Ukraine-Krieg trübt optimistische Umsatzerwartungen ein
29.03.2022Die Unternehmen der Allgemeinen Lufttechnik sind mit einer guten Portion Optimismus ins Jahr 2022 gestartet, der nun aufgrund des Ukraine-Kriegs und seiner Folgen jedoch einen spürbaren Dämpfer erhält. Laut Konjunkturumfrage des Fachverbandes Allgemeine Lufttechnik erwarten die Unternehmen in diesem Jahr ein Umsatzplus von durchschnittlich 5 Prozent zum Vorjahr. Bereits im Jahr 2021 verbuchte die Branche eine Umsatzsteigerung von 10 Prozent. Auf der jüngsten Vorstandssitzung des Fachverbandes war jedoch zunehmende Skepsis spürbar. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die weitere Entwicklung seien schwer kalkulierbar, hieß es.
Ein entscheidender Faktor hierbei wird die künftige Verfügbarkeit von Material und Vorprodukten (beispielsweise Stähle und andere Metalle, Kunststoffe, Energie und insbesondere Elektronikbauteile) sein. Aufgrund zahlreicher Störungen in den Lieferketten und damit verbundener, schwer kalkulierbarer Materialkosten sowie einer zusätzlichen Verunsicherung der Abnehmerbranchen ist mit Projektverzögerungen zu rechnen. Zwar sind die Orderbücher in der Allgemeinen Lufttechnik gut gefüllt: Weil die Aufträge aber nicht zügig abgearbeitet werden können, verschieben sich auch die Umsätze.
Außerdem werden neue oder laufende Projekte aufgrund der aktuell unsicheren Situation nicht weiter vorangetrieben, sondern auf unbestimmte Zeit verschoben. Hinzu kommt ein erheblich wachsender Logistikaufwand und ein sich ausweitender Fachkräftemangel. Diese Engpässe sowie der Anstieg der Energiepreise schmälern sowohl das Wachstum als auch die Ertragslage.
Umso mehr werden die Trends der Allgemeinen Lufttechnik, wie Energie- und Ressourceneffizienz sowie Umwelt-, Klima- und Arbeitsschutz an Bedeutung gewinnen. Auch eine steigende Nachfrage nach Lösungen für die Belüftung von Innenräumen (Indoor-Air-Quality) hilft den Unternehmen. Im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung steigt auch die Nachfrage nach Technologien für Rechenzentren und Server. Dabei ist die Reduktion des CO2-Austoßes einerseits eine Herausforderung in der eigenen Produktion der Unternehmen. Andererseits ist sie eine Chance durch das Angebot emissionsarmer Lösungen im Markt. Die Digitalisierung ist hierbei ein entscheidender Aspekt - insbesondere für Anbieter qualitativ hochwertiger Systemlösungen ist daher ein wachsender Markt zu erwarten.
Udo Jung, Vorstandsvorsitzender des Fachverbands "Allgemeine Lufttechnik"
Bild: VDMA
Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die zunehmende Gefahr von Protektionismus sind aktuell nicht abschätzbar. Die deutschen Unternehmen der Allgemeinen Lufttechnik exportierten 2021 Erzeugnisse im Wert von 370 Millionen Euro nach Russland und Weißrussland sowie in die Ukraine. Das entspricht knapp 3 Prozent der gesamten Ausfuhren der Allgemeinen Lufttechnik im Jahr 2021. "Neben den direkten Folgen des Krieges auf den Export unserer Produkte nach Russland und die Ukraine, erwarten wir auch indirekte Effekte für unsere Branche", sagt Udo Jung, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes. "Denn die Lufttechnik liefert in eine Vielzahl von Industrien, deren Russlandgeschäft ebenfalls betroffen sein wird."
Aufgrund der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine hat der VDMA seine Prognose für das reale Produktionswachstum im gesamten Maschinen- und Anlagenbau von 7 Prozent auf 4 Prozent für das Jahr 2022 gesenkt.