-Revival?!
Wer schon etwas länger in der Branche aktiv ist, wird sich vielleicht noch an Dr. Joachim Paul und seine Firma Integral Energietechnik erinnern, die sich Mitte der 90er Jahre mit dem Thema Binäreis beschäftigte. Oder daran, dass der VDKF auf der Messe IKK 1995 einen Umweltpreis an die Fa. Flo Ice Tec Binäreis, ein Tochterunternehmen der Erba Kälte, verliehen hat. In beiden Fällen ging es um die Idee, pumpfähiges Flüssigeis in der Kälte- und Klimatechnik einzusetzen. Dieses Gemisch hat durch den Eisanteil eine deutlich höhere Energiedichte als normales Kaltwasser, verhält sich trotzdem annähernd wie ebendieses und kann zudem effektiv gespeichert werden. Das Medienecho war damals groß; die Bereitschaft bei Planern, Betreibern und Fachbetrieben, Eisbrei als „Kälteträger“ einzusetzen, blieb jedoch relativ gering. Und so verschwand die gute Idee nahezu in der Versenkung. Eisbrei-Anlagen wurden zwar von einigen Firmen in Deutschland weiter gebaut und errichtet (z.B. durch die Firmen Cooltech und GCM Kältesysteme), aber nur die wenigsten Hersteller und Fachbetriebe haben die Technik noch auf dem Radar – zumindest in Deutschland; in Japan sind über 1.000 Eisbreianlagen in Betrieb.
Das soll sich jetzt ändern. Am 16. Januar 2019 trafen sich in der Hochschule Karlsruhe Vertreter aus Industrie, Handwerk und Forschung zum „Eisbrei-Treffen“. Neben technischen Vorträgen über die Vorteile, Erzeugung und Einsatzmöglichkeiten von Eisbrei wurde auch die große Eisbrei-Anlage besichtigt, die die Mensa der Hochschule mit Kälte versorgt. Auch das 2016 mit dem Deutschen Kältepreis ausgezeichnete Projekt des ILK Dresden zur Vakuum-Flüssigeiserzeugung wurde vorgestellt, das das Thema zumindest zeitweise wieder ins öffentliche Interesse gerückt hatte. Die KKA war bei dem Eisbrei-Treffen als exklusiver Medienvertreter dabei und wird in Ausgabe 2/2019 ausführlich über die Veranstaltung berichten.
Was sucht nun ein solches Thema im Editorial der KKA? Ganz einfach: Ich möchte an dieser prominenten Stelle in der KKA dazu aufrufen, dass sich möglichst viele mit der Eisbrei-Thematik auseinandersetzen. Gerade vor dem Hintergrund der F-Gas-Verordnung könnte Eisbrei im zweiten Anlauf zu einer echten Erfolgsstory werden. Die Technik liegt nämlich völlig zu Unrecht im Dornröschenschlaf. Ein Prinz allein genügt allerdings nicht, sie wieder wach zu küssen. Hierfür benötigt es mehr als die in Karlsruhe erschienenen Interessierten. Ohne mehrere Anbieter aus der Industrie, die sich im Wettbewerb untereinander gegenseitig fordern und fördern, ohne über die an der Hochschule Karlsruhe und am ILK Dresden bereits geleistete, hinausgehende Forschung, ohne zahlreiche und bundesweit aktive Planer und Fachbetriebe, die die Technik beherrschen, und ohne innovative und umweltbewusste Betreiber wird sich Eisbrei ansonsten weiter vor allem als Slush Ice in der Geschmacksrichtung Waldmeister oder Himbeere verkaufen. An der Thematik Interessierte wenden sich bitte an Prof. Michael Kauffeld (), der die weiteren Eisbrei-Aktivitäten koordiniert.
Ihr Christoph Brauneis