Legionellen in Warstein

Zwei Tote und über 160 Erkrankte durch Legionelleninfektionen in Warstein – nach einem ähnlichen Fall vor über drei Jahren in Ulm steht wieder einmal ein Rückkühlwerk am Pranger. Soweit bislang bekannt, hat es in einer Kläranlage der Brauerei Warsteiner Legionellenbefunde gegeben. Das Klärwasser der Brauerei hat dann auch im Flüsschen Wester und in einer örtlichen Kläranlage zu hohen Legionellenwerten geführt. Anscheinend Hauptauslöser der Erkrankungen war dann das Rückkühlwerk des Rohrherstellers Esser-Werke, in dem Wasser aus der Wester eingesetzt wurde. Die mit Legionellen kontaminierten Schwaden aus dem Rückkühler sind dann über das Stadtgebiet gezogen und haben die Erkrankungen ausgelöst. Wie die Legionellen in das Klärbecken der Brauerei gelangt sind, ist noch ungeklärt. In der warmen Hefebrühe haben sich die Erreger jedenfalls stark vermehrt. „Die Kette zwischen Klärwerk, Brauerei, Kühlanlage und Fluss kann aber noch weitergehen. Was die ursprüngliche Quelle ist, ist weiter unklar“, sagte ein Umweltbundesamtssprecher.
Was sind nun die Folgen dieses Desasters? Zuallererst gilt es die Toten und Verletzten zu beklagen. Aber die ganze Region hat es aufgrund einer Reisewarnung für Warstein gebeutelt. Die Folge: Umsatzeinbrüche in Einzelhandel und Hotellerie, nicht zu vergessen der Imageverlust für die Region und die betroffenen Betriebe. Auch die Auswirkungen auf die Kälte- und Klimatechnik sind immens. Dass nur von Schwaden bildenden Rückkühlanlagen eine Legionellengefahr ausgehen kann (natürlich nicht muss), weil nur dann lungengängige Aerosole eingeatmet werden können, werden die wenigsten Bürger wissen. Hier wird in mancher Berichterstattung gleich die komplette Klimatechnik im negativen Sinne über einen Kamm geschoren. Nicht zu leugnen ist jedoch, dass es nun mal ein Rückkühler war, der als Sündenbock herhalten muss. Insofern muss sich unsere Branche mit dem Thema auseinandersetzen. Es wird auf tragische Weise deutlich, dass die Betreiberverantwortung im Zusammenhang mit der VDI 6022 nicht ausreicht, da deren Vorgaben an die Wartung und Reinigung oft nicht eingehalten werden. Hier ist eine schärfere Sanktionierung dringend erforderlich, sonst wird auch Warstein nur als tragischer Einzelfall bewertet werden. Ein Ansatzpunkt wäre eine Meldepflicht für Rückkühlwerke, wie sie in Warstein kurzfristig auch umgesetzt wurde. In Frankreich und Großbritannien z.B. gibt es ein „Kühlturmkataster“ – Anlagen sind meldepflichtig und deren Betreiber werden streng kontrolliert, ob sie die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Einen ähnlichen Gesundheitsschutz gibt es in Deutschland nicht – Zeit hier etwas zu ändern, denn neben dem Schutz von Leib und Leben erzielt eine gewartete Lüftungs- und Klimaanlage auch noch niedrigere Betriebskosten und CO2-Emissionen.

Ihr Christoph Brauneis

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