Die „Nachfolgeregler“

Interview mit Gunther Gamst und Veit Madaus, VENTUMI Kälte Klima Lüftung AG

Das Kälteanlagenbauerhandwerk ist seit 1978 als Vollhandwerk mit eigenem Berufsbild anerkannt. In vielen Betrieben, die damals und in den Folgejahren gegründet wurden, steht nun der Generationswechsel an und die Übernahme muss geregelt werden – oftmals keine leichte Aufgabe. Die VENTUMI Kälte Klima Lüftung AG möchte Betrieben, in denen ein Inhaberwechsel ansteht, eine neue Heimat bieten und aus ihnen eine schlagkräftige Firmengruppe schmieden. Über die Hintergründe und Ziele sprach die KKA-Redaktion mit VENTUMI-CEO Gunther Gamst und dem Mitglied des Aufsichtsrats, Veit Madaus.

KKA: Die VENTUMI Kälte Klima Lüftung AG ist in der Branche noch ein unbeschriebenes Blatt. Wer steckt dahinter?

Veit Madaus: Hinter VENTUMI stehen zwei traditionsreiche, mittelständische Unternehmerfamilien. Beide Familien investieren traditionell eigenes Vermögen in unternehmerische Aktivitäten. Wir sind nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung aus, sondern vertrauen auf die Stärke des deutschen Mittelstands bzw. von Handwerksbetrieben der Kälte- und Klimabranche. Deshalb wollen wir in Betriebe investieren, gemeinsam mit ihnen die Zukunft gestalten und langfristig wachsen. Um glaubwürdig mit Unternehmern auf Augenhöhe kommunizieren zu können, benötigt man natürlich auch entsprechende Branchenkenntnisse. Daher war es uns besonders wichtig, mit Gunther Gamst einen absoluten Brancheninsider als Vorstandsvorsitzenden gewinnen zu können, den man hier kaum vorstellen muss. Durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer der Daikin Airconditioning GmbH kennt er die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenwelt wie seine Westentasche und verfügt über ein umfangreiches Netzwerk.

KKA: Wie gehen Sie konkret bei der Suche nach Fachbetrieben vor?

Gunther Gamst: Wir sehen uns als ersten Ansprechpartner für Kälte-/Klima-Fachbetriebe, die auf der Suche nach einer mittelfristigen Nachfolgeregelung sind. Diesen Betrieben wollen wir eine neue Heimat bieten und gleichzeitig sollen sie unter Beibehaltung des Namens, der Mitarbeiter, der Kunden und der jeweiligen Ausrichtung des Betriebs auch weiterhin in gewohnter Weise am Markt agieren. Vielen Unternehmern fällt es nicht leicht, ihren Betrieb – also ihr Lebenswerk – abzugeben und sich ganz zurückzuziehen. Das müssen und sollen sie bei unserem Geschäftsmodell gar nicht. Im ersten Schritt steht nicht die Übernahme im Fokus, sondern eine Unternehmensbeteiligung. Wir wollen mit dem bisherigen Eigentümer ein Geschäftsmodell entwickeln, bei dem der Unternehmer ganz individuell noch so lange an Bord bleiben kann, wie er oder sie das möchte. Die Komplettübernahme ist das langfristige Ziel.

KKA: Und bis zur Komplettübernahme hält sich VENTUMI im Hintergrund und ist nur als Investor tätig?

Gunther Gamst: Nein, so ist das nicht geplant. VENTUMI wird kein stiller Teilhaber sein, sondern wir wollen aktiv gestalten und unterstützen. Das Risiko der Unternehmensführung ist geteilt und die jetzigen Inhaber sind weiter an der Wertschöpfung beteiligt. Wir kennen aber unsere Stärken und die der Betriebsinhaber. Wer sich, wie ich das viele Jahre getan habe, mit Inhabern von Handwerksbetrieben unterhält, kennt deren Klagen, dass sie vor lauter administrativen Tätigkeiten kaum zum eigentlichen Kern ihrer Arbeit kommen: der Planung und In­stallation von Kälte- und Klimaanlagen. Wir wollen unseren Partnerbetrieben hier den Rücken freihalten und sie bei Buchhaltung, Einkauf, Marketing, der Digitalisierung und dem Personalmanagement unterstützen, sie hierbei entlasten und die damit zusammenhängenden Prozesse optimieren und professionalisieren.

Ein ganz wichtiger Punkt ist der Ausbau der jetzt schon in den Betrieben vorhanden Ausbildungskonzepte und der Aufbau eines Ausbildungs- und Weiterbildungszentrums für die Betriebe der VENTUMI AG.

Irgendwann und, wie bereits geschildert, individuell vereinbart, wird sich der Firmeninhaber aus dem Betrieb zurückziehen. Bis dahin ist es unsere Aufgabe, einen geeigneten Nachfolger zu finden – z.B. aus der zweiten Führungsebene im Betrieb selbst. Für diese Aufgabe werden wir ihn und die gesamte Belegschaft durch Weiterbildungsmaßnahmen aufbauen und fördern.

Veit Madaus: Diese Situation kennen wir aus anderen Branchen, in denen wir bereits mit einem ähnlichen Geschäftsmodell Erfahrungen gesammelt haben. Oft findet man in einem Handwerksbetrieb hervorragende Fachkräfte auf der Ebene der Meister und Techniker. Diese hätten ohne Zweifel die Fähigkeiten, den Betrieb zu übernehmen und ihn dann erfolgreich zu führen.

Ihnen fehlen aber unter Umständen die finanziellen Mittel oder manchmal fehlt auch das Quäntchen Mut für eine Übernahme. Bei unserem Geschäftsmodell können sie, wie der Vorgänger in der Übergangsphase auch, einen Betrieb führen und sich auf das operative Geschäft konzentrieren – ohne die finanzielle Last bei einer Übernahme und die Gesamtverantwortung für alle Abläufe alleine tragen zu müssen.

KKA: Für welche Art von Handwerksbetrieben interessieren Sie sich besonders? Gibt es inhaltliche oder regionale Schwerpunkte?

Gunther Gamst: Wir suchen ausschließlich nach bereits erfolgreichen Kältefachbetrieben, die weiteres Potential haben und die fest im Markt positioniert sind. Wir wollen mit den Betrieben im Markt wachsen. Das gelingt nur mit Unternehmen, die gut aufgestellt sind. Natürlich muss eine Bereitschaft zur mittelfristigen Übergabe des Betriebs an VENTUMI bestehen. Bei den inhaltlichen Schwerpunkten sind wir relativ offen. Ein Spezialist für Industriekälte ist uns genauso willkommen wie ein Fachbetrieb für Klimatechnik oder ein Allrounder, der alle Segmente abdeckt. Es muss aber ein Kälte-/Klima-Fachbetrieb sein!

Veit Madaus: Wenn wir einen Blick auf die Deutschlandkarte werfen, werden wir uns zunächst auf den Süden, Westen und die Mitte Deutschlands konzentrieren, um die Betriebe von unserem Firmensitz aus möglichst optimal betreuen zu können.

KKA: Gibt es auch geplante Kooperationen der VENTUMI-Betriebe untereinander?

Gunther Gamst: Wir würden Potential verschenken, wenn wir das nicht anstreben würden. Die regionale Präsenz der Unternehmen ist uns sehr wichtig, aber selbstverständlich ist es das Ziel, mit den Betrieben nach außen hin als Firmengemeinschaft aufzutreten. Wenn man mehrere kompetente Fachbetriebe mit unterschiedlichen Stärken „im Köcher“ hat, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen, können Aufträge für Großkunden angegangen werden, die der einzelne Betrieb aufgrund seiner zu geringen Betriebsgröße nicht bewältigen könnte. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Vermarktung. Fortschritte und Erfahrungen können untereinander geteilt werden, z.B. im Bereich der Digitalisierung, der Fachkräftegewinnung, des Marketings etc. Das gemeinsame Agieren in einem solchen Verbund bietet allen dazugehörigen Betrieben aus unserer Sicht vielfältige Vorteile.

Veit Madaus: Wer Interesse daran hat, mit VENTUMI in Kontakt zu treten, um sich kennenzulernen und auszutauschen, um dann am Ende zu kooperieren, kann sich gerne an uns wenden. Die Kontaktdaten findet man unter www.ventumi.de.

KKA: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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