Heute schon gespült?

Anforderungen an die Rohrspülung

R22 wird allmählich aus dem Verkehr gezogen. Rohrspülungen werden bei Umrüstungen mehr und mehr zum Alltag eines jeden Kälte- und Klimatechnikers werden.  Wenn Spülen schon notwendig ist, dann aber richtig!

Vor nicht allzu langer Zeit kam Rohrspülung nur alle Jubeljahre vor – ein notwendiges Übel nach einem Verdichter-Ausbrand, zum Schutz vor Verunreinigungen und Wiederholung des Problems. Der jetzige stufenweise Abbau von HFCKW, besonders von R22, wird zu einem erhöhten Nachrüstungsbedarf führen, mit dem Resultat, dass Techniker mehr und mehr spülen werden.


Spülung mit R11 | Traditionell wurde für diese Aufgabe R11 benutzt; schließlich war es billig und einfach als Gas aus dem System zu entfernen. Jetzt allerdings ist die schädigende Wirkung auf die Umwelt bekannt und es wurde verboten – in vielerlei Hinsicht kein großer Verlust. Obwohl die Entnahme schnell, sauber und einfach erschien, konnten Feststoffpartikel wie Metallspäne oder kleine Komponententeile, die sich mit der Zeit im System ansammeln, nicht entfernt werden. Nach Wiederinbetriebnahme der Anlage zirkulieren diese durch das Sys­tem, blockieren möglicherweise Kapillare und beschädigen den neuen Verdichter.
Auch wenn Rohrspülung oft wie ein aufwändiges und kostspieliges Ärgernis erscheint, so ist es langfristig gesehen günstiger, den langen Weg zu gehen und es gleich beim ersten Mal gründlich zu machen. Es gibt diverse Lösungen auf dem Markt. Aber was immer der Hersteller sagt, keine ist ohne Haken. Das Problem ist immer das gleiche: Wird nicht richtig gespült, verbleiben Restpartikel im System. Diese dürftige Praxis startet den Teufelskreis von vorne – mit mehr Kosten für Reparaturen, Neuanschaffungen und zusätzlichen Arbeitsstunden.


Unter Druck? | Nehmen wir zum Beispiel die Verwendung von komprimiertem Gas im flüssigen Zustand als Lösungsmittel. Ähnlich wie R11 klingt dies nach einer schnellen, sauberen und einfachen Lösung: Einige Rohre anschließen, um den Fluss zu dirigieren, und dann das flüssige, halogene Lösungsmittelgemisch durch das Rohrwerk drücken. Verschmutzungen werden gelöst und mitgeführt.
So weit, so gut – und für kleine Anlagen ideal. Problematisch wird es, wenn das Lösungsmittel in den gasförmigen Zustand wechselt – und bei längeren Umläufen wird dies passieren. Die mitgeführten Schmutzpartikel setzen sich ab. Bei großen und gewerblichen Anlagen mit langem Rohrwerk ist es schlichtweg unmöglich, diese zu entfernen. Zurück bleibt eine lauernde Gefahr im System.


Keine Abkürzung nehmen! | Bleiben also nur flüssige Lösungsmittelgemische. Auch hier gibt es zahlreiche Methoden. Alle sind zeitaufwändig und kompliziert, aber sie leisten gute Arbeit. Im Falle des Produktes „EndoFlush“ (www.advancedengineering.co.uk/de) wird das System komplett mit dem Mittel gefüllt und per Pumpe zirkuliert. Es behält seinen flüssigen Zustand während des gesamten Prozesses. Nicht nur Teer-, Öl-, Kohlenstoff- und Schlammablagerungen werden gelöst und entfernt, sondern auch Feststoffpartikel ausgespült, wie es mit einer Gas-Methode nicht möglich wäre. Die schwierigste Aufgabe ist die Entfernung des flüssigen Lösungsmittels. Der Anwender muss sicherstellen, dass die Mehrheit des Mittels aus dem System entfernt wird. Des Weiteren muss die Anlage vor Wiederinbetriebnahme mit Stickstoff ausgeblasen werden. Kurz gesagt, ein langwieriges Verfahren mit mehreren Arbeitsabschnitten, bei dem ein sorgfältiges Befolgen der Gebrauchsanweisung entscheidend ist. Andrerseits ist es allgemein kompatibel, FCKW-frei und vor allem reinigt es das System wirklich gründlich.


Entscheidungen, Entscheidungen |
Letztendlich wird eine Rohrspülung durch mehrere Faktoren beeinflusst: Größe und Alter der Anlage, Grund für die Spülung und – sehr wichtig – die Beziehung zum Kunden. In einigen Fällen, wo das System klein ist und Feststoffpartikel eher unwahrscheinlich sind oder aber Betriebsausfälle in der Zukunft kein Problem darstellen, kann die Spülung mit komprimiertem Gas eine attraktive Lösung sein. Handelt es sich jedoch um große, gewerbliche Systeme und ist eine lange Beziehung mit dem Kunden gewünscht, lohnt sich nach Angaben von befragten Technikern die Mühe einer Rohrspülung mit einem flüssigen Lösungsmittelgemisch. 

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