Neue Betrugsmasche

Der Trick mit der geänderten Bankverbindung

Gehackte und lahmgelegte IT-Systeme, das Abgreifen vertraulicher Daten und die Erpressung diese im Darknet zu veröffentlichen gehören mittlerweile leider zu alltäglichen Vorfällen – nicht nur große Unternehmen, auch der Mittelstand ist bedroht. Ebenso kreativ sind Kriminelle mit dem sogenannten „CEO-Trick“, bei dem sie Mitarbeitern des Rechnungswesens eine falsche Identität vorspielen und so Zahlungen auslösen. Dabei reicht die Klaviatur über Anrufe, bei denen Stimmen nachgestellt werden über täuschend echte E-Mail-Adressen bis zur Nutzung von Messanger-Diensten. Die vertrauliche Ansprache und der zeitliche Druck erhöhen die Chance, dass der betreffende Mitarbeiter die entsprechende Zahlung vornimmt. Das Geld ist kurz nach der Zahlung verschwunden, im wortwörtlichen Sinne. Durch die zahlreichen Vorfälle wurden Unternehmen und Mitarbeiter aufgeschreckt, Betroffene sensibilisiert und zusätzliche Kontrollen eingerichtet. Damit wird die Gefahr nicht beseitigt, aber verringert, denn es gibt noch eine neue Masche.

Leider sind nicht nur ehrliche Menschen kreativ. Kriminelle verwenden aktuell einen neuen Trick, der insbesondere mittelständische Unternehmen und damit auch viele Kälte-Klima-Fachbetriebe bedroht. Diese stehen deshalb im Mittelpunkt, weil die Betriebsstätte meist nicht die Privatwohnung ist, sondern in einem Gewerbebetrieb liegt, welches nachts und am Wochenende meist verwaist ist. Weiterhin ist die Kältetechnik ein Gewerbe, das Vormaterial benötigt und entsprechende Rechnungen praktisch täglich in beachtlicher Höhe erhält. Die aktuell gute Auftragslage, das hohe Beschäftigungsaufkommen erleichtert Betrügern ihr Handeln zusätzlich.

Zahlreiche Rechnungen werden (immer noch) postalisch versandt. Verwaltungsmitarbeiter kennen die Routine, erhalten sie doch jeden Arbeitstag entsprechende Schreiben. Teilweise wird eine Prüfung der sachlichen und rechnerischen Richtigkeit vorab durchgeführt, teilweise durch die Buchhaltung veranlasst. Während größere Unternehmen einen elektronischen Workflow nutzen, reicht es im Mittelstand aus, einen entsprechenden Stempel aufzudrücken und die ohnehin bekannten Unterschriften nach dem Rücklauf zu prüfen. Wurde die Lieferung bzw. Leistung tatsächlich ausgeführt, wird der Rechnungsbetrag umgehend an die bekannte, hinterlegte Bankverbindung überwiesen.

Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, dass Lieferanten ihre Bankverbindung wechseln, worauf die Kunden explizit hingewiesen werden. Mittelständler sind bekanntlich sparsam. Das noch vorhandene Geschäftspapier mit der alten Bankverbindung wird häufig aufgebraucht. Nicht selten werden auf Rechnungen auffällige Aufkleber angebracht oder Stempel aufgedrückt, die auf die neue Bankverbindung hinweisen. Diese Vorgehen nutzen Kriminelle gezielt.

An Unternehmensstandorten, insbesondere in nachts verwaisten Orten drehen Kriminelle ihre Runden, wobei sich vor allem die Nacht von Samstag auf Sonntag anbietet. Die samstags eingehende Post wird üblicherweise erst am Montag geöffnet. Der Briefkasten ist häufig frei zugänglich. Mit etwas Geschick und entsprechenden Werkzeugen lässt sich die Post aus dem Briefkasten herausfischen. In aller Ruhe wird diese vorsichtig geöffnet und zielgerichtet nach Rechnungen gesucht. Diese werden mit dem bekannten Stempel versehen: „Bitte beachten! Geänderte Bankverbindung. Bitte überweisen Sie ab jetzt an die folgenden IBAN.“ Banken orientieren sich an der IBAN, führen Überweisungen auch bei falschen Angaben des Kontoinhabers aus. Arglos wird die Bankverbindung geändert und die Überweisung ausgeführt.

Verwendet werden für solche Zahlungen vermeintlich seriöse Konten mit deutschen IBAN, die über „ahnungslose“ Personen mit festem Wohnsitz und Personalausweis gegen Einmalzahlungen und über das sogenannte Video-Ident-Verfahren eröffnet werden. Zugang zu diesen Konten haben dann die kriminellen und nicht die vermeintlichen Kontoinhaber.

Die weitere Entwicklung ahnt der Leser. Meldet sich nach einiger Zeit der Lieferant und mahnt die ausstehende Rechnung an, klärt sich der Sachverhalt rasch auf. Allerdings ist das entsprechende Konto längst geräumt, die Chance sein Geld zurückzubekommen geht gegen Null. Deshalb der Tipp, bei jeder Änderung der Bankverbindung zum Telefonhörer zu greifen und sich die neuen Daten kurz bestätigen lassen.

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