Illegaler Handel mit Kältemitteln
Was halten Sie von Gucci-Taschen oder Rolex-Uhren, die auf einer Strandpromenade in Italien verkauft werden? Wer bei solchen Angeboten zugreift, weiß, dass es sich nicht um Markenware handelt und dass die Qualität fragwürdig ist. Übertragen auf unsere Branche könnte man fragen: Was befindet sich wohl in einer Kältemittelflasche, die Ihnen auf anderen Wegen als über die bekannten und verlässlichen Vertriebskanäle angeboten wird? Tatsächlich R404A oder irgendeine andere Mixtur unbekannter Zusammensetzung? Können Sie sicher sein, dass sich nicht toxische, brennbare oder umweltschädliche Substanzen darin befinden? Und wird eine Kälteanlage, die Sie mit diesem Kältemittel befüllen, auch die Leistung bringen, die Sie bzw. Ihr Kunde erwartet? Wohl kaum. Trotzdem blüht derzeit der Schwarzmarkt mit Kältemitteln in der EU.
Und zwar in einem beachtlichen Ausmaß: Ein Vertreter eines großen Kältemittelherstellers äußerte gegenüber der KKA die Vermutung, dass etwa 20-30 % der in diesem Jahr in der EU eingesetzten Kältemittel aus nicht legalen Quellen stammen würden. Dabei handele es sich entweder um echte Schmuggelware (z.B. Kältemittel, das in LPG-Flaschen eingefüllt über die osteuropäischen Grenzen kommt, oder das auf dem Seeweg geschmuggelt wird) oder um Einfuhren, bei denen Inhaber kleiner Quoten einfach mehr importieren, als ihnen zusteht. Durch die Quotenreduzierung im Rahmen der F-Gas-Verordnung sind Kältemittel deutlich teurer geworden und dadurch rücken sie eben auch ins Blickfeld von Akteuren mit kriminellen Absichten. Neben illegal importierten und über das Internet angebotenen Kältemitteln mit dubioser Herkunft ist außerdem ein Anstieg von Kältemittel-Diebstählen zu verzeichnen. Über den besseren Schutz Ihres Kältemittellagers sollten Sie daher dringend einmal nachdenken. Lassen Sie aber in jedem Fall die Finger davon, wenn Ihnen beim Kältemittelkauf etwas spanisch vorkommt – und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen stehen Sie als Fachbetrieb in der Pflicht Ihrem Kunden gegenüber. Sie bringen nicht nur ihn, sondern auch Ihre Installateure in Gefahr und stören die Betriebssicherheit und die Leistungsfähigkeit der Kältesysteme. Die Umsetzung der F-Gas-Verordnung ist aber auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, fördert Innovationen und sichert die Zukunftsfähigkeit der Branche. Eine Verantwortung haben aber auch die EU-Mitgliedsstaaten und deren zuständige Behörden, alles dafür zu tun, den illegalen Kältemittelhandel – vor allem an den EU-Außengrenzen und -Häfen – einzudämmen und rigoros gegen schwarze Schafe vorzugehen.
Ihr Christoph Brauneis