Energie, Klima, Zukunft
Die DKV-Tagung 2019 in Ulm
Die mit 639 Teilnehmern erneut gut besuchte Jahrestagung des DKV (Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein) fand vom 20.-22. November 2019 in Ulm statt. In 111 Vorträgen wurde wieder die ganze Bandbreite der Kälte- und Klimatechnik in Theorie und Praxis vorgestellt. Unbestrittenes Highlight der Tagung waren die beiden Festvorträge zu den Themen Klimawandel und über Wasserstoff als Energieträger.
Zum letzten Mal konnte Prof. Ullrich Hesse am 20. November 2019 eine DKV-Tagung als Vorsitzender leiten. Turnusgemäß schied er nach vier Jahren als DKV-Vorsitzender aus. Sein Nachfolger, Dr. Holger Neumann, hat bereits als stellvertretender Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Vorstands Erfahrungen in der Vereinsführung sammeln können. Wie bei DKV-Mitgliederversammlungen üblich wurde er ohne Gegenstimmen als neuer Vorsitzender gewählt. Gleiches gilt für die Neu- bzw. Wiederwahlen der weiteren Funktionsträger:
Dr. Werner Hünemörder: Neuwahl zum stellv. Vorsitzender
Prof. Dr. Stephan Kabelac: Neuwahl zum Obmann Arbeitsabteilung II.1 (Grundlagen der Kälte- und Wärmepumpentechnik)
Prof. Dr. Christoph Haberstroh: Wiederwahl zum Obmann Arbeitsabteilung I (Kryotechnik)
Rainer Brinkmann: Wiederwahl zum Obmann Arbeitsabteilung II.2 (Komponenten)
Prof. Dr. Matthäus Wollfahrt: Wiederwahl zum Schriftführer
Die Mitgliederversammlung folgte mit einem Tätigkeitsbericht des Vorstands, den Vorstellungen und den einstimmigen Genehmigungen der Haushaltspläne und den Berichten der Obmänner aus den jeweiligen Arbeitsabteilungen dem üblichen Ablauf. Die letztgenannten Berichte fielen dabei jedoch sehr unterschiedlich aus. Zum Teil bestanden sie nur aus einer Aufzählung der Vortragsthemen der DKV-Tagung, die man genauso gut dem Programmheft entnehmen konnte. Ein positives Gegenbeispiel gab Dr. Marek Miara, der in komprimierter, gut strukturierter Form eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Tendenzen im Bereich Wärmepumpen gab. Weitere Themen und Infos aus der Mitgliederversammlung in Kurzform:
Im vergangenen Jahr wurden in den Bezirksvereinen 99 Veranstaltungen durchgeführt mit insgesamt 2.530 Besuchern. Der Anteil der DKV-Mitglieder bei den Vorträgen ist in den vergangenen Jahren gesunken, was aber als Chance für den DKV zu sehen ist, um auf diesem Weg neue Mitglieder zu gewinnen.
Vor der Europawahl hatte der DKV alle großen Parteien angeschrieben und um Stellungnahmen zu wichtigen Branchenthemen gebeten – eine gelungene Aktion, um sich ein Bild von den jeweiligen politischen Zielen machen zu können. Die Antworten fielen jedoch in Bezug auf die inhaltliche Tiefe sehr unterschiedlich aus. Man merkte, dass die Parteien bei manchen sehr speziellen Fragen keine konkrete Meinung äußern konnten.
Der DKV hat in der Theodorstraße 10, 30159 Hannover, neue Büroräume bezogen und die Bürofläche von 40 auf 80 m² aufstocken können.
Die Nachwuchsarbeit im DKV soll intensiviert werden. Bei Studierenden der Studiengänge mit Bezug zur Kältetechnik gelingt dies auch sehr gut – 289 studentische Mitglieder hat der DKV derzeit. Was fehlt, ist der Zugang zu Jugendlichen, die vor der Berufs- bzw. Studienwahl stehen. Einige Ideen, wie dies geändert werden könnte, wurden intern diskutiert. Konkrete Maßnahmen gibt es allerdings noch keine.
Zum World Refrigeration Day am 26. Juni 2019 hatte der DKV eine Pressekonferenz organisiert. Die Resonanz seitens der Pressevertreter hielt sich jedoch in Grenzen.
Der DKV konnte mehrere Sammlungen und Bibliotheken von Einzelpersonen übernehmen und so das eigene kältetechnische Archiv weiter ausbauen.
Ein Highlight der DKV-Mitgliederversammlung 2018 waren die Branchen-Informationen, die Dr. Rainer Jakobs nur für die Anwesenden als exklusives Extra zusammengetragen hatte. Vorbereitet hatte er diese auch für Ulm, durch seinen krankheitsbedingten Ausfall musste die Präsentation dann jedoch von Prof. Hesse übernommen werden. Das fundierte Branchen-Insiderwissen von Dr. Jakobs konnte dabei jedoch nicht kompensiert werden.
Für die langjährige Mitgliedschaft im DKV erhielten 19 Mitglieder die silberne Ehrennadel (25 Jahre); Dr. Harald Kaiser, Peter Nikolowski, Dieter Scherf und Dr. Bernd Schultz die goldene Ehrennadle für 40 Jahre; Dr. Ulrich Adolph, Christoffer Arns, Klaus Bartels, Ottomar Neuwirth, Peter Scholl-Fischer, Karl-Heinz Rudolph und Prof. Dr. Karl Stephan die goldene Ehrennadel für 50 Jahre sowie Prof. Dr. Günther Heinrich und Hans-Heinrich Rössling sogar für 60 Jahre Mitgliedschaft.
Der DKV-Studienpreis geht an Hannah Krützfeldt, RWTH Aachen, für ihre Masterarbeit „Optimale Auslegung von Wärmepumpensystemen unter Berücksichtigung der Betriebsstrategie“.
„Energie, Klima, Zukunft – was kommt auf uns zu?“ lautete der Vortragstitel von Prof. Dr. Franz-Josef Radermacher (Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung) im Rahmen der Festveranstaltung am 21. November. Sein Bericht wird bei den Zuhörern wohl von allen auf der Tagung gehaltenen Vorträgen den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen haben. In deutlichen Worten umriss er die gewaltigen Herausforderungen, die auf die Menschheit durch den Klimawandel zukommen. Er schilderte aber nicht nur die Probleme, sondern versuchte auch Lösungen aufzuzeigen. „Wir können das Klimaproblem nicht in Deutschland lösen. Unsere CO2-Emissionsreduzierungen werden nur einen geringen Einfluss auf das Weltklima haben. Wenn wir wirklich etwas Effektives tun möchten, dann sollten wir Lösungen für China, Indien und Afrika schaffen sowie den Regenwald schützen. Unser Beitrag in Deutschland müsste vor allem die Entwicklung von Technologien sein, mit denen CO2 eingespart werden kann.“ In diesem Zusammenhang verglich er unsere heutige Situation mit der von Europa im 17. bzw. 18. Jahrhundert. Europa war zu jener Zeit auf dem besten bzw. schlechtesten Weg, seine gesamten Wälder für den Schiffbau und die Metallgewinnung aus Erzen abzuholzen. Die Lösung war dann mit der Entwicklung der Dampfmaschine, dem Kohleabbau und der Eisengewinnung eine technische und keine Verhaltensänderung. Technologie hat damals das weitere Abholzen der Wälder verhindert oder zumindest reduziert, wenn auch leider mit den bekannten Folgen für das Weltklima durch die Kohlenutzung. Auch wenn man einst den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben hat, kann man aus der Vergangenheit trotzdem lernen, dass nur Technologie der einzig wahre Klimaretter sein kann. Prof. Rademacher warb u.a. dafür, dass man Wasserstoff als klimaneutralen Kraftstoff viel stärker als bisher berücksichtigen müsse. Damit rollte er dem zweiten Festredner des Tages den roten Teppich aus.
Dr. Ludwig Jörissen (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg) zeigte in seinem Vortrag auf, dass Wasserstoff ein universell einsetzbarer Energieträger für die Energiewende sein könnte. Strom aus erneuerbaren Energien wird die Primärenergie der Zukunft sein. Die heutigen Stromnetze sind jedoch vor allem für eine zentrale Stromversorgung ausgelegt. In Zukunft sind dezentrale Strukturen gefordert. Dies erfordert ein besseres Netzmanagement sowie die Verwendung von Kurzzeit- bzw. saisonalen Speichern. Ein saisonaler Speicher könnte dabei hervorragend ein Wasserstofflager sein, mit dem im Gegensatz zu Batteriespeichern große Energiemengen auf kleinstem Raum gespeichert werden könnten. Auch die Mobilität könnte durch die Verbrennung von Wasserstoff in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen revolutioniert werden. Im Vergleich mit Elektroautos haben sie nämlich einige Vorteile. Sie sind innerhalb weniger Minuten betankt, haben eine größere Reichweite, sind leichter als ein E-Auto und sie könnten auf den Kompetenzen der deutschen Automobilindustrie aufbauen.
Nach den beiden Festvorträgen, die wieder einmal den Blick über den Tellerrand der Kälte- und Klimatechnik hinaus warfen, ging es in die Fachvorträge der DKV-Tagung. Bei der Fülle der Vorträge ist eine Zusammenfassung der Inhalte an dieser Stelle nur begrenzt möglich. Ausgewählte Vorträge werden in den nächsten Ausgaben der KKA in Form ausführlicher Fachbeiträge vorgestellt.
Die nächsten DKV-Tagungen – wie immer beginnend am Buß- und Bettag – finden 2020 in Magdeburg und 2021 in Dresden statt.