Warenqualität und Kältemittel
6. Altenstädter Kältetage von Teko
Was als überschaubarer Tag der offenen Tür begann, hat sich mittlerweile zu einer der wichtigsten Weiterbildungsveranstaltungen der Kältebranche entwickelt: die Altenstädter Kältetage, die von der Firma Teko veranstaltet werden. Vom 3.-5. September 2013 folgten über 400 Interessierte der Einladung von Teko, um sich über aktuelle Themen der Branche zu informieren. Vor allem das Thema Kältemittel begleitete die Tagung in den Vorträgen und an den Themeninseln auf dem Firmengelände.
Wenn ein Hersteller zu einer Schulung lädt, drehen sich in der Regel die Vorträge um Produkte der Firma, mitunter verkommen vermeintliche Weiterbildungen dann zu reinen Verkaufsveranstaltungen. Die Firma Teko erliegt dieser Versuchung nicht, wenn sie zu den Altenstädter Kältetagen ruft. Bereits zum sechsten Mal zeigte Teko, dass man bei einer Firmenveranstaltung auch als Händler und Hersteller mit neutralen Fachvorträgen aufwarten kann. Natürlich konnten sich auch die Besucher in Altenstadt über die Produkte von Teko informieren – an vielen Infostationen auf dem ganzen Firmengelände waren diese zu sehen. Aber an den sogenannten Themeninseln (z.B. zu den Themen „Natürliche Kältemittel“ oder „Verdichterdiagnose“) stand die fachliche Diskussion im Vordergrund; dass Teko auch Produkte in diesen Bereichen anbietet, wurde eher beiläufig und unaufdringlich vermittelt. Auf diesen Umstand angesprochen, entgegnete Teko-Geschäftsführer Kurt Kohr der KKA-Redaktion gegenüber lapidar: „Wir reden halt nicht viel über unsere Produkte, wir leisten lieber etwas.“
Fünf Vorträge gab es im Rahmen der Kältetage zu hören – und zwar so geschickt auf drei Tage verteilt, dass man allen lauschen konnte – egal ob man den 4. September von morgens bis abends vor Ort war, oder ob man lieber einen Vor- und einen Nachmittag mit Übernachtung vorgezogen hatte. Und das alles begleitet von einer perfekten Rundum-Betreuung und guter Verpflegung.
Themenblock „Warenqualität sichern“
Im ersten Vortragsblock ging es um die Einhaltung der richtigen Warenqualität bei der Lagerung von kühlpflichtigen Lebensmitteln. Bernd Meyer, Lebensmittelkontrolleur aus dem Landkreis Verden, berichtete aus seinem Arbeitsalltag, wie die gesetzlichen Temperaturvorgaben in der Praxis tatsächlich umgesetzt bzw. eben nicht umgesetzt werden.
Bernd Meyer bemängelte, dass es zwar gesetzliche Vorgaben zu den Lagertemperaturen verschiedener Lebensmittel gebe, diese hätten aber in vielen Fällen nichts mit der tatsächlichen Lebensmitteltemperatur zu tun. Die Fotos in seinem Vortrag verdeutlichten dies drastisch. Mit Einstich-Thermometern zeigte Bernd Meyer auf, dass trotz richtiger Lagertemperatur im Kühlmöbel die Kerntemperatur der Lebensmittel oft deutlich darüber lag. Fehlende Wartung, mangelhafte Reinigung, Bedienungsfehler und zu enge und zu tiefe Regale im Kühlmöbel seien meist die Ursachen hierfür.
Eine Methode, um die Lagertemperaturen sicherer und mit einer neuen Messmethode erfassen zu können, stellte Dr. Lukas Patryarcha, Firma Wurm, vor. Wurm hat einen völlig neuen Ansatz gefunden, um die Temperaturen im Kühlmöbel zu messen. Der T3-Sensor ist eine Messstange, die, modular aufgebaut, auf jede Kühlmöbelbreite anpassbar ist. In der Messstange enthalten sind mehrere Messstellen, so dass die Temperaturen nicht mehr nur wie früher an einzelnen Messpunkten erfasst werden, sondern ein ganzes Temperaturband im Kühlmöbel gemessen wird. Montage und Parametrierung seien nach Aussage von Dr. Patryarcha sehr einfach vorzunehmen. Neben einer viel umfassenderen Dokumentation der Kühlmöbeltemperatur sei auch eine schnellere Erkennung von Störungen möglich – Lüfterausfälle, Verdampfervereisung aber auch falsche Warenbeladung ließen sich aufdecken.
Weiter berichtete Dr. Patryarcha über die neue „Smartflow“-Überhitzungsregelung von Wurm. Diese stellt für eine Anlage automatisch die richtige Überhitzung ein, ohne dass zuvor für jede einzelne Kühlstelle die Parameter eingegeben werden müssen. Dies bringe Vorteile in Bezug auf Sicherheit und Zeitersparnis mit sich.
Themenblock „Kältemittel“
In einem zweiten Themenblock ging es rund um das Thema Kältemittel. Bernhard Schrempf (KISC) behandelte in seinem Vortrag die brennbaren Kältemittel. Dabei stellte er die relevanten Sicherheitsbestimmungen und deren praktische Umsetzung vor. Auch wenn man als Kälteanlagenbauer mit brennbaren Kältemitteln lieber nichts zu tun haben möchte, so gibt es doch zahlreiche Kunden, die deren Einsatz fordern. Dieser Trend wird sich in der Zukunft durch die zu erwartenden verschärften Bestimmungen bei den F-Gasen noch weiter verstärken. Entweder man verzichtet also auf Aufträge oder aber man investiert Zeit (und Geld) in den Aufbau des nötigen Know-hows rund um die natürlichen bzw. brennbaren Kältemittel. Der Umgang mit brennbaren Kältemitteln ist beherrschbar, allerdings gibt es hohe Anforderungen an Maschinen und auch den Arbeitsschutz in explosionsgefährdeten Bereichen. Hier stünden vor allem die Betreiber der Anlagen stark in der Verantwortung, aber auch die Anlagenbauer müssten wissen, was sie tun, fundiert beraten und mit dem erforderlichen Sachverstand sicher bauen, führte Bernhard Schrempf weiter aus. So nebenbei ließe sich der Umgang mit brennbaren Kältemitteln nicht erschließen, hier seien intensive Vorbereitung und Schulungen erforderlich. Allerwichtigstes Ziel sei jedoch, dass man wirklich dichte Anlagen baue, Flickschusterei dürfe sich niemand erlauben, war Schrempfs Fazit seiner Ausführungen.
In einem zweiten Vortrag brachte Andrea Voigt, EPEE, die Anwesenden in Altenstadt auf den neuesten Stand der Dinge in Bezug auf die Neuregelung der F-Gase-Verordnung. An vorderster Front in Brüssel bestens informiert, konnte Andrea Voigt fundiert Auskunft erteilen – allerdings auch nur über die aktuelle Sachlage, an der sich in den vergangenen Wochen wenig geändert hat. Immer noch gibt es einen Schwebezustand zwischen den ambitionierten (überzogenen) Forderungen des Umweltausschusses des EU-Parlaments und den etwas konservativeren Positionen des Rats/der Kommission, die nicht ganz so rigoros argumentieren.
Themeninseln
Neben den Vorträgen konnten sich die Teilnehmer der Kältetage auch an mehreren Themeninseln informieren. An den Themeninseln standen die ganzen Tage kompetente Ansprechpartner bereit. Eine Themeninsel behandelte das Thema „Natürliche Kältemittel“. Teko hat hier schon einige Erfahrungen gesammelt und Anlagen mit Propan, Kohlendioxid und Ammoniak realisiert. Diese Erfahrungen gibt Teko auch in Schulungen weiter. Die Experten von Teko berichteten über Einflussfaktoren, Bauweisen, Prüfmethoden, Einsatzmöglichkeiten, Umgang, Vor- und Nachteile der verschiedenen Kältemittel.
Eine weitere Themeninsel stellte die Verdichteranalyse in den Blickpunkt. An der Werkbank des Verdichterexperten Heinz Marquardt konnte man Schadenbilder, die täglich in der Praxis entstehen, hautnah fühlen und über die Ursachen diskutieren.
Auch die Bundesfachschule Maintal hatte eine Themeninsel organisiert und informierte über die Themen Aus- und Weiterbildung und Fachkräfte in der Kältebranche.
Einblicke in die Produktwelt von Teko und auch die Fertigung von Kältemaschinensätzen ergänzten die vielfältigen Informationen, die die Besucher der Kältetage mitnehmen konnten.