„Energieeffizienz ist unser Leitsatz“

Interview mit Michael Stemmermann, Bereichsleiter ICS Cool Energy D-A-CH

Für ihre Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verstärkt die ICS Cool Energy GmbH ihr Führungsteam. Mit Michael Stemmermann übernimmt ein Vertriebsprofi die Aufgaben des Bereichsleiters und Managing Directors. Die KKA-Redaktion nahm dies zum Anlass, um Herrn Stemmermann zu den Zielen seines Unternehmens und den Besonderheiten des Mietkältemarktes zu befragen.

KKA: Herr Stemmermann, bitte geben Sie den Lesern, die ICS Cool Energy noch nicht (so gut) kennen, einen kurzen Steckbrief über Ihr Unternehmen.

Stemmermann: ICS Cool Energy ist ein in Southhampton, England, gegründetes Privatunternehmen und hat dort ihren Hauptsitz. 2019 wurde die ICS Cool Energy Group von Trane Technologies (früher Ingersoll Rand) gekauft. ICS Cool Energy hat neben Standorten in der D-A-CH-Region weitere in Europa und weltweit. ICS Cool Energy betreut Unternehmen und Branchen weltweit und unterstützt sie in ihren gewerblichen, produzierenden oder prozessgesteuerten Industrien.

Unser Erfolg ist unter anderem auf unsere schlüsselfertigen und gleichzeitig flexiblen Komplettlösungen in mobiler Kälte- und Wärmetechnik zurückzuführen. Für alle Geräte und Anlagen bieten wir verschiedene Optionen rund um die Vermietung, den Verkauf und unseren Service an – so entscheiden sich immer mehr Kunden für eine Kombination aus diesen drei Möglichkeiten.

KKA: Sie bezeichnen sich auf Ihrer Webseite als Marktführer in Europa bei Vermietung, Verkauf und Service von Kälte- und Heiztechnik. An welchen Kenngrößen machen Sie diese Aussage fest und haben Sie Alleinstellungsmerkmale im Wettbewerb?

Stemmermann: Im Gegensatz zu unseren Marktbegleitern betreiben wir neben der Vermietung auch den Verkauf von Anlagen. Unsere Flotte von Mietgeräten im Bereich der Kälte- und Klimaanlagen ist die größte in Europa mit einer Leistung von insgesamt 500 MW. Laut einer Eurovent-Studie von 2020 ist ICS Cool Energy auch führend bei prozessgesteuerten Temperaturregelungslösungen unter 350 kW.

Neben dem Produktportfolio, in dem unser „i-Chiller“-Sortiment die einzige prozessgesteuerte Kälteanlage auf dem Markt ist, verfügen wir über ein Netzwerk von technisch-erfahrenen Ingenieuren, Service- und Vermietungsteams, die maßgeschneiderte schlüsselfertige Lösungen projektieren, installieren und in Betrieb nehmen können. Sie bieten umfassende, maßgeschneiderte Wartungs- und Notfallunterstützung rund um die Uhr an. Wir können alle Dienstleistungen wie Verkauf, Vermietung, Service, Notfalllösung und Ausfallplanung anbieten.

KKA: Um die Bandbreite Ihres Unternehmens zu verdeutlichen: Was war Ihr von der Leistung her kleinstes und Ihr größtes Mietprojekt?

Stemmermann: Die kleinsten Anlagen, die wir vermieten, sind mobile Geräte für den Einsatz der Klimatisierung in Büros mit einer Leistung von 4,4 kW. Das kleinste Mietkälteprojekt war für den Ersatz eines ausgefallenen Split-Gerätes für eine Woche. Unser größtes Projekt ist gerade die größte Baustelle Europas, in der Nähe von Berlin, wo die weltweit modernste Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge entsteht. Dort haben wir in den Wintermonaten mehrere MW Heizleistung eingebracht, sowie jetzt für weitere Ausbaustufen mehrere MW Kälteleistung.

KKA: Was geschieht häufiger: Langfristig geplante Mietkälteprojekte oder Notfall­einsätze, weil eine bestehende Anlage ausgefallen ist?

Stemmermann: Sowohl als auch! Wir haben sehr viele Kunden in der Lebensmittelindustrie, die jedes Jahr bei uns mieten. Diese benötigen z.B. unsere Mietkälte-Anlagen für ihren Prozess für mehrere Wochen. Warum eine Kälteanlage kaufen und eine Investition tätigen, wenn man diese je nach Kältebedarf auch mieten und diese monatlichen Kosten als Betriebsausgabe absetzen kann. Natürlich haben wir auch Havariefälle, bei denen Kundenanlagen kaputt gegangen sind, und diese sofort einen Ersatz benötigen. Diesen Bedarf können wir durch unseren 24/7-Service jederzeit in Europa abdecken und dem Kunden eine bestmögliche Lösung anbieten, um seinen Betrieb aufrecht zu erhalten. Wir haben aber auch Notfallpläne mit Kunden erarbeitet, wo Ein- und Anbindungen in die Kundenanlagen definiert und vorbereitet wurden und Anschlüsse von Strom und Schläuchen, die Aufstellungsfläche und die Mietmaschine festgelegt wurden. Bei einem Notfall kann dem Kunden somit sehr schnell geholfen werden.

Mit einem gut geplanten Wartungsprogramm, einer spezifizierten Wasseraufbereitung, sowie Notfallplänen und spezifiziertem Equipment reduzieren sich Systemausfälle dramatisch.

Wir glauben, dass sich die Situation mit unserem neuen Abonnement-Geschäftsmodells – die FLEX-Mitgliedschaft – ändern wird. Die FLEX-Mitgliedschaft ist eine langfristige, verbesserte und flexible Anmietung anstelle eines Kaufs, bei dem der Kunde gegen eine monatliche Gebühr ein maßgeschneidertes Kühl- oder Heizungssystem erhält. Anders als bei der Langzeitmiete erhalten Kunden die Flexibilität, die Geräte auszutauschen und zu aktualisieren, wenn sich die Technologie verbessert oder sich ihre Anforderungen an Leistungsparameter ändern. Darüber hinaus kann der Kunde unter Wartungs- und Garantiegesichtspunkten von einer vollständigen Abdeckung der Maschinengewährleistung profitieren – ohne dass Kapitalinvestitionen erforderlich sind.

KKA: Auf welche Aspekte legen Sie bei der Auswahl und der Ausstattung Ihrer Miet-Kältemaschinen besonderen Wert? Gelten andere Maßstäbe als bei stationären Kälteanlagen?

Stemmermann: Nein, Energieeffizienz ist bei uns ein Leitsatz, um den CO2-Fußabdruck der Betreiber und Mietkunden von Kälteanlagen zu reduzieren. Wir helfen also unseren Kunden mit effizienteren Anlagen Emissionen zu reduzieren. Die Anlagen sind mit neuester Technologie wie Fernüberwachung oder mit der neuesten Generation von Scroll-Kompressoren ausgestattet, jedoch unterscheidet sich eine stationäre Anlage von einer Mietanlage durch ihren robusteren Rahmen.

KKA: Bei der Vermietung von Kälte-/Klimaanlagen nutzen Kunden Ihre Produkte und Dienstleistungen in der Regel nur eine relativ kurze Zeit. Wird trotzdem der Energieeffizienz Ihrer Anlagen großer Stellenwert beigemessen? Oder ist das den meisten Kunden relativ egal – Hauptsache „kalt“.

Stemmermann: Die Anmietdauer geht in der Regel von einer bis hin zu 16 Wochen, unterschieden wird zwischen Notfall oder geplantem Einsatz einer Mietkälteanlage. Bei geplanten Einsätzen spielt die Effizienz der Anlagen eine größere Rolle. Dort wird auf die Betriebsparameter geschaut und die Effizienz ist auch ein Entscheidungskriterium. Bei Notfällen geht es den Kunden mehr darum, den entstehenden Schaden durch schnellen Ersatz zu minimieren.

Wir wollen unseren Kunden helfen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, um die Umwelt zu schützen und Geld zu sparen. Unsere „eMission Critical“-Philosophie bedeutet, dass wir eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten, um bis zu 80 % der Kosten durch Energieeffizienz einzusparen. Die erreichen wir durch Dienstleistungen wie Energieanalysen, adiabatische Verbesserungen oder die Installation von Antrieben mit variabler Geschwindigkeit.

KKA: Auf welche Kältemittel setzen Sie mittel- und langfristig vor dem Hintergrund der EU F-Gas-Verordnung, der Handhabung, der Preissituation/Verfügbarkeit sowie den besonderen Einsatzsituationen im Mietkältemarkt.

Stemmermann: Das ideale Kältemittel wäre ungiftig, nicht brennbar, nicht explosiv, nicht korrosiv, nicht umweltschädlich, billig, einfach herzustellen und zu verarbeiten Zudem hätte es gute thermodynamische Eigenschaften bei niedrigen Drücken. In der Realität haben verschiedene Kältemittel unterschiedliche Grade dieser gewünschten Eigenschaften, so dass die Auswahl ein Kompromiss sein muss. Im wirklichen Leben gibt es nur wenige Kunden, die nach den Optionen für Kältemittel mit geringem GWP fragen. Es sind eher die Vorschriften, die den Wandel vorantreiben.

Als ICS Cool Energy verfügen wir über umfangreiche Erfahrung in der Entwicklung von Produkten, die mit Kältemitteln mit niedrigem GWP betrieben werden. Unser gesamtes Portfolio an Chillern mit Schraubenkompressoren ist bereits mit Kältemittelalternativen mit niedrigem GWP wie R1234ze, R1233zd und R513A erhältlich.

In der ersten Jahreshälfte 2021 werden kleinere „i-Chiller Compact“-Scroll-Kompressoreinheiten für den Einsatz von R513A entwickelt. Die Mehrheit unserer „Energy-i-Chiller“ und größeren Scroll-Einheiten wird R410A mit R454B ersetzen – einem Kältemittel mit sehr niedrien GWP-Wert und das gleichzeitig einen hocheffizienten Betrieb ermöglicht.

KKA: Wie ist ICS bislang durch die Corona-Pandemie gekommen? In welchen Kundensegmenten mussten Sie Einbußen hinnehmen und gab es Märkte oder Produktbereiche, die durch die Krise sogar profitiert haben?

Stemmermann: Es ist kein Geheimnis, dass die letzten zwölf Monate, die von der aktuellen Pandemie geprägt sind, Unruhe auf dem Markt verursacht haben. Diese direkten Auswirkungen hängen natürlich von der betroffenen Industrie ab. Beispielsweise waren die Kunststoff- oder Automobilherstellung erheblich betroffen, während andere Märkte wie die Lebensmittelherstellung und die Pharmaindustrie recht gut abgeschnitten haben. 

Bis jetzt sind wir sehr gut durch die Pandemie gekommen. Es haben sich bei uns Verschiebungen der Umsätze von einem Markt in einen anderen ergeben. Uns ist der Event- und Veranstaltungsmarkt komplett weggebrochen, welchen wir mit der Lebensmittelindustrie und anderen Märkten kompensieren konnten. So wurden z.B. Lagerhallen zu Kühlhäusern mit unseren Kälte- und Klimaanlagen umfunktioniert. Da viele Kunden gerade Investitionen scheuen, werden vermehrt Anlagen gemietet, was uns zugutekommt.

Was wir bei unseren Kunden bemerkt haben, ist die Unruhe in Bezug auf die Investitionsausgaben und die Abkehr von der Investition in neue Geräte. Was wir ebenfalls bemerken, ist eine Änderung der Mentalität in Richtung Nicht-Besitz. Dies bedeutet nicht unbedingt eine traditionelle Vermietung, sondern ein besseres Verständnis für erweiterte Dienste, wie unsere FLEX-Mitgliedschaft. Es ist nicht nur eine traditionelle Vermietung unter einem anderen Namen. Mit FLEX haben Unternehmen die Möglichkeit, die neuesten Technologien zu nutzen – Kältemaschinen, Trockenluft-Flüssigkeitskühler und Wärmepumpen – und von Energieeinsparungen, freier Kühlung und kostenloser Heizung zu profitieren; nicht nur ohne Kapitalinvestition, sondern auch mit kompletter Flexibilität in Bezug auf abrufbare Leistungen.

Es handelt sich um eine langfristige, verbesserte und flexible Anmietung anstelle eines Einkaufs, bei der der Kunde gegen eine monatliche Gebühr maßgeschneiderte Systeme in seinem Prozess installieren lässt. Anders als bei einer herkömmlichen Langzeitmiete erhalten die Kunden jedoch die Flexibilität, die Ausrüstung auszutauschen und zu aktualisieren, wenn sich ihre Anforderungen ändern oder die Technologie verbessert wird.

KKA: Herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen!

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