Spezialisten für die gesamte Kühlkette
Die Zanotti-Produktion im italienischen Pegognaga
In der Vergangenheit brachte man die Produkte der Firma Daikin vor allem mit den Themen Klima- und Wärmepumpentechnik und nicht unbedingt mit dem Segment Gewerbekälte in Verbindung. Dies änderte sich vor gut zehn Jahren durch die Einführung eigener Gewerbekälte-Baureihen in Deutschland. Mit der Übernahme der Firmen Zanotti, Tewis und AHT hat Daikin seine Gewerbekälte-Kompetenz noch einmal deutlich ausgebaut. Welche Ziele und Strategie stecken dahinter und wie lief die Integration ab? Die KKA hat sich bei Zanotti in Italien ein eigenes Bild davon gemacht.
Daikins Gewerbekälte-Strategie
Zanotti, Tewis und AHT – diese drei bekannten Anbieter im Bereich Gewerbekälte gehören seit einigen Jahren zur Daikin-Gruppe. Durch diese Übernahmen und die bereits zuvor eingeführten eigenen Gewerbekälte-Baureihen wie „Conveni-Pack“ und „ZEAS“, von denen bis 2017 europaweit schon über 10.000 Einheiten in 4.000 Referenzen eingesetzt wurden, ist Daikin zu einem der führenden Anbieter in diesem Segment gewachsen. Mitte 2016 wurde zunächst der italienische Kältetechnikspezialist Zanotti übernommen und in die Gruppe integriert. Im Daikin-Portfolio befinden sich nun Produkte für die Lebensmittelverarbeitung, die Trocknung und Lagerung bis hin zu Kühl- und Tiefkühlsystemen für den Einzelhandel. 2018 folgte die Übernahme des spanischen Anbieters für standardisierte und kundenspezifische Kältelösungen mit besonderer Kompetenz im Bereich CO2-Kältetechnik, Tewis Smart Systems S.L. Anfang 2019 wurde die Akquisition des österreichischen Herstellers von Kühl- und Tiefkühltruhen/-regalen AHT Cooling Systems GmbH abgeschlossen. „Dank dieser Investitionen finden wir Daikin heute auch innerhalb des Supermarktes, also nicht nur die Klima-Innengeräte an der Decke, sondern auch Kühlregale und Tiefkühltruhen. Dadurch können wir sicherstellen, dass zukünftig alle Geräte aus einer Hand kommen, regelungstechnisch optimal verbunden sind und so den Markt besonders energetisch und effizient konditionieren“, betont Arno Schmitt, Assistant Manager Gewerbekälte bei Daikin.
Jährlich werden weltweit mit Anlagen im Bereich der Gewerbekälte etwa 32,2 Mrd. € umgesetzt. Der europäische Markt hält daran einen Anteil von rund 6,4 Mrd. € und belegt hinter den USA Platz zwei. Ausgehend von Europa plant Daikin in diesem Segment eine Ausweitung seiner Geschäfte in Asien und den USA, wo ein signifikantes Marktwachstum erwartet wird. In weiten Teilen Europas ist aktuell der Trend im Lebensmitteleinzelhandel zu beobachten, dass in urbanen Zentren Einkäufe wieder vermehrt in kleineren Geschäften getätigt werden. Für Gewerbekälte-Anbieter bedeutet dies die Herausforderung, individuelle und ladenspezifische Lösungen anzubieten. Daikin sieht sich hierfür im Verbund mit Zanotti bestens gerüstet.
Zanotti –
vom Monoblock bis zum Chiller
Die Firma Zanotti wurde 1962 von Mario Zanotti im italienischen Pegognaga gegründet und kann auf 57 Jahre kältetechnische Erfahrung zurückblicken. Grundstein für den Firmenerfolg war die Entwicklung und Patentierung des „Monoblocks“ bzw. „Uniblocks“, der alle vier Komponenten des Kältekreislaufs in einem Gerät vereint. Kühlaggregate in der Monoblock-Bauweise tragen bei kleinen und mittelgroßen Kühlzellen entscheidend zur Lebensmittelhaltbarkeit bei. Sie gibt es zur Wand- und Deckenmontage oder zur Bodenaufstellung. Das Patent sicherte Zanotti 20 Jahre lang ein Alleinstellungsmerkmale auf Geräte dieser Bauart und es war maßgeblich verantwortlich für das Firmenwachstum. Nach dem Auslaufen des Patents kamen zahlreiche weitere Anbieter mit vergleichbaren Systemen auf den Markt. Doch Zanotti hatte schon früh damit begonnen, sich weitere Geschäftsfelder zu erschließen, so dass die neue Wettbewerbssituation zu keinem Umsatzeinbruch führte – heute erwirtschaftet Zanotti einen Umsatz von 175 Mio. € (2018).
Bereits 1972 wurden Spezialanlagen zur Kühlung von Obst und Gemüse auf den Markt gebracht, die nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit kontrollieren konnten. Ab 1980 weitete Zanotti den Wirkungskreis aus und exportierte die ersten Geräte in europäische Nachbarstaaten und nach Russland. Das Produktportfolio wurde kontinuierlich erweitert und umfasst heute Uni-, Bi- und Split-Blocksysteme, Verflüssigeraggregate, Multikompressoranlagen, Huckepack-Verdampfer, Geräte für Container und Anhänger, Chiller, Verdichtereinheiten, Verflüssiger und Verdampfer sowie Kältesysteme für Spezialanwendungen wie z.B. Getreidekonservierung, Käse- und Salamireifung, Weinkühlung oder Eisherstellung. Seit 1998 ergänzen auch „Transblock“-Transportkühler das Sortiment. Neben der Fertigung in Italien werden Zanotti-Anlagen auch in Großbritannien und Spanien gebaut sowie in über 85 Ländern weltweit vertrieben; der Exportanteil beträgt mittlerweile rund 85 %. Meilensteine für Zanotti waren der Kauf des 1968 gegründeten britischen Unternehmens Hubbard im Jahr 2007 und natürlich die Übernahme durch die Daikin-Gruppe in 2016.
Synergien für Zanotti und Daikin
Denis Grudenic-Leitenberger, Manager Gewerbekälte bei Daikin, der zuvor schon lange Jahre bei Zanotti beschäftigt war, bezeichnet diesen Schritt im Gespräch mit der KKA-Redaktion als „einschneidend – und zwar im positiven Sinne“. „Die Zugehörigkeit zu einer starken Firmengruppe wie der von Daikin ermöglicht es Zanotti, ganz neue Wege zu beschreiten. Wir erhalten dadurch Zugang zu Märkten und Ländern, in denen Zanotti zuvor nicht bzw. kaum präsent war“, führt er weiter aus und liefert gleich ein passendes Beispiel. „Mit Zanotti als Experte für Eisbahnen und im Bereich Kunstschneeproduktion sowie Daikins Stellung als Weltmarktführer für Klimasysteme gehen wir nun auch Projekte wie die Winterolympiade 2026 in Mailand an. Unsere technischen Entwicklungen sorgen für optimale Bedingungen für die Wettkämpfe.“
Daikin profitiert durch die Übernahmen von Zanotti, Tewis und AHT in gleicher Weise. „Wir können als Gruppe nun einen wirklichen Total-Solution-Ansatz für Supermärkte bieten“, erklärt Arno Schmitt. „Heizung, Klima, Kälteerzeugung, Kühl- und Tiefkühlmöbel bzw. -zellen, Türluftschleier, Lüftung, gepaart mit einer aufeinander abgestimmten Regelung – alles aus einer Hand bzw. von einer starken Firmengruppe. Noch stärker als bisher kann Daikin jetzt im Bereich Gewerbekälte den Ton angeben und kräftig mitmischen.“
Auch die Kompetenz im Bereich natürliche Kältemittel hat Daikin nun weiter ausbauen können. Schon zu Zeiten, als kaum jemand an die Verwendung natürlicher Kältemittel gedacht hat, hat Zanotti erste Monoblock-Aggregate mit CO2 (2008) und Propan (2012) auf den Markt gebracht. Auch NH3- und CO2-Multikompressoranlagen hat Zanotti im Programm. Die CO2-Kompetenz von Tewis kommt ergänzend hinzu. Ein Ergebnis aus der Nutzung dieser Synergien wird auf der kommenden EuroShop in Düsseldorf zu sehen sein. Dann wird Daikin erste „Conveni-Pack“-Systeme mit CO2 als Kältemittel präsentieren. Auch ein „ZEAS“-System mit CO2 ist keine Zukunftsmusik mehr.
Lieferfähigkeit verbessert
Wenn eine Komfortklimaanlage ausfällt, müssen die Nutzer/Bewohner des Gebäudes schlimmstenfalls etwas schwitzen. In der Gewerbekälte sieht das anders aus. Da können hohe Warenschäden entstehen, wenn die Kältetechnik nicht mehr funktioniert. Ausfallsicherheit ist daher für Kunden im Bereich der Gewerbekälte ein wichtiges Thema. Da auch die beste Technik einmal versagen kann und um für den Fall des Falles gerüstet zu sein und schnell reagieren zu können, hält Daikin in einem Lager in Nürnberg etliche Zanotti-Geräte auf Abruf bereit, damit Kunden spätestens am nächsten Tag eine Ersatzmaschine zur Verfügung gestellt werden kann. Von diesem Lager werden aber auch die „normalen“ Aufträge in Deutschland bedient – lange Lieferzeiten aufgrund der großen Entfernung zur Produktion in Italien sind also nicht zu befürchten. Zahlreiche Zanotti-Geräte stehen zudem in zwei weiteren Lagern in Belgien und Ungarn bereit, von denen aus Kunden schnell beliefert werden können. Last but not least investiert Zanotti in eine umfangreichere Lagerhaltung im italienischen Werk selbst.
In den genannten Lagern können verständlicherweise nur Standardgeräte vorgehalten werden. Viele Maschinen, die die Zanotti-Produktion verlassen, sind jedoch kundenspezifische Einzelanfertigungen. Mit Unterstützung erfahrener Daikin-Experten hat Zanotti jedoch durch Optimierungsmaßnahmen in der Fertigung auch die Produktions- und damit die Lieferzeiten für diese Anlagen deutlich reduzieren können.
Hohe Produktions- und
Qualitätsstandards
Die schnellere Lieferbarkeit darf natürlich nicht auf Kosten der Qualität gehen. Daher hat Zanotti in den vergangenen Jahren auch vor diesem Hintergrund zahlreiche Investitionen in der Fertigung getätigt und Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Ein Beispiel hierfür ist die Montage eines Helium-Leitungsnetzes im gesamten Werk, damit die erforderlichen Leckagetests an sämtlichen Produktionsstellen mit Helium als Prüfgas durchgeführt werden können. Früher wurde hierfür Stickstoff verwendet; das Stickstoff-Molekül ist jedoch im Vergleich zu Helium größer, sodass kleinste Leckagen u.U. nicht detektiert werden konnten. Ein weiteres Beispiel sind die Investitionen in moderne Metallverarbeitungsmaschinen. So wird mit neuen Rohrbiegemaschinen, die in der Lage sind, auch hochkomplexe Formen zu erzeugen, die Anzahl der Verbindungs- und damit auch möglicher Leckagestellen reduziert. Mit dieser und weiteren Maßnahmen will Daikin sicherstellen, dass die konzernweit geforderten und bekannten hohen Produktions- und Qualitätsstandards auch für die Zanotti-Werke gelten. Das von Daikin gewünschte akribische Dokumentieren, exakte Erheben von Kennzahlen und umfangreiche Reporting stellte anfangs zwar eine gewisse Umstellung für die Zanotti-Mitarbeiter dar. Die Akribie von Dakin zahlt sich aber aus. Allein im vergangenen Jahr konnte die Anzahl der Geräte, bei denen bei einem der vielen Tests in der Produktion ein Fehler entdeckt wurde, um 30 % gesenkt werden – trotz eines zuvor bereits niedrigen Niveaus und trotz gestiegener Produktionszahlen.
Produktqualität hat aber nicht nur etwas mit Maschinen und Fertigungstechnik zu tun. Sie steht und fällt mit der Kompetenz in Forschung & Entwicklung und den handwerklichen Fähigkeiten der Mitarbeiter in der Produktion. Bevor bei Zanotti neue Mitarbeiter in der Fertigung eingesetzt werden, müssen sie daher zwölf Wochen in die „Schule“, wo sie alle Fertigkeiten und Handgriffe trainieren, damit Anfangsschwierigkeiten nicht zu Fehlern an Kundenanlagen führen können. Auch erfahrene Mitarbeiter erhalten in Schulungen ständig eine Auffrischung ihres Könnens.
Ein neues „Technical Innovation Center“, das sich derzeit in der Umsetzung befindet und für das rund 6 Mio. € investiert werden, ist beredtes Zeichen dafür, dass auch im F&E-Bereich neue Möglichkeiten geschaffen werden, um Produktentwicklungszyklen zu reduzieren und die Fachkompetenz zu erweitern.
Tewis – der Experte für CO2-Kälteanlagen
Neben seiner Expertise in kundenspezifischen Steuerungs- und Regelungssystemen (inklusive Monitoring), bietet Tewis mit seinen 100 Mitarbeitern umfassende Gesamtlösungen für Klima- und Kälteanwendungen. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich der Hersteller speziell auf die Entwicklung von CO2-Kälteanlagen und etablierte langfristige Beziehungen zu den wichtigsten spanischen und portugiesischen Lebensmitteleinzelhändlern. Mit dem Angebot an CO2-Produktlösungen ergänzt Tewis die derzeitigen Daikin/Zanotti-Produktpaletten mit den Kältemitteln R410A, R134a u.a., sodass das Unternehmen auf die immer weiter steigende Nachfrage nach natürlichen Kältemittel reagieren kann.
AHT – Anbieter von steckerfertigen, gewerblichen Kühl- und Tiefkühlsystemen
Mit einem Umsatz von rund 500 Mio. Euro ist AHT einer der weltweit führenden Hersteller für steckerfertige gewerbliche Kühl- und Tiefkühlsysteme und beliefert mit seiner Produktpalette seit mehr als 35 Jahren Supermarkt- und Discountketten sowie Eiscreme- und Getränkehersteller. Die AHT-Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 1.800 Mitarbeiter und betreibt vier Produktionsniederlassungen in Österreich, China, Brasilien und den USA, zwölf Vertriebs- und Serviceniederlassungen sowie eine eigene Business Unit für Forschung und Entwicklung.