Stärke in der Flexibilität
Interview mit Giuseppe Visentini, CEO bei Thermokey in Rivarotta (Italien)
Die Firma Thermokey steckte Ende 2012 / Anfang 2013 in einer finanziellen Krise. Diese ist aber nun nach eigenen Angaben überwunden und der italienische Hersteller von Wärmetauschern für verschiedenste Anwendungen möchte gerade auf dem deutschen Markt wieder Vollgas geben. Die KKA-Redaktion sprach hierüber mit dem CEO der Firmengruppe, Giuseppe Visentini.
KKA: Thermokey ist seit 1991 auf dem Markt vertreten. Wie hat sich das Unternehmen verändert und entwickelt?
Visentini: Unser im Nordosten Italiens angesiedeltes Unternehmen besitzt eine hohe fachliche Expertise im Bereich der HVAC-Systeme, mit der wir derzeit einen Umsatz von über 40 Millionen Euro erwirtschaften. Rund 25 % dieses Umsatzes stammen aus der Fertigung von Rohr- und Lamellenpaketwärmetauschern sowie Alu-Microchannel-Technologie für OEM-Kunden; 15 % erwirtschaften wir mit Hochleistungsverdampfern für industrielle und gewerbliche Kühlanlagen, 60 % mit Rückkühlern und Kondensatoren für Klima- und Prozesskühlung (Maschinen, Rechnungszentren, Stahlwerke usw.).
Über 65 % unserer Produkte werden im vorwiegend europäischen Ausland vertrieben. Vor Kurzem haben wir mit dem Export in die USA begonnen und ausgesprochen positives Feedback von unseren Kunden bekommen. Diese Erfolge sind vor dem Hintergrund der Ende 2012/Anfang 2013 durchlaufenen finanziellen Krise des Unternehmens zu sehen, die hauptsächlich durch Beteiligungsgesellschaften bedingt war. Nach der Übernahme der Geschäftsführung durch eine Gruppe Unternehmer im Januar 2014 hat das Unternehmen die Krise nun überwunden.
Seit Februar vergangenen Jahres konzentriert sich Thermokey auf die Konsolidierung des Kerngeschäftes vor allem mithilfe eines erstklassigen Teams, neuen Produktionsprozessen und der Verlässlichkeit des Sortiments. Anfang 2015 haben wir eine zweite Investitionsphase für die Entwicklung neuer Produkte eingeläutet. Wir arbeiten an einem soliden Fundament für die Gegenwart und das zukünftige Wachstum des Unternehmens.
KKA: Man hört immer häufiger von italienischen Unternehmen, die an asiatische oder arabische Fonds verkauft werden. Hat sich jemand in diesem Sinne für Thermokey interessiert?
Visentini: Ich muss zugeben, ja. Anfang 2015 und mit einem Unternehmen, das erneut auf soliden Grundlagen steht, hat sich ein großer chinesischer Konzern mit einem Umsatzvolumen von 4 Mrd. für eine potentielle Übernahme interessiert. Verhandlungen haben zu einem konkreten, finanziell sehr interessanten Angebot geführt; es fehlte jedoch eine klare Strategie für das Unternehmen. Daher hat der Aufsichtsrat einstimmig entschieden, das Angebot abzulehnen und das Unternehmen unabhängig weiterzuführen.
KKA: Was sind Ihre nächsten Ziele – vor allem in Deutschland?
Visentini: Seit 2005 ist Thermokey mit einer Filiale in Deutschland vertreten, der Thermokey Deutschland GmbH. Seit Februar 2015 wird diese vollständig von der Thermokey Italia kontrolliert. Damit unterstützen wir unsere Aussage, dass wir in den deutschen Markt investieren wollen, einem sehr anspruchsvollen Markt, der für unsere Branche sehr wichtig ist. Unser Ziel ist es, näher am Kunden zu sein und diesen mit immer wettbewerbs- und leistungsfähigeren Produkten zu bedienen. Unsere Kunden verlassen sich auf das qualifizierte Fachpersonal der Thermokey GmbH, das optimale Lösungen ausarbeitet, den Standort inspiziert und vor Ort die Inbetriebnahme der Anlage überwacht. Wir sind überzeugt, dass sich ein auf Wachstum und Wettbewerb fokussiertes Unternehmen mit hoch entwickelten Märkten konfrontieren muss. Die unmittelbare Nähe zu den Absatzmärkten Deutschland, Österreich und Schweiz ist für uns daher von zentraler Bedeutung.
KKA: Was unterscheidet Sie von den führenden Unternehmen dieser Branche, sowohl in Italien als auch in Deutschland?
Visentini: Als mittelständisches Unternehmen liegt unsere Stärke in der Flexibilität. Wir investieren sehr viel, sowohl in technische Ausstattung als auch in Personal. Dadurch sind wir in der Lage, Spitzenleistungen zu erbringen und zum Bezugspunkt für einen immer anspruchsvolleren Kundenkreis zu werden. Der Markt verlangt nicht mehr nur ein Produkt, sondern will Zugriff haben auf ein Team, das ihn durch alle Phasen hindurch begleitet. Außerdem sind Aspekte wie die steigende Nachfrage nach Energiekosteneinsparungen und umweltverträglichen Maschinen extrem wichtig.
Thermokey widmet diesen Themen sehr viel Aufmerksamkeit und investiert bereits seit einiger Zeit in die Produktion von Microchannel-Technologie und in diesem Zusammenhang in eine Linie dedizierter Kondensatoren. Durch ihre hohen Leistungsmerkmale und die geringe Füllmengen gehören diese Geräte zu den modernsten Lösungen unserer Branche.
KKA: An welchen neuen technischen Projekten arbeiten Sie zurzeit?
Visentini: In dieser Phase ist das Hauptaugenmerk auf die Zuverlässigkeit des gesamten Produktionssystems und damit eine hohe Ausfallsicherheit gerichtet. Mein Vater, Geschäftsführer der Thermokey SpA, ist bekannt für Projekte in Stahlwerken (Danieli, Casagrande, Pomini Techint), orthopädische Prothesen aus Titan (Lima) und Turbinenschaufeln für die Stromerzeugung (CBlade). Ich selbst war zwölf Jahre lang im Anschluss an meinen Hochschulabschluss in Ingenieurwissenschaften und einen Master in Lean Production als Operationsmanager in das „Abenteuer“ der CBlade involviert.
Aufgrund unserer Tätigkeiten in Industriesparten, in denen dieser Aspekt wesentlich ausgefeilter ist im Vergleich zum HVAC-Bereich, blicken wir auf einen großen Erfahrungsschatz in der Steigerung von Prozessleistungen zurück. Unser zweites Geschäftsfeld ist die Entwicklung von speziellen Lösungen für verschiedene Branchen, wie beispielsweise Rechnungszentren und Stahlwerke, oft in Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren des Marktes. Im Übrigen konzentrieren wir uns weiterhin auf die Entwicklung von Aluminium-Microchannel-Technologie, die ökologisch ist und ein exzellentes Preis/Leistungsverhältnis hat.