Evolution der Verbände
„Wir brauchen eine Evolution der Verbände!“ Dieses Statement von Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister findet sich im Interview wieder, das die KKA-Redaktion gemeinsam mit VDKF-Präsident Wolfgang Zaremski zur Situation der beiden Verbände BIV und VDKF geführt hat (S. 56 ff.). Was Heribert Baumeister sagen will, liegt auf der Hand: Die bestehende Verbändelandschaft in unserer Branche mit den Hauptakteuren in Innungen/BIV und VDKF muss sich verändern, um auch künftig das Kälteanlagenbauerhandwerk wirkungsvoll und geschlossen nach außen vertreten zu können. Dazu gehört auch ein einheitliches Erscheinungsbild und geschlossenes Auftreten gegenüber anderen Verbänden und der Politik. Im Moment sieht es leider noch anders aus. Nur für Insider der Branche ist es nachvollziehbar, wo die Unterschiede zwischen VDKF, BIV und nicht zuletzt dem ZVKKW mit seinem Standbein „Handwerk“ bestehen. Welcher Verband steht für was? Wo liegen die Stärken, wo die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede?
Wer im März die Fachmesse ISH besucht hat, dem wurde schnell klar, dass die Gewerkegrenzen immer mehr verschwimmen. Viele Hersteller, die man klassischerweise dem Gewerk Kälte/Klima zuordnet bzw. zugeordnet hat, waren dort vertreten, suchten und fanden neue Kundenzielgruppen. Der Zug fährt immer deutlicher in Richtung eines Gewerks Gebäudetechnik, in dem es die Kältebranche schwer haben wird, sich zu behaupten. Umso wichtiger ist, dass das Kältehandwerk mit geschlossenen Reihen dasteht. Die Aussagen von Wolfgang Zaremski und Heribert Baumeister im Interview lassen hoffen, dass zumindest BIV und VDKF die Zeichen der Zeit erkannt haben und nach größtmöglicher Nähe streben. Bis zu einer Fusion ist es zwar noch ein langer Weg, aber es scheint voranzugehen. Dazu gehört nach meiner Ansicht aber auch ein Schulterschluss von BIV und VDKF im ZVKKW in der Säule „Handwerk“ und nicht nur lockere Kooperationsgespräche. Zuviel Zeit sollten sich die Akteure aber nicht lassen und dabei – auch wenn es schwer fällt – nicht den Vorteil des eigenen Verbandes, sondern den Vorteil der Branche im Allgemeinen und den des Kälteanlagenbauerhandwerks im Besonderen im Blick haben.
Konterkariert werden diese Bemühungen durch das Verhalten der neuen Groß-Innung in Hessen, Baden-Württemberg und Thüringen, die dem BIV den Rücken gekehrt haben, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. Auch über einen Eintritt in den ZVKKW wird schon verhandelt. Ein Agieren zum Wohl der ganzen Branche ist dabei sicher nicht als Hauptantrieb zu nennen, sondern viel mehr das Wahren des eigenen Einflusses. Um zum Beispiel der Evolution zurückzukommen: Es bleibt zu hoffen, dass man in den Innungen einsieht, dass es nicht gelingt eine Art voranzubringen, indem man Selektion betreibt, sondern dass die Kombination (bzw. in diesem Falle die Rekombination) der positiven Eigenschaften zum Erfolg führt.
Ihr Christoph Brauneis