Zimmerpflanzen statt Klimaanlage
So sicher wie das Amen in der Kirche rauschen jeden Sommer Meldungen über Klimaanlagen durch den Blätterwald. Und es finden sich etliche selbsternannte Experten, die dem Verbraucher überlebenswichtige Tipps geben, wie man ohne sie die heißen Sommertage überstehen kann. Das Lüften nur in den Abend- und Morgenstunden gehört dabei genauso zu den „neuen“ Erkenntnissen wie das Tragen leichter Kleidung. Ob die Erwähnung dieser Binsenweisheiten überhaupt eine Zeile wert ist, sei einmal dahingestellt; ärgerlich wird es aus Sicht unserer Branche dann, wenn die „Experten“ Klimaanlagen unter die Lupe nehmen und dem Verbraucher Ratschläge erteilen. So schlägt die Beratungsgesellschaft co2online allen Ernstes vor, man möge doch Klimageräte durch Zimmerpflanzen ersetzen. Mit ihnen könne man sich die Energie für die Klimageräte sparen. Sie sähen nicht nur schön aus, sondern trügen auch dazu bei, dass die Luftfeuchtigkeit steige. Bravo! Hohe Luftfeuchtigkeit ist ja genau das, was man sich bei Hitze wünscht. Bemerkenswert ist auch die Kritik, dass „Klimageräte nur die Symptome der Hitze bekämpfen“ würden (Mir genügt das übrigens völlig). Zu verlangen, dass sie die Ursache der Hitze – nämlich die Sonne – bekämpfen können, wäre dann wohl doch zu viel verlangt. Genauso gut könnte man einem Föhn vorwerfen, dass er nur die Symptome einer Haarwäsche bekämpft. Abenteuerlich werden die Formulierungen dann aber, wenn es um die Stromkosten für Klimageräte geht. 200 € Stromkosten für zwei Zimmer jeden Sommer, rechnet co2online vor, müsse man einkalkulieren und bezeichnet Klimaanlagen als „eiskalte Stromfresser“. Wie viele Tage ein 2 kW-Klimagerät hierfür laufen müsste, kann sich jeder bei seinem Strompreis einmal selbst ausrechnen und die Hitzetage in diesem Sommer dagegen rechnen. Aber auch andere Verbraucherportale sind in ihrer Wortwahl nicht zimperlich, wenn es darum geht, Klimaanlagen schlecht zu reden. So heißt es bei www.stromverbrauch-haushalt.de zum Thema Klimaanlage: „Was Otto Normalverbraucher jedoch oft erst spät bemerkt, sind die raketenartig steigenden Zahlen auf seiner Stromrechnung. Der Energieverbrauch von Klimaanlagen übertrifft nicht nur kühnste Erwartungen, sondern auch das Geldbudget vieler naiver Nutzer.“ Und bei www.kwh-preis.de liest man: „Klimaanlagen verbrauchen viel Strom und bringen verhältnismäßig wenig, darin sind sich Fachleute einig.“ Welche Fachleute da wohl zu Rate gezogen wurden? Von co2online?
Ich wünsche Ihnen – den wirklichen Klimatechnik-Experten – viel Kraft und die richtigen Argumente im jährlich wiederkehrenden, windmühlenartigen Kampf gegen die Verbraucherverdummung.
Ihr Christoph Brauneis