Kühle Rechner
In machen Haushalten mit pubertierenden Jugendlichen zählen Internetentzug und Handyverbot zu den schlimmsten Strafen, zu denen verzweifelte Eltern in größter Disziplinierungsnot greifen können. Wie nahe wir jedoch dem GAU – in diesem Fall dem „größten anzunehmenden Unmut“ unserer Sprösslinge – ohne Kältetechnik wären, ist (abgesehen von der IT-Branche selbst) wohl nur den wenigsten außerhalb unserer Branche bewusst. Wie so oft ist die Kältebranche existenziell wichtig, ohne dass die Allgemeinheit etwas davon weiß.
So widmen wir uns in dieser Sonderausgabe aus aktuellem Anlass der Kühlung von Rechenzentren. Nein, es gab keine Ausfälle beim Internet und damit verbundene häusliche Stimmungsschwankungen, sondern ein neues Gesetz: Am 18.11.2023 ist das Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland (Energieeffizienzgesetz – EnEfG) in Kraft getreten. Ein ganzer Abschnitt darin beschäftigt sich mit Rechenzentren und macht entsprechende Vorgaben zu Klimaneutralität und Energieeffizienz. Details dazu, die Auswirkungen dieser Regelungen und mögliche technische Lösungen werden in dieser Ausgabe aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Daher möchte ich an dieser Stelle gar nicht näher darauf eingehen.
Es bleibt aber festzuhalten, dass sich hier erhebliche Marktpotenziale auftun. Dabei geht es nicht nur um das rasante Marktwachstum der Rechenzentrumsbranche an sich, sondern auch um die effiziente Gestaltung der Kühlung von neuer und bestehender IT-Infrastruktur, bei der unsere Branche gefordert ist. Hinzu kommt, dass Rechenzentren in zunehmendem Maße ihre Abwärme nutzen müssen, z.B. in Nahwärmenetzen – dort kommen wiederum Wärmepumpen ins Spiel, sei es zentral direkt beim Rechenzentrum oder dezentral im Falle von kalten Nahwärmenetzen beim jeweiligen Abnehmer.
Ein weites Feld mit vielfältigen Möglichkeiten tut sich auf. Und es ist gewiss lohnenswert, sich auch mit diesem speziellen Markt zu beschäftigen, der im Übrigen nicht nur aus Großrechenzentren besteht – auch kleinere Rechenzentren wie z.B. Serverräume von Unternehmen sind betroffen. Es ist wie immer spannend für unsere Branche. Kreativität und Ideenreichtum für innovative Lösungen sind gefragt.
Ihr KKA-Chefredakteur
Matthias Schmitt