Stabwechsel bei Erba

Interview mit dem Führungsteam von Erba Kälte

Die Firma Erba Kälte mit Sitz in Magstadt bei Stuttgart ist ein Handelspartner und Hersteller von Komponenten, Verbund- und Sonderanlagen für die Indus­trie und das Handwerk. 2014 feierte das Unternehmen sein 35. Firmenjubiläum. 2015 übergab der Gründer und Inhaber Erwin Backes die Geschicke „seiner“ Erba Kälte in kompetente Hände im eigenen Haus. Über Vergangenheit und Zukunft der Magstädter Kälteschmiede führte die KKA-Redaktion ein Interview mit Erwin Backes, Thomas Hund (Geschäftsführer), Peter Stark (Prokurist und Verkaufsleiter) und Frank Töllen (Betriebsleiter).

KKA: Herr Backes, werfen wir doch zu Beginn des Gesprächs einmal einen Blick zurück – ohne dabei die ganze Firmenhistorie aufrollen zu wollen. Was war vor 35 Jahren, als Sie die Erba Kälte gegründet haben, anders als heute?

Erwin Backes: In den vergangenen 35 Jahren hat sich viel verändert – wobei meine Erfahrungen in der Branche noch deutlich weiter zurückgehen. Bevor ich die Erba Kälte gegründet habe, war ich ja schon 20 Jahre in der Kälte aktiv. Und man kann natürlich auch nicht meinen Betrieb in den Anfangszeiten – quasi eine One-Man-Show – mit dem heutigen Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern vergleichen. Aber sicher kann man sagen, dass das Geschäft früher einfacher war. Es gab noch nicht diese Unruhe im Markt und man hatte noch in viel stärkerem Maße die Möglichkeit, Kunden im persönlichen Gespräch zu überzeugen, bzw. überhaupt ins Gespräch zu kommen und nicht nur im Mailbriefwechsel miteinander zu verkehren. Die Preise waren verlässlicher und die Wettbewerbssituation überschaubarer. Die Kleinserienfertigung und der Sonderanlagenbau – Geschäftsfelder, auf die wir uns seit jeher konzen­triert haben – wurden nur von ganz wenigen am Markt angeboten. Der Großhandel konzentrierte sich auf den Handel – heute sind die bekannten Großhändler alle auch im Sonder- und Verbundanlagenbau tätig; hinzu kommen Firmen aus dem Ausland, die im deutschen Markt aktiv sind und uns Wettbewerb machen. Aber ich will nicht lamentieren. Die Zeiten sind, wie sie sind, und man muss sich anpassen. Und dass wir das stets getan haben, können Sie daran sehen, dass die Erba Kälte nach wie vor als kerngesundes Unternehmen erfolgreich im Markt aktiv ist. 

KKA: Und woran liegt das? Was sind die Gründe für Ihren Erfolg? 

Thomas Hund: Im Wettbewerb zu den großen Herstellern spielen wir nach wie vor unsere Stärke aus, wenn es um kleine Stückzahlen und um Spezialanfertigungen geht. Oft agieren wir auch als verlängerte Werkbank für unsere Kunden. Das Erba-Team hat ein umfangreiches kältetechnisches Know-how von der Klein- bis zur Großanlagenfertigung; wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, was den Einsatz natürlicher Kältemittel betrifft und sind auch im Bereich der Regeltechnik bestens aufgestellt und besitzen große Erfahrung. Seit 1995 haben wir für die Inverterregelung  im deutschen Markt den Weg bereitet.

Wir sind außergewöhnlich flexibel, was Lieferzeiten, Erhöhung / Senkung der gewünschten Stückzahlen oder Sonderanfertigungen betrifft. Unsere Antwort auf den gestiegenen Wettbewerb lautet daher: mehr Flexibilität, mehr Beratung, mehr Service, Qualität und  mehr Know-how.

Peter Stark: Nicht vergessen darf man unser Handelsgeschäft als weitere wichtige Säule des Hauses. Erba hat die Werksvertretungen für die Markenprodukte der namhaften Verdichter-Hersteller Embraco und Hanbell. Und für die halbhermetischen Verdichter und Aggregate vertreibt Erba seit über 30 Jahren die Marke Dorin. Durch den großen Leistungsbereich der angebotenen Verdichtertypen gibt es dabei für alle Anwendungen eine passende Lösung. Wir sind aber für diese Marken nicht nur bloßer Lieferant, sondern stehen unseren Kunden bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite, informieren persönlich oder am Telefon, unterstützen mir Prospekten, Ausschreibungsunterlagen und Datenblättern. Darüber hinaus bieten wir auch Schulungen an, wie zum Beispiel am 4. März 2016 bei uns in Magstadt zum Thema Dorin- und Hanbell-Verdichter – Interessenten sind übrigens herzlich eingeladen.

KKA: Sie erwähnten anfangs, dass es schwieriger geworden sei, mit Kunden ins Gespräch zu kommen. Welche Wege beschreiten Sie?

Thomas Hund: Da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten und man darf auch keine vernachlässigen. Natürlich pflegen wir intensiv die Kontakte zu unseren Bestandskunden. Deren Zufriedenheit sorgt meist für Folgeaufträge und positive Mundpropaganda. Viele bestehende und potentielle Kunden wurden und werden von uns persönlich besucht und beraten. Damit diese Kontakte entstehen, muss man sich aber bekannt machen. Hier ist unser überarbeiteter Internetauftritt www.erba-kaelte.de ein wichtiges Instrument. In vielen Fällen haben sich Firmen im Internet schlau gemacht und kommen dann auf uns zu. Gleichzeitig ist der Internethandel aber auch ein Risiko, weil sich Firmen übers Internet auf der ganzen Welt nach potentiellen Lieferanten umschauen können. Diesen Wettbewerb muss man aushalten und eben das entscheidende Quantum besser sein. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang natürlich die Chillventa, die wir wieder als Aussteller besuchen werden, und auch Artikel und Anzeigen in Fachzeitschriften tragen zum Bekanntheitsgrad unserer Firma bei.

KKA: Und welche Herausforderungen gilt es aus technischer Sicht zu meistern?

Frank Töllen: Hier ist die Branche wirklich im Umbruch. Vor allem die Kältemitteldiskussion treibt alle Marktteilnehmer und uns natürlich in gleicher Weise um. Zum Glück haben wir das technische Know-how, um alle Kundenwünsche umzusetzen. Ob klassische fluorhaltige Kältemittel, Propan oder die kommenden A2L-Kältemittelgemische – wir können alle Komponenten und Verdichter einbauen, die von den Herstellern für die jeweiligen Kältemittel freigegeben wurden. Wir haben das erforderliche Fachwissen und schon etliche Referenzanlagen mit Propan realisiert. Wir kennen auch die sicherheitstechnischen Anforderungen für dieses brennbare Kältemittel und können entsprechend kompetent beraten – was der Kunde haben möchte, bekommt er bei Erba.

KKA: Kommen wir doch noch einmal auf die Strukturen der Erba Kälte zurück. Erwin Backes ist in der Branche ja bekannt – verzeihen Sie den Vergleich – wie ein bunter Hund. Ihn vorzustellen hieße Eulen nach Athen tragen. Aber die neue Führungsmannschaft kennen sicher doch noch nicht alle. Könnten Sie sich kurz mit ein paar Eckdaten vorstellen?

Thomas Hund: Ich bin 55 Jahre alt und habe die meiste Zeit meines Berufslebens bei der Erba Kälte gearbeitet. In Magstadt habe ich 1995 im Außendienst angefangen, zuvor habe ich meine Erfahrungen in einem Unternehmen im Bereich Kühlmöbel- und Großküchentechnik gesammelt. Seit Anfang 2010 bin ich in der Geschäftsführung tätig, wobei ich mich weiterhin stark im Außendienst einbringe.

Peter Stark: Ich bin Jahrgang 56 und habe nach meiner Lehre bis 1987 als Elek­tromechaniker gearbeitet. Darauf folgten 18 Jahre als technischer/kaufmännischer  Verkäufer im Kältegroßhandel. 2005 bin ich zu Erba in den Verkauf gewechselt. Seit 2011 fungiere ich hier als Prokurist und  Verkaufsleiter.

Frank Töllen: Ich bin 41 Jahre alt und habe eine Ausbildung zum Elektro-In­stallateur absolviert. Seit 2003 bin ich bei Erba; hier habe ich noch eine Techniker-Ausbildung gemacht und zunächst in der Werkstatt gearbeitet, die ich später dann als Werkstattleiter betreut habe. Mittlerweile kümmere ich mich als Betriebsleiter um die Produktion und alle technischen Anforderungen.

KKA: Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg und dass Erba Kälte auch weiterhin so erfolgreich am Markt agiert, wenn Erwin Backes sich zurückzieht. Herr Backes, wie fühlen Sie sich, wenn Sie nun nach über 35 Jahren andere ans Ruder lassen?

Erwin Backes: Ich weiß mein Unternehmen bei Herrn Hund, Herrn Stark und Herrn Töllen in besten Händen. Sie haben das nötige Rüstzeug, um Erba Kälte auch ohne mein Zutun erfolgreich zu führen. Beratend stehe ich natürlich weiterhin zur Verfügung. Leicht fällt es natürlich nicht, sein Lebenswerk zu übergeben, aber ich freue mich auch darauf, künftig etwas kürzer treten und mich meinen Hobbys widmen zu können – langweilig wird mir ganz sicher nicht werden.

Ich möchte die Gelegenheit dieses Interviews aber auf jeden Fall nutzen, um zum Abschied aus meinem Berufsleben Dank zu sagen. Mein Dank gilt vor allem den Firmeninhabern, Betriebsleitern, Meistern sowie allen ungenannten Kunden, Lieferanten und allen Personen in meiner Berufslaufbahn, die der Erba Kälte über viele Jahre die Treue gehalten haben. Ohne die anderen weniger wertschätzen zu wollen, danke ich vor allem den Erstkunden aus der Gründungszeit meiner Firma, die schon früh ihr Vertrauen in mein bzw. unser Know-how gesetzt haben. Von diesen sind einige schon seit 35 Jahren „an Bord“. Ich hoffe, nein, ich bin überzeugt, dass unsere Kunden auch nach meinem Ausscheiden dem Unternehmen auch weiterhin die Treue halten werden. Weiterhin danke ich unseren Haupt-Handelspartnern – den Firmen Dorin, Embraco (früher Aspera) und Hanbell sowie allen anderen, nicht genannten Firmen und Partnern. Ein großes Dankeschön möchte ich natürlich auch meinen Mitarbeitern aussprechen. Wie bei meinen Nachfolgern zu sehen ist, sind sehr viele dabei, die den Erfolg der Erba Kälte an meiner Seite über viele Jahre mit aufgebaut haben. Mindestens zehn Jahre Betriebszugehörigkeit sind eher die Regel als die Ausnahme. Ich wünsche allen auch weiterhin viel Freude an ihrer Arbeit und werde den sicherlich eintretenden Erfolgsweg der Erba Kälte auch aus dem Ruhestand heraus genau verfolgen.

KKA: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

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