Feindbild Klimaanlage

Die Beratungsgesellschaft co2online hat sich dem Ziel verschrieben, Haushalten beim Energiesparen zu helfen. Auf der Webseite www.co2online.de findet man auch eine Fülle an hilfreichen Infos und Tools – eine lobenswerte Initiative. „Wir liefern Verbrauchern Daten und Fakten“, verspricht die Geschäftsführerin Tanja Loitz auf der Homepage. Meistens stimmt das auch. Wenn eine Hitzewelle über Deutschland rollt, kommt zu den Daten und Fakten aber leider auch Polemik hinzu. In einem Verbraucherratgeber „Was tun bei Hitze?“, der Anfang August 2019 veröffentlicht wurde, wird vom Einsatz einer Klimaanlage abgeraten. Eine Klimaanlage sei ein Stromfresser, eine CO2-Schleuder, fördere Infekte und schwäche das Immunsystem, heißt es darin wörtlich. Warum eine Organisation, die Klimaanlagen offensichtlich als Feindbild aufbauen möchte, gleichzeitig damit beauftragt wird, den Deutschen Kältepreis zu organisieren, ist mir ein Rätsel. Beim Deutschen Kältepreis 2018 wurden z.B. in der Kategorie „Kälte- und klimatechnische Innovationen“ von einer kompetent besetzten Jury zukunftsweisende Technologien ausgezeichnet – völlig zu Recht. Man sollte daher unterstellen dürfen, dass man sich bei co2online nicht nur mit dem Energieverbrauch einer Klimaanlage beschäftigt, sondern auch mit ihrem Nutzen sowie mit energieeffizienten und wirksamen Möglichkeiten, ein Gebäude zu kühlen. Im eigenen Hitze-Ratgeber für Verbraucher findet man hierzu jedoch nichts. Klimaanlagen werden darin pauschal als „trügerische Freunde“ beschimpft. Als technische Lösung, um der Hitze zu entfliehen, wird stattdessen der Ventilator empfohlen: Er sei „unkompliziert, stromsparend und günstig“. Bravo! Wenn es nach co2online ginge, müsste man wohl befürchten, dass ein Deckenventilator den nächsten Deutschen Kältepreis als klimatechnische Innovation gewinnt.

Im Ratgeber wird auch davor gewarnt, dass die von einer Klimaanlage erzeugte, gekühlte Luft, „per Gebläse direkt auf den Körper gerichtet“ gesundheitsschädlich sei. Einen Ventilator, dessen Funktionsprinzip auf der Erzeugung von Zugluft beruht, lobt man indessen über den grünen Klee. Dabei sorgen moderne Klimaanlagen im Gegensatz zum Ventilator ja gerade dafür, dass die Luft möglichst zugfrei, leise und eben nicht auf den Körper gerichtet in den Raum einströmt. Und sie senken dabei die Raumtemperatur tatsächlich, statt nur als „Miefquirl“ zu agieren. Der Autor des co2online-Ratgebers kann auch gerne einmal versuchen, bei Außentemperaturen über 37 °C und hoher Luftfeuchte seinen Körper mit einem Ventilator zu kühlen. Alternativ kann man dann auch gleich zum Föhn greifen.

Damit niemand etwas in den falschen Hals bekommt: Ich halte die Aktivitäten von co2online für dringend erforderlich, um Verbraucher in Zeiten des Klimawandels für das Thema Energieeinsparung zu sensibilisieren. Weiter so! Mit platter Meinungsmache contra Klimatechnik verdirbt man sich aber das eigene gute Image als verlässlicher Ratgeber.

Ihr Christoph Brauneis

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