6. Klima-Tag des FGK

Der lange Weg zur Energiewende

Der Fachverband Gebäude Klima e. V. (FGK) veranstaltete am 21. Juni 2012 in München seinen sechsten Klima-Tag. Rund 70 Teilnehmer besuchten die Vorträge zum Leitthema „Quo vadis Energiewende? Antworten aus der Raumlufttechnik“ – Wo gehst du hin Energiewende? Insbesondere Informationen zu den Ent­wicklungen bei der Novellierung der Energieeinsparverordnung EnEV 2012 wurden mit Spannung erwartet. Aber auch die Inhalte und Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG), die Ökodesign-Richtlinie in der Gebäudetechnik, Energie-Einsparpotentiale bei RLT-Anlagen sowie ein Überblick zum aktuellen Stand der nach EnEV geforderten energetischen Inspektionen von Klimaanlagen stießen auf reges Interesse.

Dipl.-Ing. Peter Rathert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) zeigte sich unzufrieden mit der aktuellen Situation und der Diskussionsentwicklung, die bislang auf eindeutige Ergebnisse aus dem Ministerium warten lässt. Im Hinblick auf die deutsche Gebäudekulisse erklärte er die Nichtwohngebäude zur Grauzone, da kein adäquates Datenmaterial für diesen Bereich zur Verfügung stehe. Rathert betonte, „wir kennen das schlussendliche Anforderungsniveau noch nicht, mit dem wir an das Thema herangehen können“.

 

EnEV 2012?

Die ursprünglich für 2012 geplante Novelle der EnEV verschiebt sich offensichtlich in die erste Jahreshälfte 2013. Ursachen für die Verzögerung sind insbesondere in einer notwendigen inhaltlichen Abstimmung der EnEV-Novelle mit dem gleichzeitig zu überarbeitenden Energie-Einspar-Gesetz und einer noch ausstehenden Stellungnahme des Bundesumweltministeriums zum EnEV-Entwurf zu suchen. Erschwerend hinzu kommt für die Verordnungsgeber, bei der Fortschreibung der EnEV das Anforderungsniveau im Hinblick auf die Bau- und Gebäudetechnik weiter anzuheben, wobei jedoch das Wirtschaftlichkeitsgebot gewahrt werden muss. Ende Juni 2012 war davon auszugehen, dass in die EnEV 2013 eine Vereinfachung des Nachweisverfahrens für Wohngebäude aufgenommen wird („EnEV easy-Verfahren“) und eine Verpflichtung der Bundesländer zu stichprobenartigen Prüfungen von Gebäude-Energieausweisen und von Berichten zu energetischen Inspektionen von Klimaanlagen eingeführt wird. Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger betonte, dass Günther Mertz, Geschäftsführer des FGK e. V.­ regelmäßig in Berlin sei und „das Ohr an der Schiene“ habe. Günther Mertz führte aus, dass es sich um einen guten Beginn aus der Perspektive des Gebäudesektors gehandelt habe, die Umsetzung in der Politik jedoch auf der Strecke geblieben sei. Die Energiewende stecke in einer politischen Zwickmühle und setze die Schwerpunkte in Netzausbau und Windenergie. Aufgabe des FGK und seiner Mitglieder sei es, dafür zu sorgen, dass Energieeffizienz wieder Thema werde. Auch an der medialen Wirkung der Energieeffizienz müsse man arbeiten, hierzu soll der Klima-Tag seinen Beitrag leisten.

Dipl.-Ing. Peter Rathert zog den Schluss, dass mit den ständigen Veränderungen der Anforderungen auf Arbeitsebene schwierig umzugehen sei. Es handele sich um zu komplexe Vorgaben in zu kurzen Intervallen. In der Pause war zu vernehmen, dass diejenigen, die heute bereits energetische Inspektionen durchführen, u. U. für Formfehler zur Rechenschaft gezogen werden. Viele öffentliche Dienststellen, wie Bauämter, seien kaum oder nur unzureichend im Thema.

 

Das EEWärmeG

Das EEWärmeG fordert, ergänzend zur EnEV, dass Mindestanteile der thermischen Energien zur Beheizung und Kühlung von neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden durch regenerative Energien und Systeme oder Ersatzmaßnahmen gedeckt werden müssen. Zum Nachweisverfahren der Umsetzung dieses Gesetzes in die Praxis gab es bislang viele Diskussionen und offene Fragen, die mit dem im Mai 2012 herausgegebenen Beiblatt 2 „EEWärmeG“ zur DIN V 18599 größtenteils geklärt wurden. Inhalte und Beispiele wurden im Rahmen des Klima-Tages erläutert. Zudem wurden diese Ausführungen im Hinblick auf die Wärmerückgewinnung in raumluft- und klimatechnischen Zentralgeräten als Ersatzmaßnahme gemäß EEWärmeG (inkl. Verdun­stungskühlung) vertieft.

 

Energieeinsparpotential der Raumlufttechnik

Auch die Ergebnisse der Ende 2011 vom FGK veröffentlichten Studie zum Energieeinsparpotential der Raumlufttechnik in Deutsch­land wurden erläutert. Würden die im Bestand befindlichen RLT-Geräte mit einer Gesamtluftleistung von etwa 4 Mrd. m³/h mit Wärmerückgewinnung und effizienteren Ventilatoren ausgestattet und würde darüber hinaus der Betrieb vieler ineffizient arbeitender RLT-Anlagen optimiert, so könnten durch diese Maßnahmen jährlich 3,5 TWh Strom und 15 TWh thermische Energie eingespart werden. Bereits seit Herbst 2007 wurde mit der damals neu erschienenen EnEV-Novelle ein zeitlich abgestuftes Verfahren zu energetischen Inspektionen von Klimaanlagen mit Kühlleistungen von über 12 kW eingeführt, das sich allerdings bislang im Markt kaum durchsetzen konnte: Lediglich 1 bis 2 % der mehrere 100 000 von der Prüfpflicht betroffenen Klimaanlagen wurden bisher tatsächlich inspiziert. Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke betonte die Verpflichtung, energetische Inspektionen durchzuführen. Er bemängelt auch, dass nicht immer klar sei, zu welchem Zweck ein Nichtwohngebäude schlussendlich genutzt werde und welchen Anforderungen es dadurch unterliege. „Es gelingt uns nicht, die Architekten davon zu überzeugen, dass Lüftungstechnik nicht zwischen ‚Tapete und Putz’ passt, sondern dass diese Platz braucht.“

Claus Händel erläuterte zahlreiche Rahmenbedingungen und Inhalte der energetischen Inspektion. Für eine zukünftig stärkere Marktdurchdringung und Akzeptanz der Inspektionen setzt er besonders auf die demnächst erscheinende DIN SPEC 15240 in Kombination mit dem VDMA-Einheitsblatt 24197. Diese befasst sich ausschließlich mit der energetischen Inspektion (Kenn­zahlen, Checklisten). Er setzt aber auch auf die kommende EnEV 2013, die ein Verfahren zu stichprobenartigen Überprüfungen von energetischen Inspektionen an Klimageräten enthalten wird.

Die von Jens Schuberth vorgestellte Ökodesign-Richtlinie der EU (Richtlinie 2009/125/EG) zielt auf eine kontinuierliche Verbesserung der Effizienz von allen elektrisch betriebenen Geräten und Systemen. Die Ergebnisse einer Ökodesign-Richtlinie sind Vorgaben an Mindesteffizienzwerte, die einzuhalten sind, um diese Produkte überhaupt in den EU-Staaten in Verkehr bringen zu dürfen. Im Bereich der Gebäudetechnik gibt es solche Ökodesign-Vorgaben bereits, eine weitere Richtlinie für zentrale RLT- und Klimageräte wird derzeit erarbeitet. Schuberth erläuterte anschaulich die komplexen Verfahren vom Start einer Ökodesign-Richtlinie bis zur Umsetzung in der EU, die oft mehr als fünf Jahre dauern.

Der Klima-Tag mit der Kernfrage, wohin die Energiewende geht, gab zwar Informationen über den Stand der politischen Entwicklungen jedoch kein Ziel an, es bleibt die Frage, „quo vadis Berlin“, in punkto Energiewende.

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