Junge Leute in die Verbände!
Beim Anschauen älterer KKA-Ausgaben mit den Berichten über Mitgliederversammlungen unserer Branchenverbände BIV, VDKF und DKV fragte ich mich, welcher Altersschnitt wohl vorherrscht. Mit meinen 48 Lenzen bin ich auch kein Jungspund mehr, aber es fällt doch auf, dass vor allem die „Generation 60+“ zu den Versammlungen erscheint – Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Vorteile einer Mitgliedschaft im Verband nutzen sicher Vertreter aller Altersgruppen. Bei den Versammlungen sieht man aber meist die gleichen Personen, die schon vor 20 Jahren Flagge gezeigt haben – der Nachwuchs fehlt oft. Woran liegt das? Und wie kann man dafür sorgen, dass in einigen Jahren überhaupt noch Teilnehmer zu den Versammlungen kommen bzw. dass sich Personen finden, die bereit sind, sich aktiv in die Verbandsarbeit einzubringen?
Eine Lösung heißt: Loslassen. Damit sind vor allem diejenigen gemeint, die die Verbandslandschaft seit vielen Jahren verdienstvoll gestaltet haben. Viele dieser altgedienten Kämpfer für unsere Branche haben die Verbände erst zu dem gemacht, was sie heute sind, haben dort Freunde gefunden und genießen die gemeinsame Zeit im Rahmen einer Verbandstagung. Diese mutet dann aber mitunter an wie ein Treffen ehemaliger Schulkameraden, bei dem die „Weißt-du-noch-Geschichten“ gepflegt werden. Der Junior hat das Geschäft übernommen, der Senior fährt noch zu den Verbänden – so sieht es in vielen Betrieben aus. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Die Jüngeren müssen teilnehmen, hierbei ihre Netzwerke schaffen und können/müssen dann zur Mitarbeit bewegt werden. Heutzutage stellt sich der Kältenachwuchs – egal ob der wissenschaftliche im DKV oder der handwerkliche im VDKV bzw. in der Innung – aber die Frage, welchen Vorteil er für sich aus dem Besuch einer Versammlung ziehen kann. Der Kosten/Nutzen-Aspekt muss daher viel stärker als bisher im Vorfeld herausgearbeitet werden. Es müssen Themen auf die Tagesordnung, die junge Führungskräfte bzw. Akademiker interessieren, aus denen sie Profit schlagen können, die sie anderswo nicht finden und bei denen sie sich selbst einbringen können – beim DKV z.B. gehören die Studenten nicht nur ins Nachmittagsprogramm, sondern aktiv eingebunden mitten in die Mitgliederversammlung. Warum z.B. nicht auch mit einem Studenten-Sprecher im DKV-Vorstand? Wenn die anderen Themen stimmen, sind auch die notwendigen Vereinsformalitäten – wie Haushaltsdebatte etc. – „zu verkraften“. Damit sich die Neuen im Verband aber wohlfühlen, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört auch ein attraktives Rahmenprogramm (ohne Burgbesichtigungen) und Veranstaltungsorte mit Pfiff. Verbände müssen nun einmal von denen „gelebt“ werden, die mit Schwung und voller Tatendrang mitten im Berufsleben stehen ...
... meint Ihr Christoph Brauneis