Modische Wärmeverschiebung

Hochwertige Ausstellungsräume im Erweiterungsbau

Das Modezentrum in Sindelfingen besteht seit 1969 und bietet heute in drei Unternehmen insgesamt 525 Showrooms auf 80 000 m2 Verkaufsfläche. Jeden Tag sichten bis zu 5000 Einkäufer das überragende Angebot. Der Ruf von Sindelfingen als Modestadt reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Das Modezentrum kann aber auch in Bezug auf die eingesetzte Klimatechnik, die sowohl heizen als auch kühlen kann, punkten.

Die Euro-Fashion-Center GmbH & Co. KG ist seit Anfang der 90er-Jahre wesentlicher Teil der Sindelfinger Mode-City. Das Mode-Orderzentrum in der Mahdentalstraße umfasst zwei Gebäude. Das Stammhaus mit knapp 10 000 m2 Mietfläche sowie einen Neubau, der im Juli 2009 fertiggestellt wurde und weitere rund 7000 m2 Mietfläche bietet. Das bestehende Euro-Fashion-Center war an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, was den Ausschlag für einen Erweiterungsbau gab. Um treuen und neuen Modemarken weitere attraktive und hochwertige Ausstellungsmöglichkeiten zu bieten, entstanden moderne Räume und Präsentationsflächen mit 4,5 bis 5 m hohen Räumen, im Erdgeschoss sogar mit 6 m. Ins Auge fällt die luftige, transparente Glasfassade, die sechs Stockwerke und einen Lichthof mit insgesamt 40 m Höhe umschließt. Dieser Lichthof bietet sich besonders für Fashionshows und Events an. Durch breite, stufenfreie Übergänge in alle Etagen werden die beiden Häuser miteinander verbunden. Mode geht hier mit der Zeit.

Das Konzept

Das Gebäude dient der optimalen Präsentation hochwertiger Modeartikel. Dies führt zu hohen inneren Wärmelasten. Neben der Hauptlastfälle Sommer-/Winterkollektion, ist die Nutzung des Gebäudes durch unterschiedlichste Präsenz der Nutzer geprägt. So ist der simultane Kühl- und Heizbetrieb essentiell, um den Gebäudenutzern und ihren Kunden ein ansprechendes Wohlfühlklima zu gewährleisten.

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen wurde schon in der Planungsphase ein System zum gleichzeitigen Heizen und Kühlen festgelegt. Diese Anforderung sollte so energieeffizient wie möglich und in kürzester Montagezeit realisiert werden. Eine weitere Herausforderung war die Vorgabe, die Installation in Sichtmontage auszuführen.

 

Die Lösung

Die installierte Lösung musste Platz sparend und hocheffizient sein. Da mit einem VRV-System von Daikin, also mit einem einzigen geschlossenen Kreislauf gearbeitet wird, können für das Prinzip der Wärmeenergieverschiebung die Räumlichkeiten einer gesamten Etage einbezogen werden. Trotz dieser großen Gesamtleistung bleibt das „VRV3 Energy-Rec“-System aufgrund seines dezentralen Aufbaus flexibel und reaktionsschnell. Von März bis Juni 2009 wurde ein „VRV3 Energy-Rec“-System mit Wärmerückgewinnung und einer Kälteleistung von 1130 kW und einer Heizleistung von 1267 kW installiert. Die Montage erfolgte parallel zum Baufortschritt der insgesamt sieben Etagen.

Insgesamt wurden 127 Inneneinheiten, überwiegend „FXFQ63P8“-Roundflow-Kassetten installiert. Vorteile dieser Innengeräte sind unter anderem ein 360°-Luftauslass sowie ein extrem niedriger Geräuschpegel. Die unterschiedlichen Betriebsarten (Heizen/ Kühlen) werden über 111 „BSVQ-P8“-Umschaltboxen ermöglicht. Die einzelnen Mietbereiche können über eine Infrarotfernbedienung ihre Wunschtemperatur einstellen.

Die Funktionsweise

Die Inneneinheiten des „VRV3 Energy-Rec Inverter“-Systems lassen sich sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen nutzen. Dabei regeln sie die individuelle Raumtemperatur mittels eines eigenen elektronischen Expan­sionsventils, welches in 2000 Einzelschritten arbeitet und somit so gut wie keine Temperaturschwankungen im Raum zulässt. Die Um­schal­tung zwischen Heiz- und Kühlbetrieb erfolgt in dezentral angeordneten Umschaltboxen. Diese Boxen erlauben die Wärmeverschiebung von Raum zu Raum. Während in einem Raum X das Kältemittel in der dortigen, als Verflüssiger geschalteten Inneneinheit kondensiert und dabei der Raum durch Wärmeabgabe beheizt wird, wird in einem anderen Raum Y flüssiges Kältemittel verdampft. Durch den Verdampfungsvorgang nimmt die dort installierte Inneneinheit Wärme auf und der Raum wird somit gekühlt. Da sich diese Vorgänge gleichzeitig in einem geschlossenen Kreislauf abspielen, wird der im zu kühlenden Raum Y aufgenommene Wärmestrom in den Raum X „verschoben“.

Dasselbe kann auch mit bis zu 64 Inneneinheiten mit mehreren Umschaltboxen realisiert werden. Dabei kann entweder jeder einzelnen Inneneinheit oder jedem Raum mit mehreren Inneneinheiten oder jeder Gruppe von Räumen mit gleicher Orientierung im Gebäude bzw. gleicher Nutzungsart eine Umschaltbox zugeordnet werden. Im Ideal­fall wird der Heizbedarf vollständig über die zu kühlenden Bereiche abgedeckt! Betriebszustände, bei denen mehr Heizenergie gefordert wird, als Abwärme im Gebäude verfügbar ist oder bei denen viele Räume individuell gekühlt werden sollen und bei denen kaum oder gar keine Heizenergie gefordert ist, werden durch in der Außeneinheiten befindliche Wärmetauscher abgedeckt. Sie verfügen jeweils über eine eigene Umschaltmöglichkeit zwischen Verflüssigungs- und Verdampfungsbetrieb und zudem über je ein eigenes elektronisches Expansionsventil sowie ein 4-Wege-Ventil. Die Außeneinheit ist somit in der Lage, alle Betriebszustände über das Jahr verteilt mit jeweils angepasster Wärmetauscherleistung zu fahren.

 

Nutzung fürs Gebäudemanagement

Bei einer solchen Größe der dezentralen Klimatisierung war es sinnvoll, an eine übergeordnete Überwachung zu denken. Zum Einsatz kam der „Intelligent Manager“ von Daikin. Dieser wurde speziell für die Regelung von komplexen VRV-Systemen entwickelt. Durch die Visualisierung des Gebäudes und des installierten VRV-Systems können alle Informationen und Betriebszustände schnell angezeigt werden. Neben der automatischen Umschaltung der Kühl und Heizfunktion werden auch Temperaturgrenzwerte bei abgeschalteten Mietbereichen überwacht. So können unnötige Betriebszeiten, die sich aus Überhitzung oder Unterkühlung ergeben, vermieden werden.

Ein weiterer Beitrag zur Betriebssicherheit bietet ein Webzugang. Der „Intelligent Manager“ erlaubt es dem Installations- und Projektbetreuer (für Wartungen), sich aus der Ferne in das System zu wählen, um Parametrierungen zu kontrollieren und zu verändern. Die Überwachungsfunktion ermöglicht ein frühzeitiges Eingreifen ohne Anruf des Betreibers. Auch hier können im Servicefall lange Ausfallzeiten vermieden werden. Für einen Immobilienbetreiber ist die korrekte Abrechnung der Nebenkosten von großer Wichtigkeit. Möglich macht das eine Software zum Management des Verbrauchs von Elektroenergie (PPD). Sie ist gleichfalls Bestandteil des „Intelligent Manager“. Dieses Programm ermöglicht die Berechnung und Speicherung der proportionalen Verteilung des Verbrauchs an Elektroenergie jedes einzelnen Innengerätes oder der einzelnen Innengrätegruppen. Die Daten des Energieverbrauchs können in einem Tabellenkalkulationsprogramm angezeigt und zur Abrechnung der Nebenkosten verwendet werden.

Durch die Umsetzung mit einem „VRV3 Energy-Rec“-Systems kann die ganzjährig benötigte Kälte- und Heizleistung individuell zu Verfügung gestellt werden. Das spart nicht nur Energiekosten, sondern erhöht auch den Wohlfühlfaktor für alle Nutzer des Euro-Fashion-Centers.

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