Sachgemäßer Umgang
mit synthetischen Kältemitteln

Kältemittel-Tipps für Praktiker (Teil 2)

Die KKA präsentiert 2011 eine sechsteilige Serie, die sich mit dem richtigen Umgang mit Kältemitteln beschäftigt. Die Bandbreite der Themen geht von zeotropen Kältemitteln, über Kältemittelflaschen bis zur Bedeutung der Kältemittelkurzzeichen. Die Artikel-Serie wurde von der Westfalen AG in Münster ausgearbeitet. In diesem zweiten Teil widmen wir uns dem Thema „Sachgemäßer Umgang mit synthetischen Kältemitteln“.

Worauf ist zu achten?

Die Kältemittel R134a, R404A, R407A,  R407C, R410A, R417A, R422A, R422D, R437A, R507, R508A und R23 sind unter Druck verflüssigte Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW). Wegen ihrer niedrigen Siedepunkte sind sie leicht flüchtig und kühlen sich beim Verdampfen stark ab.
Die Dämpfe sind schwerer als Luft. Bei mangelnder Belüftung können sich dadurch in Bodennähe hohe Konzentrationen bilden.
Synthetische Kältemittel weisen eine äußerst geringe Toxizität (Giftigkeit) auf. Sehr hohe Konzentrationen können jedoch zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und durch Sauerstoffverdrängung zum Ersticken führen.
Die aufgeführten HFKW sind bei Normaldruck und normaler Temperatur nicht entzündlich. Mischungen mit Luft können unter erhöhtem Druck jedoch entzündlich sein und sind daher unbedingt zu vermeiden. Bei thermischer Zersetzung (z.B. bei Kontakt mit offenem Feuer) bilden sich giftige und ätzende Dämpfe (u.a. Fluorwasserstoff).

Die aufgeführten Produkte gehören zu den bestuntersuchten Substanzen überhaupt, und eine Gesundheitsgefährdung oder Umweltschädigung ist bei sachgemäßer Anwendung nicht zu befürchten. Trotzdem sollte auch mit diesen Kältemitteln verantwortungsbewusst umgegangen werden. Die folgenden Hinweise sollen dabei eine Hilfe sein.


Was sollte man zu seinem
persönlichen Schutz tun?

Wie bei allen Arbeiten mit Betriebsstoffen erfordert auch der Umgang mit Kältemitteln
arbeitshygienische Standards. Dazu gehören je nach Situation das Tragen geeigneter Schutzkleidung, von Schutzhandschuhen und einer Schutzbrille oder eines Gesichtsschutzes, um den Kontakt von Haut und Augen mit flüssigen Kältemitteln zu vermeiden: Flüssigkeitsspritzer oder Sprühnebel können Kälteverbrennungen der Haut und der Augen hervorrufen. Um das Einatmen hoher Dampfkonzentrationen zu vermeiden, ist für gute Belüftung der Arbeitsräume zu sorgen. Bei der Arbeit sollte nicht geraucht und kein Alkohol getrunken werden.

Der Kontakt von Kältemitteln mit offenem Feuer ist zu vermeiden, da sich giftige Zersetzungsprodukte bilden können. Daher sind Schweiß- oder Lötarbeiten nur nach vollständiger Entfernung des Kältemittels aus dem betreffenden Anlagenteil durchzuführen. Auch dabei ist auf gute Belüftung zu achten. Bei Notarbeiten in hohen Kältemittel-Konzentrationen ist unbedingt ein von der Raumluft unabhängiges Atemgerät zu tragen.


Wie kann die Sicherheit in Anlagen- und Maschinenräumen gewährleistet werden?

Durch Überwachung der Kältemittelkonzentration in der Atemluft kann die Einhaltung der Grenzwerte jederzeit sichergestellt werden. Elektronische Warngeräte sind dazu im Fachhandel erhältlich. Bei guter Belüftung und Absaugung werden die zulässigen Grenzwerte problemlos und deutlich unterschritten.
Das Entweichen von Kältemitteln belastet die Umwelt und verursacht unnötige Kosten. Deshalb sind die Anlagen regelmäßig auf Dichtheit zu prüfen, Undichtigkeiten müssen sofort beseitigt werden.

 
Was ist bei Lagerung und Handhabung zu beachten?

Kältemittel-Gebinde lassen sich an einem gut belüfteten Ort – vor Zündquellen, Sonnenlicht und Wärmequellen geschützt – problemlos und sicher auch über längere Zeit lagern. Das Lager sollte dazu möglichst kühl und trocken sein. Um das Eindringen von entweichendem Kältemittel zu verhindern, ist die Lagerung in der Nähe von Ansaugöffnungen für Klimaanlagen und offenen Kanälen zu vermeiden. Wie alle Druckflaschen sind auch Kältemittel-Gebinde gegen Umfallen zu sichern. Die Flaschen sollten nicht geworfen werden.
Das Umfüllen von flüssigem Kältemittel kann zu elektrostatischen Aufladungen führen. Daher ist eine ausreichende Erdung sicherzustellen. Außerdem wird beim Umfüllen von Flüssiggasen das Tragen thermoisolierender Handschuhe empfohlen, da sich eventuell entweichendes Gas beim Entspannen stark abkühlt.

 
Fazit: Kältemittel sind sicher!

Die Einhaltung der beschriebenen Maßnahmen beim Umgang mit Kältemitteln ist für den verantwortungsbewussten Kälteanlagenbauer sicher schon lange selbstverständlich und nur mit wenig Aufwand verbunden. Den fachlichen Regeln entsprechend gehandhabt und eingesetzt, bieten die hier beschriebenen ungiftigen und nicht entzündlichen Kältemittel ein Optimum an Sicherheit und Umweltverträglichkeit.

 

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