Gegenwärtige Herausforderungen für die Kälte-/Klimaindustrie

Interview mit Wolfgang Zaremski

Seit dem 1. März 2018 ist Wolfgang Zaremski Präsident von Asercom, dem Verband für europäische Hersteller von Komponenten für die Kälte- und Klimatechnik. In diesem Interview spricht er über seine Beweggründe, dieses Amt auszufüllen, und beschreibt seine Pläne für die laufende Amtszeit. Mit fachkundigem Blick erläutert er die gegenwärtigen Herausforderungen für die Kälte- und Klimaindustrie und antizipiert Veränderungen der Branche in der Zukunft.

KKA: Herr Zaremski, um das Amt des Präsidenten bei ASERCOM anzutreten haben Sie die Präsidentschaft beim VDKF, dem Verband Deutscher Kälte-Klima- Fachbetriebe, niedergelegt. Was waren Ihre Beweggründe sich verstärkt bei Asercom einzubringen?
Wolfgang Zaremski: Der Kälte-Klima-Branche stehen schwierige Zeiten bevor. Neue Kältemittel, verschärfte Vorschriften im Bereich Energieeinsparung, Industrie 4.0 und Veränderungen der Marktstruktur, sowie der zugehörigen Akteure, sind nur einige der Herausforderungen, die uns erwarten. Es ist eine spannende und wichtige Aufgabe, diese Veränderungen zu begleiten und zu beeinflussen. Ich arbeite seit über 40 Jahren in der Branche und habe einen tiefen Einblick in den gesamten Markt. Dieses Wissen und die gewonnene Erfahrung möchte ich jetzt an die Branche zurückgeben. Asercom bietet als unabhängiger, europäischer Verband dafür genau die richtigen Schalthebel. Außerdem reizen mich die Aufgabenstellungen bei Asercom, z.B. im Bereich der Zertifizierung von Komponenten, oder die neuen Technologien, die als Reaktion auf in Kraft tretende Ökodesign- und sonstige Umweltschutzverordnungen entwickelt werden müssen. Insbesondere die laufende Zertifizierung der Verdichter, Verflüssigungssätze und andere Komponenten für das Hochdruck-Kältemittel CO2 bedeuten für mich eine besondere Herausforderung.

KKA: Ihre Amtszeit begann im März 2018 und dauert insgesamt vier Jahre. Was sind die Ziele, welche Sie in dieser Zeit bei Asercom erreichen möchten?
Wolfgang Zaremski: Bei Asercom kommen die Marktführer aus ganz Europa zusammen. Aber das ist nur Insidern bekannt. Ein sehr wichtiges Ziel ist für mich deshalb, das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit zu verändern. In unserem Verband versammelt sich die geballte Ingenieursleistung der wichtigsten Marktteilnehmer der Kälte- und Klimaindustrie. Das kommt noch nicht angemessen zur Geltung. Wir möchten unsere Präsenz auch außerhalb dieses kleinen Kreises ausbauen, bis hin zu den einzelnen Handwerksbetrieben.

Außerdem halte ich es für sehr wichtig, neue Allianzen zwischen den einzelnen Verbänden in der Branche zu schmieden und stärker sowie effizienter zusammenzuarbeiten. Als Beispiel sei hier unsere internationale Zusammenarbeit mit anderen Verbänden genannt. z.B. AHRI (Amerika) und CARR und CAR (China).

Dazu kommen natürlich viele inhaltliche Ziele, allen voran der Umstieg auf neue Kältemittel und das Meistern der damit verbundenen technischen Anpassungen. Das betrifft nicht nur die Industrie, sondern auch unsere Arbeit. Mit der Kältemittelumstellung müssen die Zertifizierungsvorschriften modifiziert werden und die Branche sowie Nutzer an die Änderungen herangeführt werden. Hier sehen wir uns als Industrieverband in einer besonderen Verantwortung.

KKA: Abgesehen vom Umstieg auf neue Kältemittel, welchen Veränderungen begegnet die Kälte- und Klimaindustrie im Moment außerdem noch? Was sind die größten Herausforderungen, welchen sich die Branche stellen muss?
Wolfgang Zaremski: Wir befinden uns in einer Umbruchzeit. Der Klimawandel bringt einen enormen Aufschwung für die Branche mit sich, da z.B. die Nachfrage nach Klimaanlagen weltweit rasant steigt. Im Moment besitzen weltweit ca. 1,6 Mrd. Privathaushalte ein Klimagerät. Im Jahr 2050 erwartet die International Energy Agency (IEA) einen Anstieg auf 5,6 Mrd. Damit einher gehen Verordnungen, welche die Energieeffizienz der Geräte, aber auch die Einführung neuer Kältemittel forcieren und damit neue Anforderungen an die Technik selbst stellen. Gleichzeitig verändert sich die gesamte Marktstruktur – von den Ansprüchen des Endverbrauchers bis zur Fusion von Firmen und der unternehmensinternen Fokussierung einzelner Technologien. Dazu kommen die Veränderungen, welche die Digitalisierung mit sich bringt. Die Industrie 4.0 wird auch vor unserer Branche nicht Halt machen. Darin liegen viele Chancen, aber auch Handlungsbedarf, der adressiert werden muss.

KKA: Wie kann die Kälte- und Klimaindustrie die Digitalisierung am besten angehen?
Wolfgang Zaremski: Die Branche darf nicht stillstehen. Auch in der Kälte- und Klimaindustrie könnte jederzeit ein Paradigmenwechsel stattfinden. Um die Herausforderung der Digitalisierung zu meistern, müssen wir unkonventionelle Wege beschreiten und unseren Denkprozess aus der Vergangenheit lösen. Wir müssen uns den Anforderungen stellen und Entwicklungsmöglichkeiten erkennen: Produkte und Produktionsketten müssen neu gedacht und Fabriken „intelligenter“ werden. Wir müssen die gesamte Infrastruktur der Kälte- und Klimatechnik neu bewerten. Außerdem ist der Bereich der Netzsicherheit zu bedenken. Hier brauchen wir klare Sicherheitsleitlinien für HVAC&R-Geräte, die an offene Netzwerke angeschlossen sind. Die Risiken von Internetangriffen gilt es, im Vorfeld zu analysieren.

KKA: Wie kann Asercom die Kälte-/Klima-Branche in dieser Umbruchszeit unterstützen?
Wolfgang Zaremski: Als aktiver Zuhörer und als Gestalter. Wir müssen in den Markt hineinhorchen, um herauszufinden was der Markt tatsächlich will. Nur so können wir Erkenntnisse gewinnen und in Serviceleistungen verwandeln. Bei Asercom haben wir die einmalige und komfortable Situation, Informationen aus vielen Quellen bündeln und fokussieren zu können. Aufgrund unserer marktführenden Mitglieder und der Zusammenarbeit mit anderen Industrie- und Handwerksverbänden entstehen einzigartige Synergieeffekte. Trotzdem behalten wir als Verband eine neutrale und damit starke Stimme. Mit unseren diversen Arbeitsgruppen können wir flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren und je nach Bedarf neue Expertenräte gründen, wieder auflösen oder an neuer Stelle mit anderen Aufgabenstellungen einsetzen. Wir sind daher bereit, die Branche in der derzeitigen Umbruchzeit aktiv zu unterstützen.

KKA: Vielen Dank für die Erläuterung der gegenwärtigen Herausforderungen.

Zur Person

Wolfgang Zaremski arbeitet seit über 40 Jahren in der Kälte- und Klimaindustrie. Die Erfahrungen des Ingenieurs reichen von praktischen Elektrikertätigkeiten über verschiedene Anstellungen und Führungspositionen in Vertrieb und Marketing bis zur Gründung der Frigo-Sol GmbH, die er als geschäftsführender Gesellschafter leitet. Bereits vor seiner Funktion als Präsident bei Asercom war Wolfgang Zaremski in anderen Verbänden aktiv (VDKF-Präsident, AREA-Schatzmeister, DKV- und ÖKKV-Mitglied).

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